Passkey statt Passwort – hin zur biometrischen Authentifizierung

Wir alle finden Passwörter lästig, unsicher, angreifbar. Zwar gibt es schon lange Passwort-Manager mit dem sicheren Master-Keyword, doch diese Möglichkeit wird nur von rund einem Viertel der Webuser genutzt. Seit Oktober 2023 verbreiten sich als neue Alternative zu Passwörtern und der lästigen 2-Faktoren-Identifizierung Passkeys in Windeseile. Google, WhatsApp, Amazon, Apple… Mit der Einführung der praktischen Passkeys, die geräteübertragend eingesetzt werden können, wird auch die Authentifizierung über biometrische Daten mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit.

Biometrische Authentifizierung

Die digitale Identifizierung per Smartphone hat bereits in der Coronazeit eine hohe Akzeptanz in der Weltbevölkerung erlangt. Vor Allem der QR-Code, über den wir uns Zugang zu Geschäften, Restaurants, Behörden, Schwimmbädern, Verkehrsmitteln etc. verschaffen konnten als ausreichend Geimpfte, hat uns daran gewöhnt, jederzeit identifiziert zu werden. Mit den Passkeys kommt nun noch eine neue Stufe hinzu: Die biometrische Identifizierung als Zugangsschlüssel zu digitalen Diensten.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Gesichtserkennung und Fingerabdruck sind die üblichen Authentifizierungswege auf unserem Smartphone. Bald soll noch der Iris-Scan hinzukommen. Biometrische Iriserkennungssysteme beleuchten die Iris aus einem Abstand von etwa einem Meter. Schon heute registriert die Krypto-Firma Worldcoin Menschen anhand ihrer Iris. Weltweit können sich Menschen von Worldcoin per Iris-Scan registrieren lassen und erhalten als Belohnung 50 Dollar auf einer Krypto-Wallet. Ab diesem Zeitpunkt müssen sich die Freiwilligen nie wieder erneut per Iris-Scan registrieren . Open-AI-CEO Sam Altman gehört zu den Gründern von Worldcoin.
nzz vom 18.10.23 – Worldcoin registriert Menschen anhand ihrer Iris

Authentifizierung und Identifizierung

Authentifizierung bedeutet, Zugangsrechte zu erhalten. Identifizierung geht noch einen Schritt weiter. Identifizierte können in Sekundenschnelle in einer zentralen Datenbank aufgespürt – und die dort gespeicherten Merkmal ausgelesen werden. Das Uno-Hochkommissariat setzt seit Jahren Iris-Scans in Jordanien ein, um syrische Flüchtlinge zu registrieren. Herkömmliche Ausweispapiere werden so überflüssig. Auch Einkäufe von Flüchtlingen werden in jordanischen Flüchtlingslagern über UNO-Hilfswerke bereits über Iris-Scans verwaltet.

Indien hat bereits über 1,3 Milliarden Einwohner per Iris-Scan oder Fingerabdruck registriert. So werden zum Beispiel Sozialleistungen organisiert – und andere Dienstleistungen von Behörden. Verbunden mit der Registrierung sind umfangreiche Nutzerprofile, die auch von privaten Konzernen gefüttert und ausgewertet werden.

Wallets und digitale Zahlungsmittel

Biometrische Authentifizierungen werden auch zunehmend für elektronische Zahlungsmittel verwendet. Die Kommission der Europäischen Union plant für 2024 die Einführung eines elektronischen Zahlungsmittels, das auf einer digitalen Geldbörse (Wallet) liegt und von der Europäischen Zentralbank verwaltet wird.
Tagesschau vom 19.10.23 – die EZB und der digitale Euro

Wohin führt der Weg?

Im Unterschied zu China liegt in westlichen Ländern der Zugriff auf persönliche Daten in erster Linie bei privaten Großkonzernen wie Google, Apple, Microsoft, Amazon und Meta. In China wird die Authentifizierung, Identifizierung und Autorisierung der Bürger vom politischen System „Die Partei“ gesteuert und verwaltet. In der Konsequenz ähneln sich trotzdem die Systeme der digitalen Überwachung. Wer nicht „brav“ ist, erfährt Nachteile bis hin zu Sanktionen.

Mediennutzung, Netzwerke, Meinungsäußerungen, Kontakte, Bewegungsprofil…, unsere Persönlichkeit wird soziologisch und psychologisch immer genauer sichtbar. Wenn nun auch noch Bargeldgeschäfte immer mehr eingeschränkt werden, wird es kaum noch möglich sein, Handlungen vor der digitalen Identifizierung und Analyse zu verheimlichen. Hier noch ein Blick nach China, um sich die Ausmaße einer perfekten digitalen Überwachung und Steuerung vorzustellen. Schöne neue Welt? Wir werden sehen.

ZDF-Info-Doku von Januar 2023 über das chinesische Sozialpunkte-System

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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3 thoughts on “Passkey statt Passwort – hin zur biometrischen Authentifizierung

  • Reply Jürgen Bublitz 31. Oktober 2023 at 09:40

    Zitat: „In der Konsequenz ähneln sich trotzdem die Systeme der digitalen Überwachung. Wer nicht „brav“ ist, erfährt Nachteile bis hin zu Sanktionen.“

    > aktuell sehe ich, wie jeder, der sich irgendeine Bonus-Punkte-App eines Anbieters auf sein Handy lädt, mit teilweise deutlichen (Preis-)Vorteilen belohnt wird. Um auf diese Anreize zu verzichten braucht man entweder eine ordentlichen Portion Willenskraft (die immer wieder neu angegriffen wird) oder einen gut gefüllten Geldbeutel.

    Nur EIN Beispiel: Kaufland schreibt „Sichere dir außerdem vom 12. Oktober bis 08. November 2023 die Chance auf einen Coupon in Höhe von 30 Euro für deinen nächsten Einkauf¹“ – puh, es zerrt an mir…

    Weil niemand etwas zu verschenken hat: was genau macht mich so wertvoll? Und will ich mich wirklich feil bieten? Bei unklarer Gegenleistung meinerseits?

    Ich denke nein…

    • Reply Eva Ihnenfeldt 2. November 2023 at 19:57

      Tja, schwere Entscheidung. Kaufland will ja das „Amazon für Deutschland“ werden und gibt gerade richtig Gas. Ich selbst habe mich aus Bequemlichkeit damit abgefunden, dass alle möglichen großen Online-Händler Einsicht auf mein Konto haben (haben wir alle vor ca 2 Jahren unterschrieben – war so versteckt formuliert, dass es kaum auffiel) und kaufe auch sicher wöchentlich irgendwas bei Amazon. Aber wenn Du den Verlockungen widerstehst – finde ich ok! Ändert nur nicht viel. Die Kleinen sterben oder werden von den Große geschluckt – gruselige Zeiten… Ganz liebe Grüße von Eva!!!

    • Reply Eva Ihnenfeldt 2. November 2023 at 19:59

      Ja, Verlockungen ohne Ende – es herrscht regelrecht Krieg um jeden einzelnen Konsumenten und jeden einzelnen Kauf. Der Handel hat 40 Grad Fieber seit unserer Kaufzurückhaltung. Selbst ich kaufe immer weniger wegen Inflation und überhaupt. Über Kaufland schreibe ich mal bald. Sie wollen Deutschlands Amazon werden – das lässt man sich schon was kosten…

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