Bei der Google Entwicklerkonferenz I/O 2018 stellte das Unternehmen einen Dienst vor, bei dem ein Bot dank Künstlicher Intelligenz selbstständig per Telefon bei einem Friseur und einem Restaurant Termine buchte. Dabei war es für das Publikum überwältigend zu beobachten, wie menschenähnlich der Bot sprach. Sowohl Stimmfall als auch Gesprächsverlauf waren so natürlich, dass die Angerufenen davon überzeugt waren, mit einem Menschen zu sprechen (mal Mann, mal Frau). Brauchen wir für KI-Kommunikatoren zukünftig eine „Ausweispflicht“, um uns Menschen vor KI-Täuschungen zu schützen?
Eigentlich doch eine wunderbare Aussicht: Wir aktivieren unseren Google-Assistent über die Google-Duplex Software und geben ihm den Auftrag, Routine-Telefonate für uns zu erledigen: Termine buchen, uns beim Paketdienst oder Provider beschweren, Auskünfte von Behörden erhalten. Wenn wir als Unternehmen Akquise bei Frauen betreiben wollen, rufen wir automatisiert mit der Stimme von George Clooney an – oder bei Männern mit der Stimme von Jessica Alba.
Dass diese Möglichkeiten ethische Fragen aufwirft, ist klar. Muss es also zukünftig eine „Ausweispflicht“ für Maschinen geben, die mit Menschen kommunizieren? Wenn ja, wie soll so eine Identifizierungssoftware aussehen – und wie kann man sicherstellen, dass sie verlässlich eingesetzt wird?
In den nächsten Jahren werden viele Probleme und Herausforderungen auf die Menschheit zukommen, die wir in ihrer Komplexität nicht überblicken können. Die Panik wegen der Datenschutzgrundverordnung zeigt schon ein kleines Stück davon, wie die weltweit verbreitete Technologie aus Daten und selbstlernenden Systemen die Realität überflutet, ohne kontrolliert werden zu können.
Mir kommt es vor wie der verzweifelte Kampf gegen eine noch nie dagewesene Flut. Hier ein Loch stopfen, da eine neue Regelung einbringen, hier sanktionieren und da nachprogrammieren… Während Unternehmen wie Google, Facebook, Microsoft und Apple sich im gegenseitigen Wettkampf um Markthoheit ständig überbieten, werden sie selbst zu Getriebenen, die ihre Kontrolle verlieren. Gesetzgeber kommen nicht hinterher und sind ebenfalls überfordert – abgesehen davon, dass es weltweit so viele unterschiedliche Kulturen und politische Interessensgruppen gibt, dass man sich wohl kaum auf gemeinsame ethische Standards und monetäre Verlustbereitschaft einigen wird.
Wo also heute noch die vielen Entwickler im Publikum der Google Entwicklermesse I/O 2018 begeistert klatschen und mit leuchtenden Kinderaugen die „Verstehen Sie Spaß“-Telefonate des Google Assistenten verfolgen („Hey, ich war live dabei!“) werden wir schneller als gedacht verzweifeln daran, dass wir uns nicht mehr zurechtfinden in der vernetzten Welt der Internet of Things Computerwelt, in deren Abhängigkeit wir leben, ohne uns ausschließen zu können. Es sei denn, wir ziehen als Eremiten in den Wald…
Quelle: Vrodo vom 11. Mai 2018 über Googles Telefon-KI
Ausweispflicht für einen KI Telefonagenten? Aber sicher nicht. Oder fragen wir heute unser Gegenüber am Telefon der Beschwerde-Hotline jedes mal nach seiner Legitimation auch wirklich bei dem von uns angerufenen Unternehmen zu arbeiten? Zumeist telefonieren wir doch mit Schatten die nichts mit dem eigentlichen Unternehmen zu tun haben. Oftmals sind sie doch eher Zeitverschwendung, da unsere Fragen mangels fehlender Sachkenntnis, nicht ausreichend beantwortet werden. Dazu noch die freundlichen Warteschleifen aufgrund von Personalmangel bzw. Kosten, die ebenfalls nicht gerade Begeisterungsstürme hervorrufen.
Aus diesem Winkel betrachtet machen sie schon Sinn diese KI Assistenten. Sie helfen zukünftig schnell und effizient Dinge des täglichen Lebens zu arrangieren. Warum sollten wir davor Angst haben?