Wenn alte Menschen lästig werden…

Im Jahr 1991 gab es in Deutschland 15 Prozent Menschen, die älter waren als 65 Jahre – im Jahr 2020 waren es schon 22 Prozent. Die Zahl der Hochbetagten ab 85 Jahren hat sich seit dem Jahr 1991 sogar verdoppelt – auf 2,5 Millionen im Jahr 2020. Gleichzeitig sank die Zahl der jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren von 16,7 Prozent im Jahr 1983 auf 10 Prozent Ende 2021. Überall sind alte Leute, wo man geht und steht, – und viele Jüngere schimpfen, wie lästig sie sind! Im Supermarkt, im Straßenverkehr, als Nachbarn… Tja, nicht nur für Migranten ist Diskriminierung unangenehm. Auch alte Menschen können darunter leiden, wenn man über sie die Nase rümpft.

Ältere Menschen im Supermarkt

Lange Zeit habe ich es vermieden, vormittags einkaufen zu gehen, weil mir die älteren Leute so lästig waren. Sie sind langsam, sie stehen Ewigkeiten am Regal, sie kramen an der Kasse lange nach Kleingeld, anstatt eben die Karte zu zücken – und zum Einpacken brauchen sie auch ewig und stehen im Weg. Auch stehen sie im Ruf, anderen Kunden absichtlich (?) mit dem Einkaufswagen in die Hacken zu fahren und sich aufzuführen wie Möchtegern-Könige.

Heute bin ich selbst auf dem Weg zum alt sein und kann es richtig genießen, vormittags im Supermarkt zu sein. Ich habe Geduld, wenn eine alte Lady im Trenchcoat vor mir verträumt durch die Gänge schiebt und staunend das Angebot begutachtet. Ich genieße es, wenn es nur langsam vorangeht an der Kasse und die Unvollkommenheit des Alters die reibungslosen Abläufe etwas durcheinanderbringt. Gar nicht so selten komme ich sogar ins Gespräch – und es macht total Spaß, mit diesen alten Freaks zu reden. Wir lachen, albern ‚rum und machen uns über uns selbst lustig. Ich glaube, ich werde gutmütig – fühlt sich gut an.

Bild von Vlad Vasnetsov auf Pixabay 

Ältere Menschen im Straßenverkehr

Ältere Autofahrer brauchen manchmal etwas länger, um auf Situationen zu reagieren. Und ja, nicht nur das Reaktionsvermögen – auch die Augen werden schlechter. In öffentlichen Verkehrsmitteln können Rollatoren im Weg stehen, oder gebrechliche alte Menschen sind nicht in der Lage, sich souverän auf den Beinen zu halten in vollen Zügen.

Manchmal ist auch die Aufmerksamkeit geschwächt und es dauert, bis sie den Weg frei machen zum Ausstieg. Ja, auch das stört den flüssigen Ablauf und nervt. „Mein Gott“, scheinen einige Topfitte zu denken, „Die haben doch Zeit! Können die nicht Zug fahren, wenn wir alle Feierabend haben und zu Hause sind?“

Ältere Menschen als Nachbarn

Ältere Menschen sind manchmal einsam – besonders, wenn sie allein leben. Sie nutzen gerne Gelegenheiten, um sich zu unterhalten – und ja, oft genug geht es dabei um Krankheiten. Viele jüngere Leute haben das Gefühl, dass sich die Älteren mit ihren Krankheiten geradezu exhibitionistisch in den Vordergrund drängen und sich aufmerksamkeitsheischend in ihrem Leid suhlen.

Doch wenn man mal älteren Menschen lauscht, die sich mit ebenfalls Betroffenen über ihre Krankheiten unterhalten, erkennt man den Sinn des Ganzen. Man gibt sich Tipps, tauscht sich aus über Erfahrungen mit Ärzten, Krankenhäusern, Therapien. Die Themen ändern sich – die Gründe bleiben. Jüngere tauschen sich aus über Erfahrungen im Beruf, in der Kindererziehung, bei der Vermögensbildung, bei der Scheidung… im Alter verschieben sich die Problematiken. Ist doch klar, dass man über den Ärger mit dem physischen Körper reden will!

Fazit

Ich kann gut verstehen, dass Ältere – und vor allem Hochbetagte – für Jüngere lästig sind. Ich möchte auch nicht moralisieren und darauf pochen, dass man das Alter ehren muss. Aber Gutmütigkeit kann man lernen bei den Geschwächten und Langsamen. Humor kann man lernen bei denen, die sich einfach selbst so annehmen, wie sie sind – ohne Ehrgeiz, ohne Anspruch auf Vollkommenheit und Leistung. Inneren Frieden kann man tanken, wenn man sich mit alten Menschen unterhält, die dem Sterben näher sind als dem blühenden Leben. Es hat auch Vorteile, in einem Wohlstandsland mit hoher Lebenserwartung zu leben. Alte bringen Ruhe in diese rasend schnelle Welt. Lasst es uns genießen und gottergeben tanken 🙂

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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