Die erfolgreiche Existenzgründung: Online-Zeitung in Bochum

Eine Existenzgründung als Freier Journalist oder PR-Experte ist nicht einfach. Doch gerade der Wunsch, eine eigene Zeitung im Web zu publizieren – ob allein oder als Bürger-Initiative – wird immer stärker. Im Folgenden ein Interview mit Renate Paul, Herausgeberin der www.bochumer-zeitung.net über eine Möglichkeit, eine regionale Zeitung im Internet wirtschaftlich zu betreiben.

Frage: Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Online-Zeitung zu gründen?

Renate Paul: Durch einen Freund von uns, der das schon erfolgreich macht. Dieser oNline- Zeitung-Herausgeber aus einer westfälischen Großstadt verdient heute, drei Jahre nach Gründung, immerhin um die 3.000 Euro monatlich, und kann zusammen mit einigen anderen unternehmerischen Projekten, die er durchführt, sehr gut davon leben. Denn das Außergewöhnliche an der redaktionellen Tätigkeit ist ja, dass man überall Kontakt knüpft, spannende Menschen kennen lernt, überall eingeladen ist und von Dingen erfährst, die andere Leute nicht wissen! Man lernt Prominente kennen, bekommt Interview-Angebote, man bekommt viele Bücher zugeschickt (für Rezensionen), geht zu Lesungen, kulturellen Highlights – und sitzt immer in der ersten Reihe, selbst wenn man auf letzte Minute kommt.

Frage: Aber man hört doch immer, dass die klassischen Print-Zeitungen durch das Internet in finanzielle Schwierigkeiten gekommen sind, warum kann das Modell „Online-Zeitung“ dann funktionieren, man verdient doch nichts mit Werbung im Internet, oder?

Renate Paul: Der Unterschied zwischen der klassischen Anzeige und einer Anzeige im Internet ist ja, dass die Anzeige direkt mit der Website des Unternehmens verlinkt ist, dass sie sieben Tage 24 Stunden täglich angeklickt werden kann, und dass sie bleibt. Sie landet nicht im Papierkorb! Außerdem ist bei uns speziell der Unterschied, dass das werbende Unternehmen zusätzlich zu der Anzeige jeden Monat die Möglichkeit hat, einen beliebig langen redaktionellen Beitrag mit bis zu zwei Fotos einzustellen. Das kostet im jahr 390,00 Euro zzgl. 19% Umsatzsteuer – das ist doch kein Geld!

Frage: Wer sind denn „wir speziell“. Ist die Bochumer-Zeitung kein individuelles Unternehmen? Steckt da eine Organisation hinter?

Renate Paul: Es handelt sich tatsächlich um eine Art Franchisemodell, dem sich bisher 23 Online-Zeitungsherausgeber angeschlossen haben. Die Hannover-Zeitung.net war die erste Online-Stadtzeitung des heutigen „Franchise-Gebers“. Schon zu Beginn reservierten die Gründer in jeder größeren Stadt eine Domain und suchten gezielt Existenzgründer, die Interesse an der Herausgabe einer Online-Zeitung haben. Man zahlt eine monatliche Lizenzgebühr von 100,00 Euro (zzgl. 19% USt) und erhält dafür folgende Leistungen: Das Website-Gerüst ist erstellt und muss nur redaktionell betreut werden. Die Meldungen werden über ein Presseportal zugesandt, aus dem man eigenständig eine Auswahl treffen kann. Auch Fotos gehören dazu, die man kostenlos verwenden kann.

Jeder Herausgeber hat die Möglichkeit, der Zeitung sein eigenes Gesicht zu geben. Die Themenauswahl ist dem Franchisenehmer freigestellt. Selbstverständlich kann man seine eigenen Berichte einstellen, und auch weitere Redakteure beteiligen. Eine Bürgerzeitung ist es allerdings nicht, Vereine, Organisationen oder interessierte Bürger können kein eigenes Login erhalten, sie müssen ganz normal ihre Berichte mailen, der Herausgeber entscheidet über die Veröffentlichung – wie bei jeder Lokalzeitung. Hannover als Franchisegeber sorgt außerdem für die kontinuierliche Suchmaschinenoptimierung und steht im permanenten Dialog mit den Herausgebern. Was besonders wichtig ist, der Franchisegeber kümmert sich auch um die administrativen Abläufe bei der Anzeigenschaltung.

Frage: Was bedeutet das für Deine Kunden? Was muss ein Unternehmen leisten, um in der Bochumer-Zeitung inserieren zu können? Was musst Du selbst technisch können?

Renate Paul: Ich habe ein vorbereitetes Infoblatt und eine Anzeigenbestellung. das maile ich dem Kunden zu. Er füllt es aus, scannt es ein und mailt es zurück. In diesen Formularen kann der Kunde seine Website-URL eintragen, Logos, Fotos, mitschicken – natürlich, wenn er hat, auch ein komplettes Werbebanner. Aber wenn er nur eine Website hat, ist es auch ausreichend. Ich leite es an Hannover weiter. Hannover macht alles selbstständig, bis hin zur Rechnungsstellung.

Frage: Und das alles bekommt man für 100 Euro monatlich? Man muss kein technisches Verständnis haben?

Renate Paul: Ja, und natürlich werden die Werbeeinnahmen anteilig verrechnet, aber das war es dann tatsächlich, keine Einstiegsgebühr, keine weiteren Verpflichtungen. Es ist wirklich ein faires Modell, wir 23 sind alle sehr zufrieden mit dem Preis-Leistungsverhältnis.

Frage: Was sind die Nachteile, welches Opfer muss man bringen? Wie sieht der Tag eines Online-Zeitungs-Herausgeber aus?

Renate Paul: Es ist ein 7-Tage-Job. Aber das mache ich richtig gerne. Dreimal täglich suche ich alle Meldungen aus dem Pressportal heraus, aber ob kurz nach Mitternacht damit anfange- oder erst am Vormittag, bleibt mir überlassen. Die Zeitung muss einfach nur spannend aussehen. Auf dem Titelblatt müssen Eyecatcher sein, sie muss anziehen. Die Verbindung zu Twitter kann automatisch eingestellt werden. Auch Facebook wird über Twitter automatisch bedient. Ich habe bei Facebook fast 4.000 Fans (über mein persönliches Profil), bei Twitter sind es allerdings erst 1.200 – da könnte man noch Einiges forcieren, wenn man will.

Die Meldungen müssen redaktionell umgewandelt werden und mit Fotos eingestellt. Ich bearbeite am Tag etwa 50, dafür brauche ich etwa 2,5 Stunden. Eigene Berichte schreibe ich nur, wenn es Anlässe dafür gibt, wie kürzlich das Konzert von Dieter Nuhr, über das ich eine Rezension geschrieben habe. Zusätzlich veröffentliche ich natürlich auch die PR-Berichte unserer Kunden. Auf Wunsch bin zu einem moderaten Honorar auch redaktionell für die Unternehmen tätig.

Frage: Wie kommt man denn nun an die Anzeigenkunden, die die Zeitung finanzieren?

Renate Paul: Egal, wo ich bin, ich frage immer gern ansässige Händler, Gastronomen und Unternehmen, ob sie für ein kleines Geld 365 Tage im Jahr Werbung machen möchten. Besonders beliebt sind tatsächlich die PR-Berichte, die ich für Unternehmen erstelle (meist für 120 Euro zzgl. 19% USt.). Ich berichte über Eröffnungen, Jubiläen, Tage der Offenen Tür, eben die klassischen PR-Themen. Ich mache Fotos und der Kunde bekommt den Full-Service. Selbstverständlich erfolgt die Freigabe dann über den Kunden – aber die sind meistens sofort sehr zufrieden.

Frage. Was wünscht Du Dir für das Jahr 2011, was unsere Leser vielleicht erfüllen könnten?

Renate Paul: Ich wünsche mir eine Erweiterung unseres Redaktionsteams, und zwar einen Heilpraktiker, einen Finanzdienstleister, eine Eheberaterin, einen Steuerberater und eine Kosmetikerin, die die Chance nutzen, wertvolle Informationen für die Leser mit effektiver Eigenwerbung zu verbinden – natürlich auch hier wieder zu moderaten Bedingungen. Ansonsten wünsche ich mit viele neue Anzeigenkunden aus Bochum und Umgebung.

Renate Paul

Redaktionsanschrift
Bochumer Zeitung
Hedwigstraße 48
44809 Bochum
Telefon: 0234 – 879 83 86
[email protected]
Chefredaktion:
Verena Trautmann & Renate Paul

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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2 thoughts on “Die erfolgreiche Existenzgründung: Online-Zeitung in Bochum

  • Reply Zimmermann Evelyn 30. September 2012 at 11:33

    Ich finde die Sache sehr interessant. Wir sind nun mit unserem
    „s Fenster zum Ammertal“ seit 2 Jahren auf dem Markt und die Leute sind sehr begeistert. Wir sind natürlich auch online lesbar über die eingestellten Hefte. Trotzdem ziehen es viele vor nicht am PC zu lesen, sondern gedruckt -so ein Mensch bin ich übrigens auch. Mir würde nie in den Sinn kommen ein Buch am PC zu lesen. PC ist für mich Arbeit, Buch Entspannung.
    Da wir aber in einem interessanten Urlaubsort leben und unsere Inserenten natürlich einen Vorteil hätten, wenn auch anderweitig man von Ihnen und ihren tollen Urlaubsangeboten lesen könnte, überlege ich, wie dieses System für uns einplanbar wäre.
    Haben Sie dazu eine Idee?
    mit lieben Grüßen aus dem Ammertal
    Evelyn Zimmermann

    • Reply Eva Ihnenfeldt 30. September 2012 at 17:44

      Hallo liebe Zimmermanns, schreiben Sie doch mal Frau Paul an – oder rufen sie an, sie hat immer Ideen und ist sehr nett. Alles Gute und weiterhin so viele begeisterte Leser wünscht Eva Ihnenfeldt

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