Gesellschaftliche Teilhabe von Senioren – Inklusion trotz Einschränkungen im Alter

„Alt werden will jeder, aber niemand will alt sein“ heißt es so schön im Volksmund. Tatsächlich zeigen Studien, dass soziale Isolation ein viel zu häufiges Problem im Alter ist. Zwar ist der Anteil der Senioren, die sich familiär engagieren, die ihre erwachsenen Kinder unterstützen, ihre Enkel betreuen und ihre Angehörigen pflegen, hoch, doch verlassen immer mehr junge Menschen die heimatliche Region und lassen sich weit weg von Mutter und Vater nieder. Neben dem Verlust der familiären Aufgaben und der intensiv gelebten Liebesbeziehungen zu Kindern und deren neuen Familien leiden die Zurückgebliebenen oft auch an zunehmenden gesundheitlichen Einschränkungen, die mit dem Alter zusammenhängen. Was kann die Gesellschaft tun, um den Älteren soziale Teilhabe und gesellschaftliche Aufgaben zu ermöglichen?

Gesundheitliche Einschränkungen im Alter

Man unterscheidet bei gesundheitlichen Problemen des Menschen grundlegend zwischen physischen und psychischen Erkrankungen, körperlichen und seelischen Funktionsfähigkeiten, der subjektiven Gesundheit, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, Beeinträchtigungen von Alltagskompetenz und gesellschaftlicher Teilhabe.

Im Alter steigt etwa das Risiko für Einschränkungen der Seh- und Hörfähigkeit, für Mobilitätsprobleme und Schmerzen durch Muskulatur und Gelenke, für eine Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit und für fortschreitende chronische Erkrankungen – physisch wie psychisch.

Inklusionsrechte für Menschen mit Behinderungen

Bild von Pavlo auf Pixabay

Alle Menschen mit Behinderungen haben in unserem Wertesystem ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe. Dabei ist die Gruppe der eingeschränkten Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Einschränkungen unter den Senioren ab 75 Jahren hoch. Es wäre fatal, wenn junge Menschen diese Bevölkerungsschicht in erster Linie als Belastung ansehen würden, weil sie sich nicht mehr gesellschaftlich engagieren kann oder will. Inklusion bedeutet, gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die trotz Einschränkungen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen – ein Beispiel:

Je älter ein Mensch wird, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die eingeschränkte Sehfähigkeit (weit über 90 Prozent der über 80-Jährigen benötigen Brille oder Kontaktlinsen) dazu führt, dass diese nicht mehr ausreichend durch Sehhilfen korrigiert werden kann. Das führt zu sozialer Isolation – der sehbehinderte Mensch meidet die Außenwelt. Heute gibt es immer mehr Möglichkeiten, Blinden und Seheingeschränkten durch ein taktiles Bodenleitsystem und andere Orientierungshilfen – oder durch ein KI-gestütztes Assistenzsystem die Fähigkeit zu geben, sich im öffentlichen Raum sicherer zu bewegen.

Ebenso ist es möglich, andere gesundheitliche Einschränkungen wie die weit verbreiteten Muskulatur-, Gelenk- und Skelettprobleme zu erleichtern, indem zum Beispiel ein digitales, individuell eingestelltes Trainingsprogramm dem Eingeschränkten hilft, sich gesundheitsfördernd zu bewegen und gezieltes Training gegen die chronischen Schmerzen anzuwenden. Immerhin leiden über 60% der Menschen ab ihrem 75. Lebensjahr unter diesen Einschränkungen. Auch diese führen zu sozialer Isolation und der Unfähigkeit, sich gesellschaftlich einzubringen.  

Psychische Folgen einer mangelnden sozialen und kulturellen Teilhabe

Ob ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben Demenzerkrankungen verhindert, kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Auch viel beschäftigte Senioren, die noch im hohen Alter arbeiten, sozial und kreativ tätig sind, können an Demenz erkranken. Rund dreißig Prozent der über 90-Jährigen (Zahlen liegen nur für Frauen vor) sind betroffen.

Was man jedoch heute weiß, ist, dass die Erkrankungsraten bei Demenz abnehmen – wahrscheinlich wegen Verbesserungen des Gesundheitsverhaltens. Wirkungsvolle Inklusionshilfen gibt es gerade im digitalen Bereich viele, von webbasierten Gedächtnistrainings bis zu sozialen Beziehungen innerhalb von Interessensgruppen – Social Media kann weitaus mehr als nur Konsumenten auszuforschen und zum Kauf animieren…

Gesellschaftliche Teilhabe im Alter

Es gibt viele Möglichkeiten für Senioren, für Rentnerinnen und Rentner, sich gesellschaftlich zu engagieren. Auch wenn Mobilitätseinschränkungen oder andere krankheitsbedingte Begrenzungen hingenommen werden müssen, ist es in unserer digitalen Welt durchaus möglich, sich einzubringen. Ein Beispiel: In unserer Zeit, in der viele Geflüchtete aus Kriegsgebieten nach Deutschland kommen, zeigt sich ganz besonders die Fähigkeit unserer Senioren, sich um Hilfsbedürftige zu kümmern und diese dabei zu unterstützen, sich in Deutschland einzuleben und ein selbstbestimmtes, produktives, finanziell unabhängiges Leben aufzubauen.

Auch gibt es viele Senioren, die bereit sind, „lebende Geschichte“ zu verkörpern, indem sie öffentlich von früher erzählen und bereitwillig Fragen beantworten. Andere wiederum geben Kindern Unterstützung bei schulischen Herausforderungen, helfen Müttern und Vätern dabei, das aufreibende Zusammenspiel von Beruf und Familie zu bewältigen, lesen Kindern in Stadtbüchereien vor oder sind als Wahl-Großeltern den Kindern eine wichtige Bezugsperson.

Wieder andere sind bereit, von zu Hause aus telefonische Seelsorge zu betreiben über Organisationen, die sie bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe schulen und unterstützen.

Selbst für Demenzerkrankte gibt es noch Möglichkeiten, sich gesellschaftlich einzubringen, falls das in dieser Lebensphase noch angenommen wird. Man kann vielleicht im Tierheim einsame Tiere versorgen oder draußen in der Natur mit Gleichgesinnten etwas unternehmen – singen, tanzen, gymnastische Übungen ausführen… Es gibt so viel zu tun in unserer Gesellschaft! Durch Inklusion können wir alle davon profitieren, dass es immer mehr Menschen gibt, die 75 und älter sind und Lust haben, andere an ihrer Güte, Weisheit, ihrem Können und ihrer Erfahrung teilhaben zu lassen. Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe sind wichtig für uns alle – und immerhin ist heute schon jeder 5. Einwohner älter als 65 Jahre…

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert