Bargeld-Tracking: Anhand von Seriennummern können Geldscheine nachverfolgt werden

Viele Menschen in Deutschland legen großen Wert auf Datenschutz – gerade auch auf die Möglichkeit der Anonymität bei Geldgeschäften. Zum Beispiel hatte ich einen Teilnehmer in meiner Dozentenzeit, der mit seinem Burnout in eine tiefe Krise geraten war – unter anderem durch den Verlust seiner hoch dotierten Arbeitsstelle – und der im Unterricht erzählte, dass er seine Literatur zum Thema „Burnout/ Depressionen“ nur vor Ort in Buchhandlungen kaufe, und dabei stets nur mit Bargeld bezahle. Er war besorgt, dass ein potenzieller neuer Arbeitgeber ansonsten womöglich von dieser Lektüre erfahren könne. Ich fand diese Befürchtung damals zunächst übertrieben, doch meine Recherchen ergaben, dass Fälle in Medien diskutiert wurden, wo zum Beispiel in den USA Arbeitgeber erfuhren, wenn ihre weiblichen Mitarbeiter die Pille abgesetzt hatten, da sie die Kontobewegungen überwachen konnten. Seitdem hat sich (auch dank Homeoffice) vieles weiterentwickelt. Bei heise.de spricht im Dezember 2024 im Interview mit dem Überwachungsforscher Wolfie Christl der Experte schon von „Arbeitsplatz-Totalitarismus“. Nun scheint auch das Vertrauen in Bargeld zu sinken. Tatsächlich werden Geldscheine anhand ihrer Seriennummer immer häufiger getrackt. Lässt sich über diese Nachverfolgung auch die Person ermitteln, die zu bestimmten Zeiten bestimmte Handelsbewegungen ausführt?

Bargeld-Tracking im Überblick

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Wie die Frankfurter Rundschau am 13. Juli 2025 erläutert, werden Geldscheine anhand ihrer Seriennummer an „unzähligen Stellen registriert“. Geldtransportunternehmen sind bei der Verfolgung der Geldscheine anhand ihrer Seriennummern ein entscheidender Faktor. Unter anderem bringen diese Geldtransporter auch die Geldscheine zu den Bankautomaten, an denen Kunden sich das Bargeld auszahlen lassen. Dabei ist es schon heute möglich, zu erfassen, welcher Geldschein mit welcher Seriennummer von welchem Konto aus ausgezahlt wurde.

In Südafrika und China gibt es sogar immer mehr Geldautomaten, die bei der Auszahlung die biometrischen Daten des Geldabhebenden erfassen und somit dank der fast lückenlosen Überwachung des Öffentlichen Raums feststellen können, an welcher Stelle der Geldscheinbesitzer den Schein in neue Hände gegeben hat – zum Beispiel in einem Supermarkt…

Netzpolitik.org hat in mühseliger Kleinarbeit die Wege der Geldscheine genau recherchiert und die bahnbrechenden Informationen hierzu ab dem 9. Juli 2025 veröffentlicht. Seitdem berichten immer mehr Zeitungen und Medienkanäle über die Desillusionierung, der Mensch wäre dank Bargeld-Verkehr geschützt vor Überwachung.
netzpolitik.org: Bargeldtracking- Du hast Überwachungsinstrumente im Portemonnaie

Digitalzwang

Es scheint so, als würden die Nischen, in denen man sich von der digitalen Überwachung schützen kann, immer kleiner. Wer kann schon komplett auf das Internet verzichten? Selbst die standhaftesten Rentner, die noch persönlich zum Bankschalter gehen, ausschließlich mit Bargeld zahlen und nur mit Festnetz telefonieren, haben Probleme, dies durchzuhalten. Immer mehr Handelsbeziehungen erfordern digitale Geldüberweisungen, die sich nicht am Bankschalter tätigen lassen. Auch ansonsten steht man immer häufiger vor Mauern, weil man ohne Smartphone eine erforderliche Hürde nicht nehmen kann – zum Beispiel beim Buchen von Veranstaltungen oder bei Geschäftsbeziehungen, die einen digitalen Übertragungsweg voraussetzen.

Wenn ich an die fast perfekte Überwachung in China denke, die sogar die Überwachung der Menschen anhand ihrer biometrischen Daten übernimmt, kommen mir die beiden dystopischen Romane „1984“ und „Schöne neue Welt“ in den Sinn. Soll ich positiv hervorheben, dass es dank der Staatskontrolle kaum noch Kriminalität gibt in China? Dass sich Frauen in China Tag und Nacht sorglos im öffentlichen Raum bewegen können, da kein Angreifer sie unerkannt überfallen kann?

Ich selbst lege großen Wert darauf, die freie Rede ausüben zu können. Selbst meine Gedanken würden in mir kaserniert und kastriert, wenn ich permanent aufpassen müsste, dass ich nichts Verdächtiges sage oder tue. Nach und nach würde ich mich in eine roboterähnliche Maschine verwandeln – und würde mein Selbst verlieren.

Nein, Offenheit statt Datenschutz

Ich werde nicht versuchen, mich zu schützen und mich hinter Ecken zu verdrücken mit kleinen Stückchen Leben, die ich für unüberwacht halte. Nein, ich werde weiterhin die Strategie der „Offenen Tür“ leben.

Nur Offenheit kann uns davor schützen, dass auch bei uns in Deutschland immer mehr Menschen hinnehmen, dass es keine freie Meinungsfreiheit mehr gibt. Würde das passieren, hätte ich ein riesiges Problem – das wäre das Ende meines Selbsts.

mdr von Oktober 2024: Wer hat Angst, seine Meinung zu sagen?

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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