Immer wenn über Social Media gesprochen wird, wird auch über Monitoring gesprochen – also über die Messbarkeit von Erfolgen. Natürlich will jedes Unternehmen wissen, ob sich Einsatz und Gewinn in einem vernünftigen Verhältnis befinden, oder ob Twitter, Facebook und Xing einfach nur Zeitfresser sind, die vom Kerngeschäft ablenken. Außerdem ist ein Monitoring sehr wichtig, um sich laufend zu verbessern, um aus der „Betriebsblindheit“ heraus in eine beobachtende Position zu kommen, die einem die Offenheit für neue Ideen und Strategien bewahrt.
Welche messbaren Größen gibt es bei Social Media Aktivitäten?
Ein sehr weise Spruch sagt: „Wer viel und konstruktiv denkt, muss weniger arbeiten“. Tatsächlich kann sich jeder Selbstständige, Freiberufler und Unternehmer zunächst selbst fragen, welche Zahlen und Fakten ihn eigentlich wirklich interessieren. Wenn ich im Schützenverein aktiv bin, um mit den wichtigen Persönlichkeiten der Gemeinde geschäftlich in Verbindung zu stehen – was messe ich da? Wohl vor allem den Gewinn, den ich dem Verein und seinen aktiven Mitgliedern zukommen lasse. Denn genau das wird sich in Gewinn umwandeln, was ich im Dienst der Anderen zur Blüte des Vereins beitrage. Den Beweis für diese These hört man vor allem in Jubilarreden, die auf die vielen Verdienste (Verdienst kommt von „Dienst“) des Jubilars hinweisen – und dieser Jubilar ist meist auch beruflich oder geschäftlich erfolgreich.
Es ist also eine erste wichtige Messgröße, was ich auf dem „virtuellen Planeten“ gebe, was ich den anderen Nutzern an Benefit zukommen lasse, worin ich meine Großzügigkeit und gewinnbringende Leistung ausdrücke. Die einfachste Art sind Rabatte, Angebote, Gutscheine und Gewinne – doch wirklich spannend sind kreative Leistungen, z.B. Wissen, Tipps, künstlerischer Ausdruck oder Glücksmomente.
1. Messgröße: Was gebe ich im Social Web? Wie beziffere ich meinen Dienst? Was sind meine Ideen und was setze ich wo und wie um?
Die zweite messbare Größe ist das, was über mich und mein Unternehmen gesprochen wird. Der Lauscher an der Wand wird durch das Mitmachnetz zur Selbstverständlichkeit. Auch wenn die Absender von Kritik häufig anonym sind, in Foren, Bewertungsportalen, Netzwerken lieber unerkannt bleiben, sehe ich an den Aussagen und Kommentaren, was man über mich denkt. Hiervon sind im Moment vor allem Hotels, Restaurants, Ärzte, Shops und Krankenhäuser betroffen. Doch die Internetanbieter wie Google und Facebook tun alles, um uns Konsumenten durchgehend zu „Bewertern“ zu erziehen, und es mag sein, dass wir schon in wenigen Jahren in einer Welt aus Zensuren und Zeugnissen leben.
2. Messgröße: Bewertungen und Kommentare im Web
Die dritte Messgröße ist die Häufigkeit, mit der mein Unternehmen erwähnt wird. Hierbei geht es vor allem um Prominenz, und Prominenz ist wichtig für die Sichtbarkeit, für das Image, den Bekanntheitsgrad – und für die Suchmaschinenoptimierung. Ich sollte also schon danach streben, möglichst häufig von möglichst anerkannten Websites erwähnt zu werden, Links zu erhalten und bei vielen Seiten und Accounts aufzutauchen. So werde ich nach und nach eine Marke.
3. Messgröße: Die Häufigkeit von Erwähnungen im Web
Die nächste Messgröße ist die Messbarkeit von Traffic, von Freunden, Abonnenten und Fans. Wie oft wird meine Website besucht? Welche Seiten auf der Website und/ oder dem Blog erfahren die größte Aufmerksamkeit? Wo springen Besucher sehr schnell ab, weil es sie nicht interessiert? Wer folgt mir alles auf Twitter? Wie viele Abonnenten habe ich im Newsletter? Welche Beiträge im Newsletter werden wie häufig angeklickt? Wie entwickelt sich meine Fanzahl bei Facebook?
4. Messgröße: Die Anzahl der Besucher, Leser, Abonnenten, Fans und Follower
„Markt sind Gespräche“ heißt es im Zeitalter vom Web 2.0, und eine sehr wichtige Messgröße ist tatsächlich die Interaktion. Wo und an welchen Stellen ist ein Dialog zustande gekommen? Welcher Post bei Facebook hat die meisten Kommentare gewonnen? Was wurde am meisten geliked und/ oder geteilt? Welche Tweets bei Twitter wurden weitergereicht? beantwortet? Nach welchen Tweets kamen neue Follower und was hat sie dazu bewogen? Welche Newsletter-Aktion brachte das größte Feedback? Welche Formulare, eBooks, Gutscheine und Mitmach-Buttons haben die potentiellen Kunden erreicht? Wo liegen die größten Erfolge? Wenn Markt Gespräche sind, sind die größten Erfolge die Antworten.
5. Messgröße: Bei Facebook Likes, Teilen, Kommentare. Bei Twitter Retweets, Replays, Direct Messages. Im Newsletter Feedbacks aller Art. Im Blog Kommentare. Auf der Website die Nutzung von Formularen, Gutscheinen, Umfragen… von aktiven Antworten der Besucher.
Wie im Schützenverein ist es eine Frage der Reputation, wer die Freunde, Netzwerke, Dialogpartner sind. So ist auch im Social Web von erheblichem Wert, mit wem ich in gutem freundschaftlichen Kontakt stehe. Es gibt einflussreiche Keynotespeaker, deren Zuspruch sehr wertvoll für mich ist. Wenn mein Hotel von den größten Bloggern der Welt empfohlen wird, ist das eine gewinnbringende Ehre, und wenn ich als Geocashing-StartUp erreiche, dass der bekannteste Geocasher der Welt mein Portal seinen tausenden von Followern bei Twitter empfiehlt, wird der Erfolg kaum ausbleiben können. Auch wenn vor allem das Gesetz der Anziehung über den Aufbau von Freundschaften entscheidet, bringt Bewusstheit große Vorteile – man sollte sich schon bewusst machen, mit wem im Netz man am meisten kommuniziert.
6. Messgröße: Mit welchen Menschen stehe ich in Kontakt? Was sind die Stärken und Einflussfaktoren meiner Freunde im Web?
Die letzte Messgröße, die aber schon auch die entscheidende ist, ist die Messgröße des monetären Gewinns. Wie hat sich meine Auftragslage erhöht? Welche Aufträge kamen über welche Kanäle? Welche Faktoren im Web sind verantwortlich für meine gewonnenen Aufträge? Wie genau war der Weg? Ein Beispiel: Ich stelle einen kostenlosen Vortrag zum Thema „Social Media“ bei Xing ein. Ich verbreite diesen Vortrag über Newsletter, Twitter, Facebook und gezielte Kommentare auf ausgewählten Websites. Zum Vortrag kommen 40 Zuhörer. Aus diesem Vortrag bilden sich drei nähere Geschäftskontakte innerhalb der nächsten drei Monate. Daraus wiederum ergibt sich ein regelmäßiger Auftrag mit einem Volumen von 350 Euro monatlich.
7. Messgröße: Auftragssteigerung, Zuwachs an zahlenden Kunden
Die Messbarkeit von Dienstleistungen (also Aufträgen) unterscheidet sich von der Messbarkeit bei Produktverkäufen. Bei den Verkäufen von Onlineshop-Artikeln lässt sich messen, wie der Verkauf nach welchen Kampagnen angestiegen ist. Wie viele Facebook-Fans klickten im Anschluss an eine Aktion auf den entsprechenden Artikel? Wie viele von ihnen entschlossen sich danach zum Kauf? Wie häufig mussten sie angesprochen werden, um die Kauflust zu steigern – bis letztendlich zum erfolgreichen Abschluss? Welche Kanäle führen am meisten zum Kauf? Newsletter Angebote? Tweets mit zeitlich befristeten Angeboten? Facebook Post mit exklusivem Inhalt und bildreichem Material? Oder vielleicht sogar Blogeinträge, die direkt mit dem Shop verlinkt wurden?
Hier bewegen wir uns im Bereich der Kampagnen-Profis, der Adwords-Experten und Affiliates. Hier kann man anhand von Cookies genau messen, wie sich welche IP-Adresse im Laufe von Monaten verhielt. Sehr spannend für die Vertriebspsychologie. Es lässt sich wirklich alles messen: ob ein Aktionsbutton besser rot oder orange ist, besser und oder eckig, ob der Text besser mit Ausrufezeichen oder „weiter“ endet.
Es lässt sich messen, wie eine Werbeanzeige bei Facebook zwanzig Mal erfolglos eingeblendet wurde – und beim 21. Mal zum Erfolg führte, nachdem auch im Newsletter auf das Produkt aufmerksam gemacht wurde. Es lässt sich sogar messen, was der potentielle Kunde mit seiner EC-Karte im Supermarkt gekauft hat – und was er folgerichtig am liebsten weiter kaufen möchte. Die Konsumenten werden gläsern, und viele Rechner auf der Welt haben Tag und Nacht nur die eine Aufgabe, jede Bewegung und jedes Verhalten der Menschen zu messen und auszuwerten.
Alles eine Frage des Geldes, die kommerzielle Messbarkeit von Verkaufssteigerungen soll uns in diesem Buch nicht interessieren. Kommerzielles Social Media Monitoring ist teuer und bewegt sich in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Analyse, Prognose und Ergebnis. Sie löst die jahrzehntelange Kultur der Meinungsforschung ein Stück weit ab. Doch wir können die Ergebnisse aus diesen professionellen Forschungen und Studien nutzen, um uns selbst wieder zu optimieren – auch dafür herzlichen Dank.
8. Messgröße: Der ROI, die Kapitalrendite. Gemessen wird der Gewinn – im Verhältnis zum Einsatz.
Resume: Wie man sieht, kann gerade im Social Web unendlich viel gemessen werden, und die Messmethoden sind (bis auf die 8. Messgröße) zumeist kostenlos und gut zu verwalten – machen sogar Spaß. Im zweiten Teil dieses Kapitels werden wir uns konkret der Praxis zuwenden. Ich werde erläutern, wie man mit einfachsten Methoden und kostenlosen Tools eine Auswertung in den Geschäftsalltag integrieren kann, und wie man aus den messbaren Erfolgen effektive Schlüsse zieht, um sich weiter zu verbessern und seine Gewinne zu steigern: Denken ersetzt tatsächlich so manche mühselige Arbeit 😉
Dies war der 30. Teil aus dem Social Media Buch von Eva Ihnenfeldt, das nach und nach hier erscheint.
Die vorläufige Gliederung des Buchs finden Sie hier:
Autorin ist
Eva Ihnenfeldt
Unternehmensberaterin und Dozentin
PR-Agentur und Social Media Agentur SteadyNews
Rheinlanddamm 201
44139 Dortmund
Tel.: 0231/ 77 64 150
Mobil: 01761/ 77 64 150
E-Mail: [email protected]