Entmenschlichung: Schwindet unser Mitgefühl durch die Digitalisierung?

Studien zeigen, dass durch die zunehmende Digitalisierung ein Rückgang des menschlichen Mitgefühls zu verzeichnen ist. Man könnte sogar von einer langsam sich entwickelnden „Entmenschlichung“ sprechen, da Anonymität, digitale Filterblasen, Informationsflut, permanenter Zeitdruck und ständige Selbstdarstellung in sozialen Medien keine Wahl lassen: Die Welt entmenschlicht sich. Der Mensch nähert sich der Künstlichen Intelligenz immer weiter an. steadyhq.com – Wie unser Mitgefühl in der digitalen Welt verblasst

Wie würde wohl ein Erwachsener aus dem Deutschland der Fünfziger Jahren reagieren, wenn dieser per Zeitmaschine in unsere Zeit katapultiert würde? Zunächst ganz sicher mit Überforderung und Panik – zumindest, wenn er in einer Großstadt landen würde. So viel Elend! So viele Obdachlose und Drogensüchtige! So viel Müll und so wenig Schönes!

Im nächsten Schritt würde er die digitale Welt kennenlernen (müssen). Falls er das Glück hat, einen Menschen zu finden, der ihn zu Behörden begleitet, die ihm weiterhelfen als Gestrandeter, könnte er nach und nach lernen, wie man im Jahr 2025 überlebt: Das Smartphone ist die Grundlage bei der Wohnungssuche, bei der Beantragung von Sozialleistung, bei der Stellensuche. Die Grundlage des Lebens ist digital.

Ohne Anbindung an die digitale Welt ist das Leben kaum noch denkbar. Selbst bei den alten Menschen wird die Anzahl derer, die rein analog leben, immer geringer.

Kurz und gut – innerhalb kürzester Zeit wäre der Zeitreisende wohl da, wo wir alle heute sind: In einer Welt, die uns viel menschlich Fremdes abverlangt und zwangsweise dazu führt, dass Mitgefühl zurückgeht – es ist einfach zu viel für uns Menschen!

Bild von SplitShire auf Pixabay

Hauptursachen der Entmenschlichung

Folgende Hauptursachen sind verantwortlich für die Abstumpfung und zunehmende Entmenschlichung:

1. Die Anonymität im Internet vermindert unsere Sichtbarkeit. Wir konsumieren Medien, äußern uns möglichst anonym (wenn überhaupt), fühlen uns für das, was wir tun, immer weniger verantwortlich. da soziale Konsequenzen ausbleiben
2. Persönliche Kontakte verringern sich. Selbst im Arbeitsleben sind viele Teams nur noch über virtuelle Tools verbunden. Greifbare Begegnungen mit Mimik, Gestik, Augenkontakt und Berührung schwinden.
3. Zufällige Begegnungen und Auseinandersetzungen mit Andersdenkenden fehlen, wenn die analoge Welt immer mehr zusammenschrumpft auf die eigene „Filterblase“. Das vermindert Respekt und Toleranz gegenüber dem Fremden. Der Konformitätsdruck in der eigenen „Blase“ führt dazu, dass immer weniger Menschen äußern, was sie denken. Schlimmstenfalls passen sie sich sogar in ihrem Denken dem Konformitätsdruck an, um keine Konflikte zu produzieren
4. Die ständige Informationsflut kann zur Überlastung führen – gleichgültig, ob es sich um Fakten oder Fiktionales handelt. Ob wir arbeiten, uns informieren, uns unterhalten lassen oder am Bildschirm zocken, die ständige Ablenkung führt zu Abstumpfung gegenüber dem Schicksal anderer Menschen
5. Unsere Zeit ist extrem schnelllebig. Das Tempo steigert sich weiter. Wir hetzen durch den Tag und finden immer weniger Zeit, um uns um unsere Leidenden Mitmenschen zu kümmern
6. Die zunehmende Verzerrung der Realität durch digitale Animationen und virtuelle Welten führt dazu, dass wir uns fühlen „wie in einer Netflix-Serie“.
7. Die ständige Selbstdarstellung derer, die sich in sozialen Netzen engagieren (in der Regel aus finanziellen Motiven, Selbstüberschätzung oder Anerkennungs-Bedürfnissen) führt bei vielen Konsumenten zu Neid, Missgunst und Abscheu. Auch das führt dazu, dass das Mitgefühl abstumpft – oder, schlimmer noch, zu Hassphantasien führt.

Ist da noch was zu retten?

Ich vermute, dass in Kulturen, in denen es mehr Armut gibt als in Wohlstandsgesellschaften, der digitale Fortschritt auch konstruktiv genutzt werden kann, um seinem Nächsten zu helfen und gemeinsam Freundschaft, politische Zusammenschlüsse und tätige Nächstenliebe zu praktizieren. Vielleicht ist es weniger der digitale Fortschritt, der uns entmenschlicht, als die gute, alte Einstellung „Denen geht es einfach zu gut“.

Im YouTube-Kanal freiformation zeigt der Weltenbummler Marcin Zabinski einen Einblick in den größten Slum Thailands, im Schatten des Reichtums Bangkok’s. So unfassbar die Lebensumstände für die dort lebenden Armen sind, machen sie mich nachdenklich. Vielleicht würde es uns guttun, wenn der Wohlstand in Deutschland zurückgeht durch Deindustrialisierung und Unbezahlbarkeit der heutigen Sozialsysteme. Aber eins will ich auf keinen Fall: Krieg

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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