Facebook für Existenzgrüder: Privates Profil oder Fanpage?

Eva Ihnenfeldt: Freitag und Samstag war ich – wie seit vielen Jahren – Speaker bei der START-Messe – natürlich zum Thema Social Media Marketing für Existenzgründer. Ich stelle dabei erfreut fest wie sich die grundsätzliche Einstellung der Zuschauer geändert hat. Noch vor zwei Jahren lautete die Überschrift meines Vortrags: „Lohnt sich Social Media überhaupt oder ist es nur ein Zeitfresser?“ In diesem Jahr fragt das niemand mehr – nun geht es endlich um das „Wie?“. Denn Zeit braucht es wirklich – und ohne Strategie kann man tatsächlich viel Zeit verbrennen ohne dass es sich auszahlt.

Facebook für Existenzgründer: Privates Profil oder Fanpage?

START-Messe 2012 - Eva Ihnenfeldt

Eva Ihnenfeldt auf der START-Messe 2012 in Dortmund

Eine Gründerin brachte eine sehr wichtige Frage zum Ausdruck: Ist es besser das private Profil bei Facebook zu pflegen oder sollte man sich auf die Fanpage konzentrieren? Ich fragte sie, warum jemand Fan auf ihrer Fanpage werden sollte, was die Motive seien. Sie überlegte kurz und meinte, das Motiv wäre wohl in erster Linie, ihr einen Gefallen zu tun – und genau da liegt das Kernproblem in der ersten Phase der Gründung: Man hofft auf Freunde die aus Sympathie unterstützen und zu Kunden werden – und wird meist enttäuscht, da es selten vorkommt.

Freunde machen Mut, hören zu und geben viele Tipps. Sie loben die eigene Kompetenz, finden die Geschäftsidee großartig und empfehlen weiter. Manchmal werden sie auch zu Kunden – aber häufig ist es viel leichter, „Fremde“ als zahlende Kunden zu überzeugen als Menschen, die einen schon lange kennen – denn der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Freunde wollen für ihre Tipps, Empfehlungen und Unterstützung einen Gegenwert. Viele Friseure und Cafebesitzer müssen ihren Freunden extreme Rabatte einräumen, und Anwälte, Coaches, Handwerker etc. kennen das Problem, dass gerade gute Bekannte die schwierigsten anspruchsvollsten Kunden sind (wenn überhaupt…).

Es ist ein schwieriger Schritt für jeden Existenzgründer, aus der „Wir-Gruppe“ der Angestellten herauszutreten und sein eigenes Ding zu machen. Neben dem Zuspruch gibt es genau so viel Skepsis, Misstrauen und bei Erfolg auch Missgunst. Darum ist meine Empfehlung, das persönliche Miteinander bei Facebook streng von dem geschäftlichen Start zu trennen – und doch empfehle ich nur dann eine aktive Fanpage, wenn sie dem Fan wirklich einen echten Mehrwert bringt.

Das persönliche Profil bei Facebook ist auch bei Beachtung der Privateinstellungen löchrig. Durch die Funktionen Likes, Teilen, Markierungen, durch Spiele, Zusatzdienste und Kommentare dringen private Äußerungen nach draußen, die dem Geschäft oder der Karriere schaden können.

Auch angestellte Social Media Manager können es sich nicht leisten, in ihren privaten Profilen über die Stränge zu ziehen, da sie als Mensch ein ganzes Unternehmen repräsentieren – da muss man stets diplomatisch und vorsichtig sein. Selbst wenn man zu Anfang nur wenige Vertrauenspersonen als Freunde hat, fällt es immer schwerer, neue Kontaktanfragen abzulehnen – so wächst das private Profil immer weiter zu einer öffentlichen Veranstaltung heran. Da kann schon der öffentlich sichtbare Musikgeschmack riskant sein, und natürlich jede politische Äußerung.

Facebook Fanpage für Existenzgründer?

Ich empfehle zunächst das persönliche Profil als Profil einer „Person des öffentlichen Lebens“ zu betrachten. Sollte jemand aus Ihrem privaten Bekanntenkreis einen Ihrer Posts oder Fotos mit einem geschäftsschädigendem Kommentar versehen (z.B. „Haha, Du siehst ja auf dem Foto aus wie ein Clown“) sollte man sich schon überlegen, ob man diese Bekanntschaft über Facebook nicht besser beendet – zu empfindlich ist das Pflänzchen. Natürlich kann dieser Wechsel zur „Öffentlichen Person“ nur ganz behutsam vorgehen – aber wenn man sich überlegt, das Profil wäre eine Litfaßsäule, bekommt man von ganz allein das nötige Fingerspitzengefühl.

Eine Fanpage kann viele Funktionen erfüllen. Sie kann dazu da sein um Mitarbeiter zu finden, um für Veranstaltungen einzuladen, um Kundensupport anzubieten oder mit Gewinnspielen und Rabatten Kunden zu gewinnen bzw. zu weiteren Käufen anzuregen. Sie kann ein Ort der Adresssammlung sein oder in Kombination mit Facebook Anzeigen als direkter Shop genutzt werden.

Eine Fanpage einrichten ist schon deshalb sinnvoll, um den eigenen Namen zu sichern. Freunde bitten Fan zu werden ist richtig, um zumindest einige Fans vorweisen zu können, bevor es wirklich losgeht. Doch was genau man dann den Fans für einen echten Mehrwert bietet, ist das Ergebnis einer durchdachten Strategie. Ziel, Zielgruppen, Strategie, Maßnahmen und Redaktionsplan sind das Resultat eines Social Media Marketingplans, der nicht für sich allein steht sondern eingebettet ist in ein ganzheitliches Konzept.

Mein Tipp für Existenzgründer

Sobald Sie selbstständig sind machen Sie sich bei allen Äußerungen im Social Web bewusst, dass Sie der Repräsentant Ihres eigenen Unternehmens sind. Befreien Sie sich von privaten Zwängen und werden Sie durch und durch Ihr eigener Chef, der sein Unternehmen schützt und aufbaut.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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