Viele Regionen und Branchen sind durch den Coronavirus bedroht – was uns erwarten könnte

Was ist bedrohlicher für die Menschen unseres Planeten? Die gesundheitlichen Risiken durch Covid 19 – oder die sekundären Folgen der weltweiten Pandemie? Schon jetzt leiden alle Arbeitstätigen, die in ungesicherten Bereichen ihren Lebensunterhalt verdienten, unter dem Rückgang der Wirtschaft. Selbstständige und nicht registrierte Tagelöhner gibt es nicht nur in Afrika, Asien und Lateinamerika – auch in der EU sind vor allem in touristischen Regionen ungesicherte Arbeitsverhältnisse weit verbreitet.

So kam es in Süditalien nach der Ausgangssperre schon sehr schnell zu Supermarkt-Plünderungen. Viele

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Süditaliener hatten kein Geld mehr, um das Lebensnotwendigste zu kaufen! Da die vielen informellen Tagelöhner von der Hand in den Mund leben müssen, waren sie schon nach wenigen Tagen in existenzieller Not. Hilfsprogramme des Staates greifen einfach nicht bei Arbeitern, die in keine Sozialversicherungen eingebunden sind und die keine Steuern zahlen.

Süditalien erlebt wieder einmal, wie sich die organisierte Kriminalität die existenzielle Bedrohung von Familien und Unternehmen zunutze macht. Die Mafia verteilt Lebensmittelspenden, vergibt Kredite an Kleinstunternehmen, präsentiert sich als Wohltäter und trägt mit dazu bei, dass die Bevölkerung der Regierung misstraut. Sicher wird es immer mehr Firmenübernahmen geben, wenn Betriebe die Kredite nicht zurückzahlen können. Schon seit geraumer Zeit investieren die kriminellen Organisationen in Dienstleistungsbranchen wie Müllentsorgung und LKW-Transport – aber auch in die Landwirtschaft.
tagesschau: Die Mafia und möglicher Profit in Süditalien

In Indien sind viele Millionen Arbeiter und Wanderarbeiter im informellen Sektor tätig – sie alle sind nun ohnmächtig der Ausgangssperre ausgeliefert. Da sie nicht reisen dürfen, ist zu der eigenen Not auch noch die große Sorge um die Familie eine enorme Belastung. Alles über E-Visa nach Indien. Wie viele Menschen in Indien, Bangladesch, Vietnam, Thailand werden sterben, weil die Preise für Nahrungsmittel in den Himmel schießen – und es keine Einkünfte mehr gibt dank der Beschränkungen und der langfristigen Auswirkungen?
Handelsblatt: Indien, Armut und Corona

In Afrika gibt es zwar bisher erst wenig Corona-Identifizierte – doch die Auswirkungen der Bewegungs-Beschränkungen und der Wirtschaftskonsequenzen sind bereits jetzt dramatisch. Die Preise für einfachste Lebensmittel schrauben sich in gigantische Höhen, viele Menschen haben ihre Jobs verloren, der Tourismus liegt brach, weit verbreitete Gesundheitsgefährdungen wie durch Malaria werden kaum noch beachtet. Die ärmere Bevölkerung könnte sich eine Behandlung auf Intensivstation nicht leisten – ihnen nützt es also wenig, wenn Beatmungsbetten eingerichtet werden.
Tagesschau: Afrika, Corona und der Hunger

Lateinamerika ist nicht nur stark betroffen, weil über 50 Prozent der Bevölkerung im informellen Sektor arbeitet – sondern auch, weil die meisten Rohstoffpreise schon jetzt stark gefallen sind. Gerade Rohöl- aber auch Gas und Kupferpreise sinken noch stärker als schon vor Corona. In Honduras kam es schon zu Hungerrevolten und Plünderungen.
amerika21.de: Lateinamerika, die Coronakrise und die wirtschaftlichen Auswirkungen

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„Heiliger Sankt Florian – was geht uns das Elend woanders an?“

Natürlich könnten wir jetzt einfach jeden Abend beten, dass wir ja so dankbar sind, in Deutschland zu leben. Wir sitzen am längeren Hebel, wenn es um den Kampf um begehrte Güter wie Atemschutzmasken geht im Welthandel; wir haben hervorragende Sozialversicherungssysteme und einen zu recht beneideten Gesundheitssektor – und wir haben die „Schwarze Null“, die anscheinend großzügigste finanzielle Hilfen für angeschlagene Unternehmen ermöglicht – sowohl für Arbeitslose als auch für mittelständische Unternehmen und Konzerne.

Droht die Hyperinflation?

Doch wie lange wird das funktionieren? Schon jetzt werden immer mehr Stimmen laut, die vor einer Hyperinflation warnen. Heute übertrifft der weltweite Schuldenberg die weltweite Wirtschaftsleistung um das Dreifache. Wie wird es in einem Jahr aussehen? Um Konjunktur- und Rettungspakete der Staaten zu finanzieren, wird von den Notenbanken immer mehr Geld neu geschöpft.
Spiegel: Die Welt nach der Corona-Krise

Alternative Währungen wie Gold und Silber sind kaum noch käuflich zu erwerben – die Lieferzeiten für Münzen sind extrem gestiegen. Schon jetzt wird in der Politik über die Einführung von „Schwundgeld“ nachgedacht, um das Horten des staatlich finanzierten Helikoptergeldes zu verhindern. Schwundgeld ist Geld mit eingebauten zeitlichem Verfallsdatum.

Wird es zu einer Hyperinflation mit anschließender umfassender Währungsreform kommen? Was werden die Bürger tun, die sich dank der Niedrigzinsen verschuldet haben? Wird Immobilienbesitz in die Hände der Krisenprofiteure wandern?
finanzmarktwelt: Folgt der Coronakrise eine galoppierende Inflation?

Branchen die in Deutschland zuerst betroffen sind

Ganz allgemein können wir davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Konzentration auf Großkonzerne zunehmen wird. Nicht nur Digitalunternehmen wie Amazon, Google und Microsoft werden gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen und Wettbewerber ausschalten – auch der Finanzsektor und viele weitere Branchen werden wettbewerbsmäßig „ausgedünnt“: Kleinere Akteure werden verschwinden oder in die Hände der Großen fallen. Je länger der Lockdown dauert, desto mehr werden auch Immobilienbesitzer  betroffen sein.

Unternehmenskonkurse werden auch in Deutschland in erster Linie kleine und mittlere Unternehmen treffen. Staatshilfen jedoch gehen in erster Linie an große Unternehmen mit mehr als 249 Beschäftigten und mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Attraktiv für den Bund kann es sein, bei Konzernen Aktien zu erwerben oder sich als stiller Teilhaber zu engagieren.

Auf längere Sicht sind von den wirtschaftlichen Konsequenzen wohl alle Branchen betroffen, doch lohnt sich ein Blick darauf, welche Branchen als Erstes in wirtschaftliche Bedrohung geraten:

  • Die Luftfahrtbranche befindet sich schon lange in einem ruinösen Preiswettbewerb. Wer wird die massiven Einschränkungen im Luftverkehr überleben?
  • Die Tourismusbranche ist riesig – sowohl winzige Marktteilnehmer wie Freiberufler und Kleinunternehmen als auch große Player bangen weltweit um ihre Existenz
  • Die Exportindustrie ist darauf angewiesen, dass Lieferketten reibungslos funktionieren. Das führt zu Dominoeffekten: Fehlt auch nur ein kleines Bauteil, steht womöglich die komplette Produktion still.
  • Luxusgüter sind abhängig von der Kaufkraft der Konsumenten. Durch Arbeitslosigkeit, Schulden und Konkurse wird die Nachfrage nach Luxusgütern sinken
  • Banken werden wohl die größten Verlierer der Corona-Krise sein. Wenn Kredite reihenweise nicht mehr bedient werden können, da Unternehmen überschuldet sind bzw. Konkurs anmelden müssen, führt das zu Konsequenzen für uns alle

Andere Branchen im Dienstleistungssektor wie Einzelhandel, Gastronomie, Werbeagenturen und die Kreativwirtschaft kommen selbstverständlich hinzu. Gerade hier gibt es vor Allem Kleinstbetriebe und Freelancer. Wer wird den Lockdown überleben? Wie wird sich die Arbeitslosigkeit beim Mittelstand (bis 249 Beschäftigte und weniger als 50 Millionen Jahresumsatz) entwickeln, in dem immerhin mehr als 50 Prozent aller in Deutschland Beschäftigte tätig sind? Wie wirkt sich das Ganze auf junge Menschen aus, die einen Ausbildungsplatz brauchen?

Wir haben also wenig Grund, uns abgekoppelt zu fühlen vom steigenden Elend in ärmeren Regionen der Welt. Seit 2008 wissen wir, dass wir die große Finanzkrise wie einen wachsenden Müllberg aus Geld und Schulden vor uns herschieben – nun scheint die Zeit der Neuordnung zu kommen. Ich hoffe sehr, dass wir in der Lage sind, eine Lösung im Sinne der Menschen weltweit zu finden.

Ob wir nur hilflos zugucken können oder mitgestalten? Auf jeden Fall können wir uns vielfältig informieren und unsere Medienkompetenz erweitern. Allein das ist schon viel wert. Und wir können lernen, digitale Kommunikationsmedien zu nutzen, um uns zu vernetzen und gemeinsam Projekte auf den Weg zu bringen – von Bangladesch bis Berlin. Also den Geist wach halten und sämtliche Medien kritisch verfolgen.

In Zeiten, in denen das Sankt Florians Prinzip „Heiliger Sankt Florian – verschon‘ mein Haus, zünd‘ and’re an“ absurd ist, hilft nur Tatkraft, Intelligenz, Vernetzung und Menschlichkeit. Darin können wir uns täglich üben. Vielleicht wird dann aus dieser Krise für die ganze Welt eine enorme Chance.

 

 

 

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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