Der Facebook Knigge: Darf man Facebook Freunde „entfreunden“? Wenn ja dann wie?

Wer viele Fotos macht ist immer abmahngefaehrdet...

Eva Ihnenfeldt: Vor wenigen Tagen diskutierte ich mit einem befreundeten Schulleiter, wie er es mit Facebook und seinen Studenten hält. Er hat für sich die Entscheidung getroffen, grundsätzlich erst Student/Innen als Facebook Freunde anzunehmen, wenn diese die Hochschule verlassen haben, da er aus schlechten Erfahrungen gelernt hat. Kurz danach wurde ich selbst mit der Frage konfrontiert, was mich zu diesem Beitrag inspiriert hat: Darf man Facebook Freunde ablehnen? Muss man es sogar? Oder was gibt es noch für Möglichkeiten?

Als Geschäftsführerin einer Akademie für Social Media und als Marketing Dozentin an Hochschulen bin ich ein Fan von „geheimen“ Facebook Gruppen. Dort können rasch Fragen beantwortet werden, Links weitergereicht, auf Veranstaltungen aufmerksam gemacht und Tipps gegeben werden. Außerdem kann man dort schnell und einfach Dokumente hochladen und Fotos einstellen.

Problematisch ist jedoch auch bei „geheimen“ Facebook Gruppen, dass sie nach außen nicht wirklich abgeschlossen sind. Gerade Fotos sind

Wer viele Fotos macht ist immer abmahngefaehrdet...

Wer viele Fotos macht ist immer abmahngefaehrdet…

heikel, da sie durch Markierungen leicht in die Facebook Außenwelt geraten. Darum würde ich auch keinem Unternehmen raten, wirklich interne Dialoge über Facebook zu führen, für die interne Echtzeitkommunikation empfehlen sich hingegen Private Social Networks wie Yammer (ab 3$ pro User und Monat).

Natürlich ergeben sich aus den Facebook Gruppen auch viele Freundschaften – das lässt sich höchstens umgehen, wenn man grundsätzliche Regeln aufstellt wie mein Schulleiter-Kollege. Ich finde diese Regelung sehr gut (in jedem Kollegium sollte man sich über ein ähnliches Regelwerk Gedanken machen) doch es ist für unsere Akademie nicht passend, da wir auch über die Lehrgänge hinaus verbunden sind und bleiben und häufig kooperieren.

Ich selbst halte es so, dass ich zunächst alle Freundschaftsanfragen von Menschen, die ich persönlich kenne, annehme. Daraus ergibt sich natürlich ein sehr großes Netzwerk auf meinem privaten Profil – mit vielen Absolventen unserer Akademie, aber auch vielen Studenten und Teilnehmern, und Menschen die ich in anderen Zusammenhänge kennen gelernt habe.

Da ich ein wenig eine „Person in der Öffentlichkeit“ bin, bin ich natürlich auch privat bei Facebook nicht wirklich privat. Der Chat ist zwischenzeitlich nur noch für die Familie geöffnet, und alles was ich poste sind Fotos, Check-Ins von Foursquare, kleine Anekdoten oder hier und da eine interessante News für Facebook User. Ich lege auch keine „Listen“ an, da ich keinen Sinn darin  sehe, bei jedem Post zu entscheiden, wer das jetzt sehen darf – so wichtig ist mir Facebook nicht und ich bin kein Freund von Parteien und inneren Zirkeln…

Ziel meines privaten Profils ist es, durch kleine Status-Updates den Menschen die mich kennen mitzuteilen, wo ich mich so bewege und was ich so erlebe – und genau mit diesem Ziel lese ich auch meinen Newsstream – es ist schön zu sehen, wo die Menschen die ich kenne sich aufhalten und was sie erleben.

Ich diskutiere bei Facebook nicht über Politik, ich schimpfe nicht über irgendwelche Gruppierungen, Unternehmen oder Prominenten – und ich mag es nicht, wenn abfällige Kommentare unter Posts von mir stehen. Sobald ich merke, dass sich jemand in meinem privaten Netzwerk befindet, der da aus einem anderen Holz geschnitzt ist und Facebook auch gern nutzt, um mal Dampf abzulassen, entferne ich ihn oder sie als Freund. Nicht um ihn oder sie zu verurteilen – sondern weil es nicht zu meinem Facebook Stil passt. Ich glaube, ich habe das mal bei Lobo gelesen, weiß es aber nicht mehr so genau: „Mir muss man immer erst beweisen, dass man nicht mein Freund ist“.

Auch entferne ich Menschen eventuell einfach nur deshalb, weil sie sehr empfindlich mit ihren Fotos sind – da ich nicht immer Genehmigungen einholen kann für Schnappschüsse. Wie gesagt – über Markierungen geht leicht was nach außen, und das ist mit zu heikel. Ich hatte mal eine Abmahnung und bin seitdem sehr vorsichtig geworden…

Ich bitte also hiermit sehr um Verzeihung, wenn ich jemanden „entfreundet“ habe und damit Gefühle verletze. Es ist nicht böse gemeint und geht auch mit keinem weiteren Urteil einher. Mich erinnert das Ganze an früher, als man in der Schule auswählen musste, wen man zum Geburtstag einlädt: Je mehr es sind, desto eher ist jemand verletzt, weil er nicht eingeladen ist….

Die Methode meines Kollegen ist wahrscheinlich wirklich die Beste – einfach „Nein“ sagen und gut (und das auch schriftlich ankündigen). Auf jeden Fall sollte man sich Gedanken dazu machen, denn über Tools wie Social Fixer können Facebook Profis (zu denen ich nicht gehöre und nicht gehören will) genau verfolgen, wer sie entfreundet hat – also geheim und unentdeckt bleibt da leider nichts… In einer kleinen Kommentardiskussion darüber in der Karrierebibel meinte der Autor Christian Müller, man sollte idealerweise die „Entfreundeten“ im Vorfeld informieren, aber auch das ist heikel. Wenn wir an die Geburtstagsparty erinnern: „Du bitte sei nicht böse, dass ich Dich nicht einlade, es ist nicht persönlich gemeint…“

Es ist und bleibt heikel. Ich nutze nun diesen Beitrag, um mich damit bei allen zu entschuldigen, mit denen ich nicht mehr bei Facebook befreundet bin – es ist wirklich total subjektiv von mir und geht mit keinem Urteil einher – nehmt es nicht zu ernst! Wir haben Xing, wir haben die Gruppen, wir haben Twitter – und viele weitere Social Networks – und so interessant bin ich ja auch gar nicht, ich geh privat immer nur spazieren mit dem Hund…

 

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

11 thoughts on “Der Facebook Knigge: Darf man Facebook Freunde „entfreunden“? Wenn ja dann wie?

  • Reply Thomas Dörmann 24. Februar 2013 at 17:58

    Hallo Eva,

    wirklich ein Diskussionsthema, was wahrscheinlich vielen
    nicht so bewusst ist.

    Privat, bin ich meistens entspannt, wenn es mir allerdings zu
    bunt wird, dann wird gefeuert (entfreundet) wenn die Chemie nicht stimmen
    sollte. Nichts gegen konstruktive Kritik oder gewisse Anmerkungen auf meiner
    Timeline oder auch Gefrustete die mal Luft machen wollen. Man kennt ja seine
    Pappenheimer. Aber es gibt Grenzen! Z.B. wenn es zum Dauerzustand wird, dass
    Personen aus Langeweile sich respektlos äußern. Für unqualifizierten Mist werde ich keine
    Plattform bieten, nicht im sogenannten Freundeskreis, wo es viele Interessierte
    gibt die sich einfach nur austauschen wollen und das Respektvoll.

    Mein Hausrecht bleibt und das ziehe ich auch durch! Privat ist Privat! Wer damit nicht klar kommt,
    kann sich gerne beim Friseur oder sonst wo beschweren. Egal.

    Don’t Feed the Trolls ist mir im Privatem Bereich zu wenig.
    Dauernerver haben ihre eigene Timeline (Phantomzone) und da gehören sie auch
    hin.

    Im Allgemeinen kann ich nur empfehlen einmal im Jahr eine
    Reinigung der SM Kanäle was die Verbindungen betrifft vorzunehmen. So behält
    man auch sein Netzwerk im Auge. Z.B. bei Twitter trenne ich mich von
    Folgschaften, die keinen Input liefern oder das Gegenteil nur Spam im Stream
    posten. Ich brauche weder privat noch beruflich Massen an Followern oder virtuellen Freunden
    und zähle mich auch nicht zu den Jägern und Sammlern. Ich sortiere mit der Zeit
    aus und das klappt ganz gut. Für Facebook Gruppen macht es wohl generell Sinn mindestens
    eine Netiquette (Stichwort: Community Management) aufzustellen, denn viele Verstehen nicht wie
    respektvoll kommuniziert wird. Die brauchen halt eine Schulung;)

    Und in der Tat unter dem Motto „Lessons Learned“ muss man
    doch intensiver darüber nachdenken ob eine Freundschaftsanfrage bestätigt werden
    soll oder nicht. Wobei es wird immer ein Grauzonenbereich geben, denn Du wirst
    nicht gewisse Fehlentwicklungen im Voraus einschätzen können. Hat halt alles
    seine Vor- und Nachteile.

    Für Unternehmen ist das ein Level schwieriger, trotz
    Netiquette und Social Media Richtlinien etc.. Da sind aber leider viele
    Facebookadmins mit überfordert, was ja auch verständlich ist. Geht es doch
    weitaus um mehr, als nur Gewinnspiele auf Facebook zu verwaltenJ Nicht jeder ist Fit in Sachen Kommunikation
    und entsprechend Qualifiziert und hat einen entsprechenden Reifegrad.

    Spätestens da fällt auf, dass Socialmedia weitaus mehr als
    nur Facebook ist…

    Viele Grüße

    Thomas

    • Reply Eva Ihnenfeldt 24. Februar 2013 at 20:17

      Hallo lieber Thomas, ja Du hast recht, einfach ist das Zusammenleben von Menschen nie, weder in der Nachbarschaft, noch in Familie und Beruf. Wer sich da nach einer perfekten Lösung sehnt, muss wohl Einsiedler werden 😉 Ich mag Menschen supergern – und ich mag auch die, von denen ich mich lieber gemessen zurückziehe. Aber das Recht, mich zurückziehen zu können genieße ich sehr. Wie schön ist es, älter zu werden – das bringt auch einfach eine gehörige Portion Gelassenheit mit sich.

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