Über viele Jahre erhielt ich bis vor wenigen Monaten mehrmals in der Woche Anfragen von SEO-Agenturen, die sich für Geld in die SteadyNews einkaufen wollten: Backlinks, Affiliate-Provisionen, Beiträge… seit April sind diese Mails fast vollständig versiegt. Im April startete bei Google die „Übersicht mit KI“ – die üblichen Ergebnisse verloren rasch an Wert. Suchmaschinenoptimierung für Websites sind seitdem anscheinend nicht mehr lohnenswert. Nun folgt YouTube. Auch hier gibt es in den USA für einige YouTube-Premium-Nutzer bereits KI-Übersichten ganz oben unter dem Suchfeld. Deutschland soll bald folgen. Was bedeutet das für YouTuber, die mit ihrem Kanal auf Einnahmen durch Werbeeinblendungen angewiesen sind? Selbständig-im-netz schreibt, dass es durch die KI-Übersicht womöglich bis zu 70 Prozent weniger Traffic geben wird – so wie auch bei der neuen Google-Suche.
Was wollen die YouTube-User? KI-Übersichten, oder nicht?

Entscheidend ist – wie überall auf dem freien Markt -, was die potenziellen Kunden wollen. Google will so hohe Werbeeinnahmen wie möglich bei YouTube erzielen. Das ist verständlich. Außerdem will Google, dass die YouTube-Sucher rasch zu ihrem Ergebnis kommen, wenn sie eine Frage haben wie:
- Wo gibt es die schönsten Strände der Welt?
- Wie funktioniert dieses spezielle Elektrogerät
- Anleitung für Google Drive oder Microsoft Copilot
- Wie nutze ich einen KI-Assistenten im Büro?
Erscheint nach solchen oder ähnlichen Fragestellungen ein KI-Karussell mit den treffendsten und beliebtesten Videos in der eigenen Sprache, werden die Nutzer es sicher als Service gern annehmen und nicht auf eigene Faust weitersuchen. Google kann Kanäle bevorzugen, die möglichst günstig sind in Bezug auf die Verteilung der Werbeeinnahmen. Womöglich haben sehr große Kanäle individuell vereinbarte Konditionen bei Google.
Nutzer, die lieber selbst Ergebnisse finden
Doch es gibt auch die Google-Nutzer, die sich nur in sehr allgemeinen Fragestellungen wie der Frage nach aktuellen News mit der KI-Übersicht zufriedengeben. Zu denen gehöre ich. In der Regel suche ich nach Videos, wenn ich mich weiterbilden will.
Bei der Google-Suche ist die KI-Übersicht für mich häufig ausreichend. Dort suche ich kaum noch nach tieferen Themen. YouTube ist mein Hauptkanal. Drum bin ich dort Premium-Nutzer. Ich schaue täglich bei YouTube Vorträge, Interviews, Diskussionsrunden, Reportagen und Kanäle von Experten, denen ich vertraue. Meine Interessen sind sehr allgemein, beschäftigen sich mit:
- Wirtschaft und Politik
- Persönlichkeitsentwicklung
- Geisteswissenschaft und Philosophie
- Geschichte
- News und Anleitungen zu KI und Digitalen Neuerungen
- um mich zu amüsieren: Auftritte von Nikita Miller
Ob es da ein KI-Karussell schafft, mir das Passende zu präsentieren, bezweifle ich stark. Was ich in Zukunft intensivieren werde, um für mich wertvollen Content zu finden, ist Folgendes:
- Meine Kanal-Abos durchforsten und alles entfernen, was veraltet oder nicht zufriedenstellend ist
- Podcasts (wenn möglich) in meiner wunderbaren, kostenfreien Podcast-App Antennapod abonnieren
- Apps von YouTube Alternativen installieren und Newsletter von kleineren Video-Plattformen abonnieren, die ohne die lästige Zensur (seit Corona wahrlich unangenehm) arbeiten. Einige der Plattformen sind sogar werbefrei oder zeigen kostenlos Filme und Serien…
Businessmodelanalyst: 10 YouTube-Alternativen
Was machen Blogger, SEO-Agenturen und YouTuber, die Geld verdienen mit ihren Kanälen?
Es gibt Alternativen zur üblichen Suchmaschinenoptimierung.
- Zum einen kann Social Media sehr hilfreich sein, um Zuschauer, Abonnenten, zahlende Kanal-Mitglieder zu gewinnen
- Zum Zweiten ist der gute, alte Mail-Newsletter weiterhin ein gutes Verbindungsmedium zu treuen Abonnenten
- Zum Dritten gibt es immer mehr Plattformen, bei denen Blogger sich registrieren können und ihre Reichweite erweitern – z.B. trustedblogs.com
Einnahmen mit Blog oder YouTube-Kanal
- Man kann eigene Produkte verkaufen
- Man kann eigene Dienstleistungen verkaufen
- Man kann um Spenden bitten
- Man kann kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaften anbieten
- Man kann im Podcast Werbepartnerschaften akquirieren
- Man kann Events anbieten wie Online-Workshops, Kurse, Treffen vor Ort…
Fazit
Jede Gefahr besteht aus Risiko und Chance. Ich könnte mir vorstellen, dass es nun wieder eine neue Gattung von Produzierenden gibt: Content-Creator, die weniger ans Geld-Verdienen durch technische Optimierungen denken (durch Sammeln von Backlinks, Clickbait-Headlines, SEO-Regeln bei der Content-Produktion etc.) als daran, wirklich gute Produkte zur Verfügung zu stellen. Das wäre doch was oder? Ich bin auf jeden Fall optimistisch. Das Internet-Prinzip „Empfänger werden zu Sendern“ wird nicht mehr verschwinden. Sogar in China gibt es Blogger, die nicht im Auftrag der Regierung schreiben 😉