Seit Anfang November 2023 werden nach und nach Facebook Nutzer und Instagram Mitglieder aufgefordert, sich zu entscheiden: Bist Du weiterhin bereit, personalisierte Werbung im jeweiligen Kanal zu akzeptieren? Oder entscheidest Du Dich für ein kostenpflichtiges Abo, bei dem Meta (Mutterfirma von Facebook und Instagram) auf das Anzeigen von Werbeanzeigen verzichtet. Man kann es also vergleichen mit den werbefreien Abo-Modellen bei YouTube oder Streamingdiensten. Aber! Selbst wenn man sich für die mindestens 9,99 Euro Abomodell monatlich entscheiden würde, kann Meta weiterhin Deine personenbezogenen Daten sammeln, auswerten und kommerziell nutzen. Alles, was entfällt, sind die personalisierten Werbeanzeigen. Weitere Infos bei der Verbraucherzentrale NRW
Warum greift der US-Konzern Meta zu Abomodellen?
Im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) darf keine Werbung mehr angezeigt werden, die auf verhaltensbasierten Profilen beruht. Es sei denn, die Nutzer stimmen der personalisierten Werbung ausdrücklich zu. Während Google auf diese Einschränkung und dem drohenden Cookie-Verbot bereits im Mai 2023 mit der Einführung der „Privacy Sandbox“ reagiert hat (derstandard – Googles neues Werbetracking), versucht es nun Meta mit der Alternative eines kostenpflichtigen Abo-Modells. Doch für wen wäre das attraktiv?
Im Video-Streaming und in Mediatheken keine Werbung angezeigt bekommen, hat einen hohen Mehrwert. Schließlich muss man die Werbeeinblendungen über sich ergehen lassen, bevor der gewünschte Inhalt weiterläuft.
Bei Facebook und Instagram scrollt man einfach weiter. Das geht in Sekundenschnelle. Außerdem sind wir von vielen Webseiten und Medienportalen gewohnt, Werbung „loszuwerden“ durch Scrollen oder Wegklicken. Dass diese Werbeeinblendungen in der Regel auf unseren persönlichen Profilen abgestimmt sind, wissen wir auch.
Bisher hat Meta sich auf die Vertragsbedingungen verlassen, in denen sich sämtliche Kanalnutzer von Facebook und Instagram damit einverstanden erklären mussten, personalisierte Werbung zu akzeptieren. Der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA) hat schon im Dezember 2022 festgelegt, „dass ein Vertrag keine geeignete Rechtsgrundlage für die von Meta durchgeführte Verarbeitung personenbezogener Daten für verhaltensbasierte Werbung darstellt“. Sehr kurzfristig musste nun Meta eine Lösung für November 2023 anbieten, um gigantische Strafzahlungen abzuwenden. Und diese Lösung ist das Abomodell…
Wie wird sich das kostenpflichtige Abomodell für Facebook und Instagram auswirken?
Die Frage ist, wie wertvoll die sozialen Netzwerke von Meta heute noch für die Nutzer sind. Viele haben sich auf WhatsApp zurückgezogen und haben schon länger das Interesse an den Einträgen bei Facebook und Instagram verloren. Sind Stories und Posts wirklich so interessant, dass man sich diesem Entscheidungszwang unterwirft, der ja weiterhin das Tracken des eigenen Web-Verhaltens beinhaltet und ausschließlich auf die Einblendung von Werbung abzielt?
Ich persönlich lasse mir noch Zeit mit der Entscheidung, ob ich Facebook verlassen will. Was mir fehlen würde, wäre meine Verbindung mit meinen Facebook-Freunden. Jeden Morgen zu schauen, ob es allen „gutgeht“, macht mir Freude. Die Facebook-Gruppen sind ersetzbar durch Foren, die spannenden Medienbeiträge finde ich schon seit Längerem über andere Kanäle. Welchen Mehrwert haben Facebook und Co noch für uns? Eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken. Aber eines ist mir klar: Unsere Verhaltensprofile können wir nicht über Geldzahlungen loswerden, diese sind zu wichtig für Wirtschaft und Politik.
Quelle: heise.de vom 1. November 2023 – EU-Datenschützer untersagen Facebook und Instagram personalisierte Werbung