Nach einem Bericht in der Welt sind deutsche Männer immer weniger sexuell aktiv. Professor Frank Sommer, Begründer des Lehrstuhls für Männergesundheit an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, befragte 10.000 Männer nach ihren sexuellen Aktivitäten. Die Ergebnisse sind erstaunlich: gerade junge Männer wollen häufig lieber „nur kuscheln“. Zahlen und Hintergründe:
Der Umfrage nach hatten junge Männer vor 30 Jahren 18-22 Mal im Monat Sex – heute sind es durchschnittlich nur noch vier- bis zehnmal. Etwas ältere Männer (30 bis 40 Jahre alt) kommen heute auf drei- bis sechs Mal im Monat -vor 30 Jahren waren es acht- bis zwölf Mal.
Die Gründe für die wachsende Unlust sind vielfältig: Stress im Job, Zeitmangel, zu hohe Erwartungen, zu selbstbewusste Frauen… aber auch zu viel Harmonie und Entspannung durch die gewchsene Tabufreiheit. Insgesamt ist festzustellen, dass andere Lebensthemen für Männer wichtiger werden als Sex, und dass unsere medienüberflutete Welt ein Energieräuber ist, was sich eben auch auf die Lust auswirkt.
Die Forscher betonen, dass gute Beziehungen nicht mit der sexuellen Häufigkeit gemessen werden können. Die Qualität einer Partnerschaft beruht vielmehr auf Vertrauen, Geborgenheit, Zuverlässigkeit, Nähe und Gemeinsamkeiten. Sexuelles Begehren folgt ganz anderen Gestzmäßigkeiten: Sex ist unberechenbarer, spontan, springt womöglich auf ganz andere Reize an als auf Freundschaft und Vertrautheit.
Die New Yorker Paartherapeutin Esterh Perel schreibt in ihrem Buch „Wild Life – die Rückkehr von Erotik und Liebe“: „Liebe will Nähe – Erotik will Abstand. Ich kann nichts begehren, was ich habe. Wenn man Leidenschaft will, riskiert man aber auch ein gewisses Maß an Unsicherheit in der Beziehung“.
Darum ist es kein Wunder, wenn in aufgeklärten Zeiten die Lust nachlässt. Wenn sich die Paare alles sagen können, wenn Frauen ihre Wünsche frei äußern, wenn Selbstbewusstsein, Offenheit und angstfreie Tabufreiheit vorherrschend ist, fehlt häufig die nötige erotische Spannung – und Kuscheln ersetzt unerfüllte Sehnsucht – und somit die Leidenschaft.