DAK-Studie: Drei Viertel der Schulkinder haben Zukunftsängste

Stellen Sie sich vor, Sie sind wieder Kind, und zwar ein Schulkind zwischen dem 10. und 16. Lebensjahr. Sowohl in Ihrer Familie, als auch in der Schule hören Sie tagtäglich, welche Sorgen und Ängste die Erwachsenen plagen. Zusätzlich erfahren Sie permanent aus den Medien (allen voran soziale Internetmedien wie YouTube und TikTok), dass die Welt in einem schrecklichen Zustand ist. In den Jahren 2020 und 2021 haben Sie persönlich erlebt, was es bedeutet, zu Hause eingesperrt zu sein und Ihre Freundschaften nur über Videotelefonie und Chatnachrichten pflegen zu können. Was für ein furchtbares Kinderleben! Warum reden wir unseren Kindern von allen Seiten ein, dass es „von nun an nur noch bergab geht“?

DAK-Studie zum körperlichen und psychischen Wohlbefinden junger Menschen

Bild von Alexa auf Pixabay

Für den regelmäßig erhobenen DAK-Präventionsradar wurden 2024 in Deutschland 23.000 Schulkinder der Klassen 5 bis 10 aus 14 Bundesländern befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend. Mehr als die Hälfte der Schulkinder fühlen sich erschöpft. Fast die Hälfte von ihnen haben mehrmals wöchentlich mindestens zwei gesundheitliche Beschwerden: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen…

In den letzten sechs Jahren ist der Anteil der Kinder mit multiplen Gesundheitsbeschwerden von 36 auf 46 Prozent gestiegen. Mädchen sind stärker betroffen als Jungen. Besonders alarmierend: Drei Viertel der Kinder werden von Zukunftsängsten geplagt. 31,5 Prozent gaben bei der Umfrage an, sich einsam zu fühlen.
DAK-Präventionsradar 2024

Meine Meinung:

Die „German Angst“ ist im 20. Jahrhundert international zu einem politischen Schlagwort geworden. Der Terminus bezeichnet eine gesellschaftliche Gruppenangst, die hysterische Züge trägt. Als Folge der „German Angst“, die mit Hypochondrie einhergeht, wird die Gesellschaft zögerlich und entwickelt eine übersteigerte Sehnsucht nach Sicherheit, Recht und Ordnung. Das Streben nach Freiheit und Selbstwirksamkeit weicht dem Ruf nach dem „starken Mann“.
rnd: German Angst – was ist damit gemeint?

Wir sind nun mal so. Sowohl die Werte von Sicherheit, Recht und Ordnung als auch die ständig herbeigerufenen Bedrohungen einer „Von-nun-an-geht’s-bergab“ Zukunft sind ein hervorragendes Mittel, um junge Menschen zum Gehorsam zu erziehen.

Andere Studien zeigen sogar, dass junge Menschen sich nach staatlichen Eingriffen sehnen, und dass die AfD in der Gunst der Erstwähler steigt. Da ist also zum einen die Rebellion gegen die vorherrschende Ideologie, zum anderen die Hoffnung, ein starker Staat würde mit eisernem Besen aufräumen.

Und ja, es stimmt. Neben dem Klimawandel, der in seinen Auswirkungen und Bekämpfungsstrategien sehr nebulös ängstigt, da Wetter und Klima in keinem direkten Zusammenhang stehen, gibt es finanzielle Ängste wie die Renten- und Rentnerversorgungsangst, Angst vor anderen finanziellen Belastungen – bis hin zu der Angst vor anderen Menschen und der Angst, womöglich im falschen Körper zu stecken. Und da ist noch die Angst vor Krieg, wahrlich keine Kleinigkeit.

Medien und Angst

Nicht nur in Deutschland, auch in allen anderen Ländern dieser Welt hängen die Kinder täglich vor ihrem Smartphone, konsumieren Nachrichten, Gewaltsensationen, Unterhaltungsvideos, paradiesische Reiseerlebnisse und all das, was mit der Sehnsucht nach einem Liebes- und Sexualpartner zusammenhängt. Und doch scheint diese neue Medienrealität in Deutschland besonders stark die wohlbekannte „German Angst“ zu produzieren.

Ich vermute, dass in Ballungsräumen der Anteil der seelisch belasteten Kinder besonders hoch ist. Zumindest stelle ich mir vor, dass man auf dem Lande mehr eingebunden ist in Vereinsleben, Nachbarschaft und einer Freizeit außerhalb der elterlichen Wohnung.

Was würde ich tun?

Wahrscheinlich würde ich versuchen, meine Kinder zu einer Waldorfschule zu schicken, damit sie über Kunst, Handwerk und geisteswissenschaftliche Prioritäten in ihrem beständigen Klassenverband Schule erleben – ein bisschen so „wie früher“.

Ich würde versuchen (falls sie es zulassen), mit den Kindern politische Diskussionen zu führen und ihnen vermitteln, dass unsere German Angst nun mal unser Alleinstellungsmerkmal ist, das ja auch mit Disziplin, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Gründlichkeit und Mildtätigkeit einhergeht. Hat ja auch was Gutes! Ich würde versuchen, dass sie gern genau die sind, die sie sind. Aber ob das helfen würde? Keine Ahnung.

Es ist, wie es ist. Die Rechten sind ja überall auf dem Vormarsch, wie auch damals bei der Weltwirtschaftskrise. „Von-nun-an-geht’s-bergab“ trägt zwar unterschiedliche Ausprägungen je nach Mentalität einer Gesellschaft, doch eins trägt das Phänomen immer bei sich „Den Feind besiegen wollen und mit dem Willen zur Macht wieder zum „Von-nun-an-geht’s-bergauf“ kommen.

Demokratie scheint zunehmend als ausgedientes System und als dekadenter Selbstbedienungsladen von Berufspolitikern wahrgenommen zu werden, die sich den „Reichen“ willig ausliefern. Aber ob eine autoritäre Technokratie, die bereit ist, gegen Feinde in den Krieg zu ziehen, die Heilsbotschaft ist? Wer glaubt denn sowas???

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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