Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt rasant. Nicht nur im Bewerbungsprozess werden selbstlernende Maschinen eingesetzt, um die bestmöglichen Stellenbesetzungen zu erkennen, auch im alltäglichen Arbeitsalltag wird durch Algorithmen die Berechnung von Leistung, Einsatz und Ergebnis vorgenommen. Viel Medienecho findet zum Beispiel die automatische Überwachung durch Amazon und Co in den USA.
Rasante Veränderung der Arbeitswelt
Zurzeit erleben wir einen eklatanten Arbeits- und Fachkräftemangel. Es scheint so zu sein, als ob die Mitarbeiter am längeren Hebel sitzen. Arbeitgeber müssen in vielen Branchen dankbar sein für jede einzelne Bewerbung. Ist es also gerechtfertigt, sich keine Sorgen zu machen über den steigenden Einfluss von Algorithmen bei der Verhaltensbeobachtung der Mitarbeitenden? Kann man einfach achselzuckend ein Unternehmen verlassen und sich eine neue Stelle suchen, wenn solche unmenschlichen Praktiken angewandt werden wie bei Amazon in den USA?
Die Presse: Sollten Algorithmen Mitarbeiter bestrafen?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Auch wir in Europa können uns langsam mehr und mehr damit abfinden, dass unser Verhalten als Mitarbeiter/In aufgezeichnet, analysiert, für das zukünftige Verhalten berechnet wird. Wie sich dadurch das persönliche Freiheitsbedürfnis mehr und mehr einschränkt, wird man sehen. Kann gut sein, dass das Streben nach Sicherheit, Einkommen und Anerkennung bei vielen Menschen größer ist als die konsequenzbereite Abwehr solcher „freiwillig“ unterzeichneten Arbeitsverträge.
„Ab 2035 wird es keinen Job mehr geben, der nichts mit KI zu tun hat.“
Das Interview mit Arbeitsminister Hubertus Heil vom 20. April 2023 im Tagesspiegel (Paywall) zeigt eindeutig, dass es zwar sein kann, dass wegfallende Arbeitsplätze und Branchen durch neue Arbeitsplätze und Branchen ersetzt werden, doch geht man im Ministerium davon aus, dass KI-Systeme und Algorithmen in jede Nische der Arbeitswelt eindringen werden.
Viele Menschen denken, dass Künstliche Intelligenz schon deshalb keine Bedrohung ist, weil sie durch Daten von Menschen gefüttert wird. Diskriminierungen, Vorurteile, Fehlentscheidungen, fehlende menschliche Intelligenz und Intuition schützt uns vor einer KI-Diktatur, weil sie nie objektiv sein kann. Doch die Vorstellung, nur prekär beschäftigte Hilfskräfte wie Lieferboten könnten durch Algorithmen kontrolliert und gesteuert werden, ist wohl der liebenswerten menschlichen Selbstüberzeugung zu verdanken, die eine solche Dystopie einfach für unmöglich hält. OK, wir werden sehen – spätestens 2035 😉
Finanzen.net über das Tagesspiegel-Interview mit Arbeitsminister Hubertus Heil