Christian Spließ, Online-Redakteur: Bereits zum vierten Mal lud der eco– der Verband der deutschen Internetwirtschaft – zum Cologne Web Content Forum. Experten wie Ibrahim Evsan, Management Director UP Web Game, Thorsten Knüwer, Gründer von KpunktNull oder Romanus Otte, General Manager WELT ONLINE diskutierten auf vier verschiedenen Paneln über „das Zeitalter des Contents“. Am Abend wurde dann der erste eco Content Star 2011 verliehen.
Die These, die Keynote-Speaker Thorsten Knüwer – lange Zeit Blogger beim Handelsblatt – aufstellte, illustrierte er zu Beginn mit seiner Digitalisierung: Von dem Videospiel PONG über den eigenen PC bis hin zum AOL-Internet-Zugang. Während die jetzige Generation vor allem von der Technik fasziniert gewesen ist, wird die kommende Generation sich mehr der Generierung von Content zuwenden. Beispiele dafür – wie der Youtube-Channel von ichundmeinipod – lassen sich schon heute finden. Dabei müssen diese Menschen nicht mehr wie Spitzwegs Armer Poet jämmerlich im Dachstübchen vor sich hinschmachten, da sie heute durch vielfältige Internet-Communitys miteinander verbunden sind. „Das Gehirn unterscheidet dabei übrigens nicht zwischen wahren und Facebook-Freunden,“ so Thorsten Knüwer. Das Reptiliengehirn des Menschen stellt virtuelle Freunde den realen Freunden gleich. Zudem: Künstler machten eine Sache eigentlich nicht des Geldes wegen, sondern weil sie Freude daran haben.
Dabei, so Thorsten Knüwer, ist Deutschland nicht unbedingt der Förderer von Internet-Ideen. Hier sieht Knüwer einerseits die Politik in der Pflicht, die das Regulativ bezüglich des Leistungsschutzrechtes und der Internetneutralität vermissen ließe. Andererseits wagte Knüwer die These: „Einen richtigen Online-Journalismus gibt es in Deutschland nicht.“ Dieser würde von Seiten der Verleger behindert, da diese die digitale Entwicklung nicht mittragen wollten oder komplett verschlafen hätten. So, wie damals die alten Ruhrbarone tatsächlich noch auf eine Wiedekehr von Stahl und Kohle gehofft hätten.
Kachingle, Flattr, Apple und Google
Vor allem zwei Gesprächsrunden waren für den Social-Media-Interessierten lohnend. Ulrike Langer, Medienjournalistin, hielt einen Kurzimplus-Vortrag zum Thema „App-Store, Stiftungen und Co. – endlich Finanzierungsmodelle für hochwertigen Content?“ – und während sie im letzten Jahr noch soziale Bezahlsysteme wie Kachingle oder Flattr eine Chance gegeben hätte, ist sie in diesem Jahr deutlich skeptischer. „Ich glaube, wir schieben uns alle gegenseitig die Gelder bei Kachingle und Flattr zu.“ Dass Apple hier ein Vorbild zum Abwickeln von Content sei, läge daran, dass Apple von der Kundenseite her denke und es den Kunden relativ leicht mache. Dies wurde von Romanus Otto, General Manager WELT ONLINE, auch bestätigt. Wenngleich es hinsichtlich der Abo-Problematik noch Gesprächsbedarf mit Apple gäbe. Googles One-Pass-System sei dagegen deutlich bedienerunfreundlicher. Auf die Frage, ob Applikationen denn für Zeitungen interessant seien, gab Otto ein uneindeutiges Ja zur Antwort. Genauere Zahlen aber wollte er nicht nennen – nur, dass 180.000 Downloads der Welt-Online-App vorliegen würden. Dank der kostenlosen Probephase aber bedeutet dies nicht automatisch auch einen Umsatz von 180.000. Auf die Frage nach dem Mikropayement für nur einen Artikel jedoch konnte die Runde keine konkrete Visionen entwickeln. Pressekioske, in denen der Kunde dann für einen Pauschalbetrag seine Magazine bekomme, sind definitiv machbar – alle Verleger aber an einen bundesweiten Tisch zu bekommen, so dass man als Kunde nur einen einzigen Bezahlservice hat anstelle von Dutzenden, das scheint aber ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Social Media: „Seien Sie authentisch!“
Mit dem Thema „Performance 2.0“ beschäftigte sich dann das letzte Panel des Tages. Nils Hachen, Director Media & Head of Marketing and Communication denkwerk, stellt die These in den Raum, dass Virales Marketing tot sei. Beziehungsweise könne man die wenigen Erfolgskampagnen, die als Modelle herangezogen werden, meistens mit einer Prise des „Nachgeholfen-Seins“ betrachten. Eine These, auf die in der nachfolgenden Diskussion leider nicht eingegangen wurde. Um so intensiver beschäftigten sich die Teilnehmer – unter ihnen Alexander Wunschel, SMM markendreiklang, mit der Frage, ob Social Media sich lohnen würde. Dabei gerieten Zahlen und Meßmethoden in den Hintergrund, wobei so die Meinung der Runde die Relevanz von Zahlen auch immer davon abhängig sei, wie hoch man diese für sich selbst setzen würde. Ob Unternehmen generell jeden Social-Media-Hype mitmachen sollten? Die Diskutanten waren da eher pragmatischer Meinung: Man sollte sich zumindest die Tools anschauen und dann von Fall zu Fall entscheiden ob man sie brauchen würde. Vor allem aber, so Nils Hache, wäre im Social Web eines wichtig: Authentzität. „Seien Sie authentisch – der Verbraucher merkt es schnell, wenn Sie eine Maske tragen.“ Ein schönes Schlussargument einer insgesamt sehr lohnenden Veranstaltung.
PR-Agentur SteadyNews
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