Der Musik-Streamingdienst Spotify, der zwischenzeitlich 140 Millionen Nutzer hat, finanziert sich über verschiedene Standbeine. Am einträglichsten sind die kostenpflichtigen Abonnements, aber es werden auch Geschäfte mit Werbekunden gemacht. Dabei kritisiert Stiftung Warentest, dass die (laut Spotify AGB anonymisierten) Musik-Profile der Nutzer auch in Länder wie Brasilien, Japan, Singapur, Taiwan oder in die USA verkauft werden, in denen Datenschutz eine weit geringere Rolle spielt als in der EU. Doch was passiert, wenn Unternehmen die Musikvorlieben von Konsumenten kennen?
„Zeige mir Dein Musik-Profil und ich sage Dir, wer Du bist“
Dass unser Webverhalten getrackt und kommerziell ausgewertet wird, ist wohl zwischenzeitlich bekannt. So wie auch immer mal wieder durch die Presse geht, dass das Unternehmen Facebook auch Zugriff auf Nicht-Facebook-Mitglieder hat – über den Umweg der Adressbücher der Facebook User, welche Facebook mit dem Handy nutzen.
netzpolitik.org vom November 2017: Facebook und das Auslesen von Adressbüchern
Musikprofil und Limbic Map
Doch Musikprofile haben für die emotionale Verfassung des Menschen einen ganz besonderen Aussagewert. Im Marketing misst die Limbic Map das emotionale Verhalten eines Menschen und kreiert daraus Entscheidungsprofile. Die drei Grundmotive unserer emotionalen Landkarte lauten Stimulanz, Dominanz und Balance. Doch wie kann man besser so eine „Landkarte der Emotionen“ anfertigen als über das Musik-Konsum-Verhalten eines Menschen?
Die Limbic Map und ihr Einsatz im Marketing
Grundsätzlicher Musikgeschmack gibt Auskunft über die Grundmotive und deren Gewichtung – spezielle Titel zu speziellen Zeiten, an speziellen Orten und zu speziellen Tätigkeiten geben Auskunft über das Stresslevel, Stimmung, Sehnsüchte und Bewertung.
Es scheint so, als ob noch nicht viele Werbekunden auf das Angebot von Spotify eingehen – zumindest wird weiterhin angegeben, dass sich die Einnahmen fast ausschließlich über kostenpflichtige Abonnements ergeben – doch trotz 60 Millionen zahlender Kunden macht der Streamingdienst weiter hohe Verluste. Es bleibt abzuwarten, ob der Verkauf der anonymisierten Daten an Werbetreibende zunehmen wird und den Gang an die Börse für Anleger versüßen.
futurezone vom Juli 2016: Spotify verkauft Nutzerprofile an Werbekunden