Lohnt es sich wirklich, Woche für Woche das Debattieren in Clubs zu üben? Den Beweis, dass regelmäßiges Training nach geordneten Regeln tatsächlich die freie Rede schult, dass es möglich ist, sich selbst über diese rhetorischen „Turnübungen“ zum glänzenden Redner und Argumentierer zu steigern, traten Mitglieder des Debattierklubs Dortmund am 12.Januar 2010 an, als sie in einer Show-Debatte gegen die Grünen antraten. Das Thema durften die Politiker bestimmen -und wählten „Studiengebühren abschaffen“.
Es waren hochkarätige Politiker/innen, die von den Grünen erschienen waren, um ihre Argumente gegen Studiengebühren überzeugend zu erläutern.
Zu Beginn der Debatte schien auch alles ganz klar – bei der Probeabstimmung waren nur zwei der etwa 35 Besucher der Veranstaltung für Studiengebühren. Doch im Laufe der Debatte wendete sich das Blatt ein wenig. Bei der Schlussabstimmung stimmten doch etwa 10 Besucher für Studiengebühren – die Argumente der Debattierklub-Mitglieder hatten sie überzeugt….
Natürlich sind die Vorbehalte gegen Politiker im Allgemeinen groß, darum hatten es die Lantagskandidaten schon etwas schwer, sich als „Regierung“ sympathisch zu präsentieren. Doch vor allem war es wirklich erstaunlich, wie gut sich die unfreiwilligen Studiengebühren-Verteidiger empathisch in die Rolle von Studiengebühren-Befürwortern versetzen konnten. Und das, obwohl sie im „Real Life“ als Betroffene natürlich selbst unter den Gebühren ordentlich leiden müssen…
Die Grünen nahmen es mit Humor – und Anerkennung. Im Anschluss an die Show-Debatte fragte ich die drei Grünen-Politiker, wie sie sich selbst auf Debatten, Reden und Redebeiträge vorbereiten:
Martin Tönnes (Sprecher der Grünen-Fraktion im RVR): „Ich profitiere noch heute von meinem Studium der Raumplanung hier in Dortmund. Damals war es fester Bestandteil des Studiums, Referate zu halten, mündlich geprüft zu werden und in jeglicher Form die freie Rede anzuwenden. Im Regionalverband Ruhr (RVR) und im Rat der Stadt Dortmund sind Reden nicht so der Standard. Wenn ich Reden halte, mache ich mir zuvor Stichpunkte und lese so wenig wie möglich vom Blatt ab.
Daniela Schneckenburger (Landesvorsitzende Die Grünen NRW): Als Landesvorsitzende der Grünen NRW rede ich vor allem vor Parteifreunden. Mit 12 Jahren Kommunalpolitik verfüge ich über viel Erfahrung mit Diskussionen und Debatten. Es fällt mir allerdings manchmal leichter, vor Gegnern zu reden als vor Parteiversammlungen. Beim Landesparteitag sind Reden von fünfzehnminütiger Länge vor 280 Delegierten üblich. Für politische Anfänger halte ich es durchaus für sinnvoll, rhetorische Kurse und Seminare zu besuchen. Mir selbst fehlt dafür die Zeit.
Ingrid Reuter (Mitglied des Dortmunder Stadtrates) : Ich bereite mich auf meine Redebeiträge vor allem inhaltlich vor und strukturiere die Argumente. Längere Reden am Podest kommen im Rat selten vor. Meist wird miteinander diskutiert. Ich lege Wert auf kurze Sätze und verständliche Formulierungen. Aber Gegner von der eigenen Position durch eine Rede zu überzeugen, ist kaum denkbar.
Wer mehr wissen will vom Debattierklub: hier das komplette Programm des Show-Debattierens mit Politikern.
Ansonsten ist jeder herzlich eingeladen, dienstags um 18 Uhr mit zu debattieren (so wie die SteadyNews-Redakteurin Eva Ihnenfeldt!)
Hier noch als You Tube Video Debado-Präsident Tobias Raschke, der in sechseinhalb Minuten die Debattierregeln erläutert:
[…] steadynews.de (13.1.2010) Debattierklub contra “die Grünen” – das Show-Debattie… […]