Brain-Rot bezeichnet die zunehmende intellektuelle Abstumpfung durch endloses Scrollen im Internet – vorwiegend am Smartphone. Brain-Rot wurde im Dezember 2024 zum Oxford-Wort des Jahres gewählt. Bei jungen Menschen ist vor allem Tiktok verbunden mit der Sucht, immer weiter und weiter ein kurzes Video nach dem anderen zu schauen. Sogar der Hashtag #brainrot ist beliebt bei Tiltok-Usern – so als ob man sich durch das Eingeständnis, durch das eigene suchtartige Verhalten immer weiter zu verblöden, mit einer digitalen Community verbunden fühlt, mit der man sich gern identifiziert.
Tatsächlich belegen immer mehr Studien, dass der Konsum von „betäubenden Inhalten“ tatsächlich die graue Substanz im menschlichen Gehirn abzubauen scheint. Weitere Konsequenzen des endlosen Scrollens sind Aufmerksamkeitsdefizite, die Schwächung des Erinnerungsvermögens und eine zurückgehende Fähigkeit von durchdachter Entscheidungsfindung.
Für Vertraute von Jugendlichen lohnt es sich wirklich, einmal die App von TikTok auf dem Smartphone zu installieren, um nachvollziehen zu können, wie die Sucht (noch ein Video, nur noch ein Video…) sich ausdehnt. TikToks Algorithmen lernen sehr schnell, welche Inhalte dem Nutzer gefallen und was ihn in diese (nur noch ein Video…) Abhängigkeit treibt. Nutzer wählen in der Regel nicht selbst aus, welche Themen sie sehen wollen – sondern vertrauen den Vorschlägen des Portals. Die Algorithmen messen, welche Videos bis zum Ende geschaut werden, geliked werden – wann geteilt, kommentiert und wem gefolgt wird. Innerhalb kürzester Zeit haben sie die Verführbarkeit gemessen und bedienen die Vorlieben.
TikTok als Schuldenfalle der Zukunft
Brain-Rot ist nicht nur eine große Gefahr für die intellektuelle Leistungsfähigkeit, Konzentration und das disziplinierte Durchhaltevermögen bei schwierigen Lerninhalten – die „Hirnfäule“ ist auch eng verbunden mit einer Verringerung von Impulskontrolle und einer Sucht nach Belohnungshormonkicks. Wenn Influencer in ihren Videos Produkte anpreisen und diese mit wenigen Klicks bestellt werden können, ist dies womöglich eine Hauptursache für Überschuldungen bei jungen Menschen, die noch keine Erfahrungen mit den schmerzlichen Konsequenzen haben.
Watson am 08.01.2025 – Gen Z: Forscher warnen vor TikTok als Schuldenfalle der Zukunft
Wirkung vergleichbar mit Alkoholkonsum
Michoel Moshel von der Macquarie University in Sydney, Hauptautor einer Metaanalyse aus dem Jahr 2023, vergleicht die neuropsychologischen Auswirkungen der unangemessenen Bildschirmnutzung mit den Auswirkungen einer Alkoholsucht.
Unser Gehirn hat die Tendenz, stets nach neuen Informationen zu fahnden, um sich noch besser vor Gefahren schützen zu können und bessere „Jagdergebnisse“ zu erzielen. Dieser natürliche Instinkt wird durch Brainrot in eine gehirnzerstörende Droge verwandelt.
DerStandard vom 30.12.2024 – „Brain-Rot“ durch Social Media ist medizinisch nachweisbar
Was tun?
Solange es noch möglich ist, sollten Erwachsene Kinder und Jugendliche vor der Droge Brain-Rot mit pädagogischen Eingriffen schützen. Falls Sie selbst die Tendenz bei sich entdecken, stundenlang durch Nachrichten, Videos und Social-Media-Posts zu scrollen, sollten Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um sich von der eigenen Internet- und Scroll-Sucht zu heilen. In einigen Städten gibt es sogar schon Selbsthilfegruppen, die sich jedoch in erster Linie an Gamer wenden.
Brain-Rot ist mehr als nur ein „Wort des Jahres 2024“, es ist eine ernsthafte Gefahr für die Menschheit. Wenn die Künstliche Intelligenz in immer mehr Bereichen die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen überflügelt, könnte dies zur wichtigsten Bedrohung unserer Spezies werden.