Sollte man politische Auseinandersetzungen meiden – oder gibt es einen versöhnlichen Weg?

Seit rund zehn Jahren wird es immer schwieriger, über Politik zu diskutieren. Meinungen, Überzeugungen und leidenschaftliche Ablehnungen zerfasern immer weiter. Durch die Digitalisierung und den somit erweiterten Raum der Informations- und Meinungsbildung geht das verloren, was seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges Aufgabe des Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunks in Deutschland ist: Die freie Meinungsbildung der Gesellschaft zu bewirken und die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. (Bundeszentrale für politische Bildung)

Warum die Zerfaserung der politischen Meinungen?

Bild von Mircea Iancu auf Pixabay

War es ab 2015 die Einstellung zu Asylsuchenden, kam die Bewertung der Corona-Politik, der Klimaveränderung, des Ukraine-Krieges und der Woke-Bewegung hinzu. Sicher wird es schon in naher Zukunft weitere Themen geben – zum Beispiel durch den Wohlstandsverlust oder durch die Bildungsmisere.

Dies alles hätte auch schon in den vergangenen 80 Jahren nach Kriegsende passieren können – Anlässe wie den Vietnamkrieg, Hungerepidemien oder Umweltkatastrophen gab es genug – doch damals gab es nur analoge Medien. Und genau das ist der Knackpunkt.

Die Konsequenzen der Digitalisierung sind weiterhin „Neuland“ für den menschlichen Geist. Nicht nur in Deutschland sind wir als Menschheit überfordert durch die Masse an Informationen, Fake-News und Überzeugungsstatements. Kirchen, Politiker, Influencer und Medien schreien von allen Seiten auf uns ein. Angst, Wut, Lähmung und Überforderung sind unausweichlich, solange wir keinen versöhnlichen Umgang mit dem Lauf der Geschehnisse finden.

Krieg oder Frieden?

In meinem Leben begann es 2015 – mit der Flucht vieler Schutzsuchenden aus dem Syrienkrieg, und mit der Welle der Hilfsbereitschaft vieler Deutscher. Ich war zu einhundert Prozent auf Seiten der Geflüchteten. Menschen, die dagegen sprachen, habe ich aus meinem Leben geworfen – ebenso wie AfD-Sympathisanten.

Als dann 2020 die Corona-Krise begann, war ich erstaunlich gelassen. Angst vor dem Virus hatte ich keine, ebenso wie ich keine Angst vor den Impfungen hatte – ich selbst habe jeweils die Impfstoffe genommen, die gerade da waren. Vier Impfungen, drei verschiedene Präparate. Impfgegner taten mir leid, weil sie zu Ausgestoßenen erklärt wurden. Das war schlimm. Ich tröstete, nahm auch weiter in den Arm, hielt mich achselzuckend an alle Regeln.

Mit der Klimabewegung konnte ich wenig anfangen, da mir das Thema zu abstrakt war und ist. Greta Thunberg fand ich von Anfang an beeindruckend sympathisch (auch heute noch), die deutschen Klimakleber eher niedlich – ich weiß ja, wie leidenschaftlich gern ich selbst in ihrem Alter demonstriert und protestiert habe. Wir waren damals gegen den Vietnamkrieg, verzweifelt über den Sturz des demokratischen Präsidenten Chiles Salvador Allende und für „Nie wieder Krieg“ – heute ist es die Sorge um alles Leben im Kosmos. Kann ich doch verstehen!

Es gibt durchaus eine Konstante in meiner ethisch/ politischen Bewertung: Ich halte immer zu den Schwächsten und bin mehr auf Menschen fixiert als auf Tiere oder Pflanzen. Doch das ist mein höchstpersönliches Bewertungsschema. Ich übertrage es nicht auf andere Menschen.

Wir alle haben Teddys im Kopf

Ich bin Jesus-Anhänger, seit ich denken kann und habe immer im Hinterkopf die unausgesprochene Frage „Was würde Jesus dazu sagen“. Nicht, dass ich wüsste, was der historische Jesus denken, fühlen, reden oder tun würde – aber mein Jesus im Kopf ist immer ein Teil von mir geblieben – so wie ein Teddy, den man schon als Baby lieb gehabt hat. Ist eben so.

Doch gottseidank bin ich heute in der Lage, andere „Teddys im Kopf“ zu akzeptieren und liebevoll zu betrachten. Darin werde ich langsam immer besser. In meinem heutigen Beruf begegnen mir Ausländerfeinde, Neonazis, Kinderschänderhasser, Staatsausbeuter… Und alle haben ihre Teddys im Kopf.

Gott oder Nicht-Gott – was ist besser? Keine Ahnung

Einige meiner Allerliebsten sehen die Gefahr eines Krieges wegen fundamentalistischer Gottesgläubiger (während ich es liebe, wenn jemand volle Kanne an Gott oder Götter glaubt), einige hoffen auf einen starken Staat, der Sicherheit über Meinungsfreiheit setzt (während ich total Angst vor einem autoritären Staat habe). Aber auch wenn ich ganz anders denke, ich verstehe die unterschiedlichen Überzeugungen doch!!! Würde ich König von Deutschland sein – dann aber gute Nacht, Marie. Bestenfalls würde alles im freundlichen Chaos versinken wie in einem APO-Kinderladen der Sechziger – schlimmstenfalls würden wir innerhalb kürzester Zeit in der Hölle leben.

In Liebe fragen, zuhören und umlernen…

Mein Tipp an alle, die nicht unter der Doktrin leben wollen „Ich rede nicht mehr über Politik. Ich behalte lieber meine Meinung für mich“. Informiert Euch medial da, wo es Euch guttut und lernt, anderen Menschen zuzuhören! In der Masse der Quellen, zu denen wir Zugang haben, ist es unmöglich, verbrieftes Wissen zu erlangen. Sich zu informieren, prägt die Ethik, befreit die einseitige Bewertung. Wahrheit gibt es womöglich gar nicht. Wir lassen es mal offen…

Bild von Elmer L. Geissler auf Pixabay

Was vor drei Jahren noch wissenschaftlich wahr war, wird heute widerlegt. Dieser Galileo-Effekt dreht sich immer schneller – wie ein topmodernes Karussell. Es geht nicht darum, wer der beste König von Deutschland wäre – es geht darum, unser Herz prüfen zu können auf Nächstenliebe und Mitgefühl zu allem, was lebendig ist.

Politische Einschätzungen geben Aufschluss darüber, woran unser Herz hängt. Ausschluss von Ungewollten (ich nenne es Hass-Lust), pragmatisches Kaufmannsdenken (welche Politik bringt mir am meisten Profit), oder Desinteresse (was geht mich das an…). Das alles ist völlig ok!

Aber wir Glaubens-Verrückten, wir Überzeugten von etwas, was mehr ist als der Kreislauf von Zeugung bis Tod, wir lieben es, an das Gute zu glauben und an die Fähigkeit, seinen Nächsten zu lieben (wenn möglich, so doll wie sich selbst). Wir können lächelnd akzeptieren, dass diese Welt nun mal so ist, wie sie ist. Ich liebe dieses Leben auf jeden Fall – und ich bemühe mich, jeden einzelnen Moment zu genießen – mit Euch allen.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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