In China sind 90 Prozent alle Jugendlichen kurzsichtig. In Deutschland tragen schon 67 Prozent aller 16-Jährigen eine Brille – hinzu kommen die jungen Menschen, die Kontaktlinsen wählen. Auch bei uns ist in allererster Linie die Kurzsichtigkeit gestiegen. Kein Wunder, wenn wir den Großteil des Tages an Bildschirmen und Handys verbringen.
Weiterhin wird in Deutschland die Myopie (Kurzsichtigkeit) im Normalfall medizinisch nicht als Krankheit eingestuft, sondern als Anomalie. Das entlastet die Krankenkassen, die keine Zuzahlungen leisten müssen – führt jedoch womöglich dazu, dass Kinder, Erwachsene und Senioren aus finanziell schwachen Haushalten ungenügende Sehhilfen tragen.
Welt vom 6. Februar 2021: Kurzsichtigkeit – Deutschlands neue Volkskrankheit
Nicht nur Kurzsichtigkeit…
Doch auch andere Augen-Schäden sind wohl Folge der Digitalisierung. Mit zunehmenden Alter kann die permanente Anstrengung der Netzhaut zu weiteren Schäden führen. Zwar ist nicht geklärt, ob eine der drei häufigsten Ursachen für Erblindung im Alter ab 60 Jahren – die „altersbedingte Makuladegeneration“ (AMD) – auch auf die steigende Bildschirmfokussierung zurückzuführen ist. Doch was schon durch Studien belegt wurde ist, dass der Kreis der Betroffenen steigt.
RND vom 18. November 2019: Neue Studie: Bald jeder Vierte von altersbedingter Makuladegeneration betroffen
Leider gibt es bei der AMD nicht die Möglichkeit, diese mit Brillen oder OP’s zu korrigieren. Wenn die Netzhaut und das Feld des scharfen Sehens geschädigt ist, ist es leider einfach passiert. Ich selbst habe vor wenigen Tagen erfahren, dass ich betroffen bin. Habe viel gegooglet seitdem und werde gern weiter berichten, wenn ich beim Augenarzt war.
Die Digitalisierung fordert ihren Preis
Ich habe ja schon sehr früh angefangen, die Welt „da draußen“ durch Bildschirme zu ersetzen. Schon als Kind habe ich jede Gelegenheit genutzt, mich in Bücher zu vergraben, später kam der Fernseher hinzu – ich war die Erste in der Grundschule, die eine Brille trug. Ach war das furchtbar…
Als Erwachsene folgte dann schließlich die berufliche Ausrichtung auf Computerbildschirme. Ich liebe es, mich mit meinen Augen in etwas zu vergraben, was mir meinen eigenen Kosmos schafft. Ich bin nun durchaus bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Immerhin: Die Orientierung im Raum werde ich auch bei zunehmender Erblindung behalten, bei AMD kann Licht weiterhin wahrgenommen werden – es wird eben nur alles verschwommen. Lesen, Auto fahren, Gesichter erkennen – das fällt mir schon heute recht schwer.
Sicher wird die medizinische Forschung weiter fortschreiten und es wird womöglich bald Korrektur-Möglichkeiten und medikamentöse Therapien bei AMD geben. Grauer Star ist ja heute auch kein unlösbares Problem mehr. Doch es lohnt sich für uns alle, uns einmal mit der Kostbarkeit unseres Augenlichts zu beschäftigen. In Zeiten der Selbstoptimierung vernachlässigen wir die Augen komplett, indem wir ständig in Smartphones und andere Bildschirme starren – sowohl beruflich als auch in der Freizeit.
Habt Eure Augen lieb und verwöhnt sie ein bisschen – sie haben es verdient.