In Deutschland gibt es einen gesetzlich verbrieften Rentenausgleich für Mütter. Ein Jahr Kindererziehungszeit bringt laut Deutscher Rentenversicherung ungefähr 34 Euro Rente pro Monat. Da Mütter außerdem in der Regel weniger arbeiten als kinderlose Frauen – und häufig auch in weniger anspruchsvollen Positionen, ist es kein Wunder, dass laut Bundesamt für Statistik 21 Prozent der Frauen im Rentenalter „armutsgefährdet“ sind. Heißt wohl, dass sie ihre Altersbezüge durch Zuverdienst aufstocken können/könnten. Viele Frauen sind gezwungen, beim Sozialamt zusätzliche Grundsicherung zu beantragen, um überhaupt überlebensfähig zu sein.
Mütter und Armut
Wir leben weiterhin in einer Gesellschaft, die davon ausgeht, dass Mutterschaft und Sorgearbeit nicht aus materiellen Gründen erfolgen sollte, sondern aus Liebe. Die Vorstellung, dass etwa eine Oma ihr Enkelkind täglich versorgt, damit die Mütter oder auch Väter des Kindes arbeiten können, soll aus dem Herzen heraus erfolgen – ohne finanzielle Entlohnung.
Tagesmütter werden (wenn auch schlecht) bezahlt, Omas nicht. Oft hoffen die Großeltern, dass bei diesem „Generationenvertrag“ ihre eigene Pflege im Alter familiär aufgefangen wird – was aber immer seltener möglich ist.
Ebenso ist es eine selbstverständliche Aufgabe, für pflegebedürftige Angehörige zu sorgen. Ob pflegebedürftige Kinder, pflegebedürftige Eltern… Sich in Vollzeit kümmern wird nicht ausgebildet und als Pflegeberuf entlohnt, es ist ebenfalls ein Herzensprojekt – bzw. wie in vielen Kulturen die Aufgabe der Frau innerhalb des füreinander sorgenden Familiensystems. Staatliche Sozialsysteme wie in Deutschland sind weltweit eine Rarität.
Was tun?
Natürlich kann man zu Streiks aufrufen, bis diese gesellschaftlich unentbehrliche Arbeit genauso bezahlt und bewertet wird wie Jobs in anderen Branchen, doch da das weltweit nirgendwo der Fall ist, erscheint es wohl sinnlos. Und zurück zu Großfamilien, die füreinander von der Wiege bis zur Bahre voll verantwortlich sind, werden wir auch nicht so rasch kommen.
Heute gehen Mütter in der Regel den Weg, dass sie versuchen, Arbeit und Familie miteinander zu kombinieren – außerdem gibt es tatsächlich sehr viele Großeltern, die aus dem Herzen heraus diese Kombination überhaupt erst ermöglichen.
Ich kann nur empfehlen, der Realität pragmatisch ins Auge zu blicken. Bevor der Fall eintritt, dass man auf Altersente angewiesen ist, sollte man sich mit dem Thema Armutsschwelle, Grundsicherung, Zuverdienst etc. auseinandersetzen.
Menschen verschließen leider oft genug die Augen vor der schwindenden Kraft im Alter. Auch Ehepaare geraten selbst bei guten Altersbezügen schnell in Not, wenn einer der Beiden pflegebedürftig wird und nicht mehr daheim versorgt werden kann.
Schaut der Realität ins Gesicht. Informiert Euch über die Höhe der Ansprüche bei Grundsicherung, sorgt vor, solange Ihr noch in der Lage dazu seid. Erkundigt Euch nach zusätzlichen Unterstützungen, zum Beispiel Einkaufs- und Haushaltshilfen, therapeutischer Begleitung, Orten, an denen man sich mit anderen Betroffenen austauschen und vernetzen kann.
Es ist, wie es ist. In Deutschland gibt es keine Mindestrente, wie zum Beispiel in Österreich. Aber schön ist es nicht, dass Sorgearbeit nicht anerkannt wird wie jede anderen gesellschaftliche Arbeit. Machste nix, so ist es eben…
ZDF: Altersarmut. Wie Frauen in die Rentenfalle rutschen