Politik, Sport, Menschen: Klatsch ist die Kunst, Bündnisse zu schließen

In der Corona-Zeit gab es weltweit gesellschaftliche Spaltungen zwischen denen, welche die politischen Entscheidungen der Pandemie-Politik befürworteten und denen, die sich dagegen stellten. Ob Kontakteinschränkungen, Medieneingriffe, Test- und Impfpflichten zum Schutz der Gesundheit beigetragen haben, wird auch im Jahr 2024 ebenso unterschiedlich bewertet wie damals.

Fakt ist, dass diese erste weltweit vereinheitlichte Katastrophenpolitik aufzeigt, was wir Menschen häufig verächtlich bewerten: Klatsch und Tratsch gehören zum menschlichen Zusammenleben dazu: Menschen tasten sich beim Bewerten Dritter ab, überprüfen die Wertesysteme des Gegenübers und schließen daraufhin Bündnisse – oder eben auch nicht. Gibt es kein Bündnis, kann das dazu führen, dass der Kontakt durch die unterschiedliche Bewertung abgebrochen wird – oder sogar die Gegner bekämpft werden.

Gesellschaftliche Spaltung in der Pandemie

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

In den Jahren 2020 bis 2022 fand das besonders deutlich statt: Familien spalteten sich, Bürger/innen in der Öffentlichkeit, Eltern und Lehrer/Innen in Schulen… Wir können im Rückblick wunderbar erkennen, wie wichtig die emotionale Bewertung Dritter für die Fähigkeit ist, Bündnisse zu schließen, Bündnisse aufzulösen und Konflikte zu bewältigen.

Feindbilder sind für den Zusammenschluss gesellschaftlicher Systeme immer dann wichtig, wenn sich der Mensch in seiner persönlichen Entfaltung bedroht fühlt, oder er ein emotionales Ventil für seine empfundene Unterdrückung braucht. Ich selbst sehe diese Notwendigkeit immer besonders deutlich im Fußball. Jeder Fußballfan weiß, wie lächerlich die Abwertung und der Hass gegenüber gegnerischen Fans ist, und doch ist der emotionale Kick so wohltuend, dass man im Hassrausch alles rationale Wissen über Bord wirft.

Männer und Frauen

Traditionell sind Frauen auf das Innenleben ihrer Gesellschaftssysteme ausgerichtet. Familie, Nachbarschaft, soziale Strukturen… Auch heute noch liegt das Interesse von Frauen bei „Klatsch und Tratsch“ eher im persönlichen Bewertungsbereich. Mütter werden bewertet, Nachbar/Innen, Berufskollegen/Innen, Familienmitglieder… Auch medial werden Prominente an ihrem persönlichen Verhalten gemessen.

Männer hingegen haben traditionell die Aufgabe, sich um den gesicherten Wohlstand der Familie und des gemeinschaftlichen Systems zu sorgen. Bei „Klatsch und Tratsch“ geht es meistens um Herrschaft und Potenz. Männer reden auch heute noch viel über Politik, Sport (der militärische Ersatz in Friedenszeiten) und Besitz.
scottmax.com im August 2024: 44 Social Media Statistiken

Egal, ob nach innen oder außen gerichtet, Gespräche über Dritte haben die Funktion, die gegenseitigen Bewertungssysteme abzutasten und zu entscheiden, ob ein Bündnis geschlossen werden kann bzw. noch besteht.

Klatsch und Tratsch im digitalen Wandel

Das Problem im digitalen Wandel ist, dass es kaum noch möglich ist, den gesellschaftlichen Frieden durch mediale Kontrolle zu wahren. Selbst in China mit seiner weltweit überragenden Kontrollpolitik ist es fraglich, ob die Politik dauerhaft in der Lage ist, die psychologische Bündnisfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger durch Erziehung und Gesetzeskraft dauerhaft zu regulieren.

Instagram, TikTok, YouTube, X, Blogs, Messenger und andere digitale Kanäle bieten eine unüberschaubare Vielfalt an Bündnis-Grundlagen. Ob psychologisch, politisch, esoterisch, militärisch, persönlich, wissenschaftlich….  Die gute alte Regenbogenpresse und öffentlich-rechtliche Informationspolitik kann sich der Heuschrecken aus den Untergründen des Internets anscheinend so wenig erwehren wie einst der Pharao der Heuschreckenplage vor dem Aufzug der Israeliten.

In der Vergangenheit wurden in der Regel Kriege eingesetzt, um die Bevölkerung wieder zusammenzuschweißen, wenn die Spaltung zu gefährlich wurde. Basis jeden Gesellschaftssystems ist der Wohlstand – also eine genussvolle, friedliche Sicherung der existenziellen Bedürfnisse.

Das hier eingebettete Interview zum Thema „Lobbyismus im Umweltschutz“ zwischen dem WELT-Chefreporter Wissenschaft, Axel Bojanowski, und dem Professor für Spieltheorie, Prof. Dr. Christian Rieck, ist meiner Auffassung nach ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Lobbyisten aller Zeiten versucht haben und versuchen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt über mediale Informationspolitik zu steuern.

Bündnissuche in digitalen Zeiten

Obrigkeitsgegner versus Obrigkeitsanhänger, Fortschrittsfreudige versus Konservative, Wissenschaftsgläubige versus Spirituelle, Sicherheitsbestrebte versus Freiheitsausgerichtete…

Die grundlegenden Wertesysteme der Bündnissuchenden bleiben gleich – nur die Narrative verändern sich. Ob Taylor Swift oder die Ampel-Regierung – wir alle brauchen emotionale Beruhigung ebenso wie emotionale Kicks. Und das macht unsere heutige digitale Zeit so schwierig …  

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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