Eigentlich sind Communitys mal gedacht gewesen, um sich rein privat auszutauschen. Doch da im Internet alles umsonst ist, haben sich natürlich Unternehmen mit ihren Werbebotschaften auf sämtliche sozialen Netzwerke gestürzt, nutzen Twitter, Facebook – und bald auch Google Buzz?? Christoph Müller-Girod, der bekannte Social-Media-Marketing-Experte, hielt im Unperfekthaus einen Vortrag zu Google und Google Buzz.
„Google ist begreifen wie alles zusammenhängt“
betitelte der sympatische Oberhausener, der die Duisburger Philharmoniker über die Bundesgrenzen hinaus mit dem Blog www.dacapo-dp.de bekannt machte, seinen Vortrag. Er selbst hat es sich angewöhnt, seine Kommunikation und sein Geschäftsleben zu ordnen „wie Google es tun würde“ – mit Verschlagwortungen direkt im Internet – natürlich über – Google!
Mit Google-Mail kann man sämtliche Mails überall auf der Welt lesen – denn der riesige Datenspeicher erlaubt eine Archivierung bis ins Fast-Unendliche. Angeschlossen an Google-Mail ist der Google-Kalender, in der Google Wave liegen die Dokumente, über den Google-Reader liest man die RSS-Feeds, und über Social-Bookmark-Dienste wie Mr-Wong oder Delicious kann man von jedem Computer in der Welt auf alle gespeicherten Internetseiten zugreifen.
„Wen man nicht suchen kann, kann man nicht finden“
kann natürlich berechtigte Sorgen auslösen – wir sind immer gläserner für Google, diese mächtige Krake. Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat es mal so formuliert: „Die Privatsphäre ist nicht mehr zeitgemäß“. Doch für Selbständige und Unternehmen gibt es ja keine Business-Privatsphäre, sie wollen ihr Angebot so weit wie möglich verbreiten, und dafür ist Google nun mal unendlich kostbar, schon allein, weil Google die Kleinen bevorzugt und die Großen kreativ bremst (wie auch immer sie es schaffen – zum Leidwesen aller Suchmaschinenoptimierer).
Eine der Grundsätze: je mehr Feedback kommt, je mehr kommentiert wird, desto besser steigt eine Seite bei Google. So konnte ein kleiner Blogger mit seiner (berechtigten) Kritik den Konzern Dell aus der Fassung bringen, denn so viele unzufriedene Dell-Kunden kommentierten die schlechte Erfahrung, dass der Blog-Eintrag bei Google ganz oben gelistet war!
Darum ist es für Unternehmen sinnvoll, mit Kunden in interaktive Kommunikation zu treten. Der Kunde will ja kaufen, will ja konsumieren – Anbieter und Interessent sind sich ja einig! Aber er will ernst genommen werden, will „mitmachen“, will Einfluss haben.
Für eine interaktive Business-Kommunikation in sozialen Netzwerken ist der Informationsgehalt entscheidend. Nur echte Freunde interessieren sich dafür, ob ich gleich Kaffee trinke – die Kunden wollen Info-Mehrwert. Wichtig: nicht gleich perfekt sein wollen, einfach mal ausprobieren, Try and Error wagen, lernen, fragen, sich verbessern. Und Spaß muss es machen, darum ist es wichtig, Mitarbeiter zu motivieren, für das Unternehmen zu posten, zu twittern, zu kommentieren und bei Google Buzz mitzumachen?
„Was heißt Bloggen? Bloggen heißt, durchs Aufschreiben verstehen“
Bloggen ist wie Tagebuch schreiben, auch wenn es um sachliche Inhalte geht. Ich nehme auf, ich schreibe nieder, ich eigne mir den Stoff durch das Schreiben an. So habe ich einen vielfachen Nutzen: ich mache mich und mein Unternehmen bekannt, ich zeige meine Kompetenz, ich erwerbe Vertrauen und ich bilde mich selbst ständig weiter.
„Wer Content wie Erdöl fördert, ist auf dem richtigen Weg“
Ist nun Google Buzz, das vor drei Wochen, Anfang Februar 2010, an den Start ging, eine wirkliche Bereicherung in der bunten Welt der Blogs, Foren, Twitter, Facebook und MySpace-Welten? Welchen Mehrwert bietet Google-Buzz, den man nicht in den anderen sozialen Netzwerken findet?
Google Buzz ist ein weiterer Baustein zu einem Kosmos, in dem das Google Profil ein „seismografisches Zentrum“ bildet. Von hier aus lassen sich alle sozialen Kontakte verwalten, die Mails und die Dokumente in der Google Wave bearbeiten, Fragen stellen und Diskussionen anregen.
Google Buzz würde sich eignen, um mit Kunden tatsächlich in eine fruchtbare Diskussion zu kommen, denn alle Beiträge, die frisch kommentiert werden, rutschen automatisch wieder nach oben.
„Die Aktualität des Kommentars entscheidet über das Ranking“
Voraussetzung für die Nutzung des globalen Diskussionsforums Google Buzz ist ein Google-E-Mail-Account, den viele Internetnutzer noch nicht haben. Wahrscheinlich wird der Erfolg von Google Buzz davon abhängig sein, ob es selbstverständlich wird, auch eine Mail-Adresse bei Google zu generieren.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind noch in den Anfängen. Bald kann jeder „Freund“ sehen, wo ich gerade stecke, wenn ich mein Web-Handy dabei habe, wird mir über das Handy News schicken, Fotos, Videos – alles zum Komplett-Preis einer Internet-Flatrate.
„Buzz, das globale Forum für G-Mail-Nutzer“
inwieweit es für Unternehmen spannend wird, hängt vor allem mit der flächendeckenden Verbreitung der Google-Mail ab.
Quelle: Christoph Müller-Girod