Eva Ihnenfeldt: Ich habe bei der Blogparade zum „Welttag des Buches“ die Frage gestellt ob die Leser sich in ihrem Leben eher selbstbestimmt oder fremdbestimmt fühlen. Es gab alle Antworten als Reaktion – von „sehr selbstbestimmt“ bis zu „völlig fremdbestimmt“. Hier nun kommt meine persönliche Antwort auf die Frage: Lebt Eva Ihnenfeldt eher selbstbestimmt oder fremdbestimmt?
Als ich 28 war habe ich einen Psychotherapeuten kennen gelernt. Einmal saßen wir auf einer Bank im Stadtpark und ich fragte ihn: „Woran merkt man eigentlich dass man etwas wirklich ehrlich meint – dass man nicht fremdbestimmt etwas nachplappert was man eingetrichtert bekommen hat sondern dass man wirklich von innen aus die Wahrheit sagt?“ Er antwortete: „Das merkst Du an Deinem Bauch, wenn Du lügst ist der Bauch hart – wenn Du die Wahrheit sagst ist er entspannt und weich“.
Ehrlich gesagt konnte ich mit dieser Antwort nicht viel anfangen. Menschen die durch Erziehung, Ängste, Status und Ambitionen geprägt sind haben ganz gewiss nicht permanent angespannte Bäuche – ich ärgerte mich sogar etwas – ein „Weiß ich auch nicht“ hätte mit besser gefallen.
Jahrelang grübelte ich über die Frage nach: Woran erkenne ich ob ich selbstbestimmt lebe? Ich näherte mich dem Ziel ein wenig an, indem ich mir vornahm, Fühlen, Denken, Sprechen und Handeln in Einklang zu bringen. Ich versuchte ehrlich zu sein, auch wenn es schwierig ist und Nachteile mit sich bringt. Ich versuchte, mich immer weniger an Dinge, Sicherheiten und Menschen zu heften, um keine faulen Kompromisse machen zu müssen.
Keine Ahnung ob es mir gelungen ist, authentischer zu werden als ich mich mit 28 fühlte. Rückwirkend glaube ich, dass ich schon damals eher bedrohliche Konsequenzen in Kauf nahm als mich in etwas zu fügen was ich nicht will. Auch mein Körper mag es überhaupt nicht wenn ich „lüge“ – er wird dann einfach krank und unausstehlich – und ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich schon seit drei Jahren nicht einmal mehr eine Erkältung hatte – gutes Zeichen!
Was ist für mich also selbstbestimmt? Ich frage mich was ich tun würde wenn ich plötzlich mit Reichtum überschüttet würde – und tatsächlich würde ich genau das weitermachen, was ich heute tue – gutes Zeichen.
Ich frage mich wie ich wohnen würde wenn ich mir alles aussuchen könnten – also ehrlich gesagt – ich bin zufrieden.
Ich frage mich was ich am liebsten essen und trinken würde, was ich am liebsten anziehe und mit welchen Menschen ich am liebsten meine Zeit verbringe – und auf jede dieser Fragen kann ich beruhigt antworten – keine Änderungen erwünscht – ich bin zufrieden.
Natürlich kann mich jederzeit ein Schicksalsschlag treffen, der mich aus meiner Selbstbestimmung wirft: Krankheiten, Verluste, Scheitern, Schmerzen, Bedrohungen und Einschüchterungen können mich herausreißen und mich vor Herausforderungen stellen, die mir zu schwer und zu groß erscheinen. Doch je älter ich werde desto mehr vergehen meine Ängste – was passiert passiert und wir werden planen und reagieren, wenn es soweit ist.
Das große Ganze zu beeinflussen ist ganz manchmal möglich, aber planbar ist es meiner Meinung nach nicht. Alle weltbewegenden Veränderungen beginnen mit einem Schritt. Doch authentisch zu leben und seine Werte nicht zu verraten ist die bestmögliche Vorbereitung – den Rest wird man erleben.
Fühlen, denken, sprechen und handeln in Harmonie bringen ist für mich der Schlüssel zu einem aufrechten Leben – und so definiere ich für mich das königliche Geschenk der Selbstbestimmung.
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[…] Ich kann Heike übrigens sehr gut verstehen – auch ich wünschte mir oft genug, dass sich manche Menschen weniger in mein Leben einmischen würden, manchmal bin ich müde mich damit auseinandersetzen zu müssen – obwohl man doch so schön gemeinsam und zusammen arbeiten kann statt gegeneinander! Das hier ist übrigens meine Antwort auf die Frage […]