Wir leben in einer Zeit, in der Selbstoptimierung zu einem Religionsersatz geworden ist. Mit Selbstoptimierung verbinden wir Wertschätzung, Erfolg, Liebesglück und ein langes, gesundes Leben in Wohlstand. Welche andere Religion könnte es auch geben, wenn es nichts Göttliches für uns gibt und wir davon ausgehen, dass der Tod nichts weiter ist als tot zu sein? Wir sollten also die kurze Lebenszeit nutzen, um das Bestmögliche daraus zu machen. Wie traurig: in freiwilliger Knechtschaft unter eine Ideologie, die Macht, Geld, Liebe und befriedigende Kicks verspricht, versuchen zukunftsorientierte Menschen, sich zu optimieren. So traurig!
Selbstoptimierung
Während uns Medien und unser soziales Umfeld vermitteln, dass es möglich ist, sich seelisch, kognitiv und physisch zu optimieren bzw. zu perfektionieren, überholt uns nach und nach die Künstliche Intelligenz. Nicht nur in Form von gegenstandsloser Intelligenz, sondern zunehmend auch als Körper, der bessere Leistungen erbringt als menschliche Sportler, Handwerker, Konstrukteure, Soldaten, Sexpartner/Innen, Polizisten und Künstler. Nur bei Aufgaben im Bereich kümmern, trösten, Händchen halten und lieb haben kommen die Maschinen nicht an uns Menschen heran. Geborgenheit lässt sich von menschlichen Puppen schlecht spielen – zumindest heute noch nicht…
Zu spät …
Wir laufen einer Selbstoptimierungs-Ideologie hinterher, die schon heute veraltet ist. Streng Dich an, soviel Du willst – Du hast keine Chance, gegen die selbstlernenden Maschinen zu gewinnen. Außer, Du wirst Menschenpfleger.
Geld und Karriere
Ja, es kann sein, dass Du – wenn Du Dich darum bemühst – durch Talent, Training, Anpassung und die richtigen Netzwerke zu einem guten Job kommst, der Dir ein relativ hohes Einkommen ermöglicht. Aber für wie lange? Und was ist der Preis dafür? Selbstbestimmung ganz sicher nicht.
Liebesglück
Liebesglück wird in unserer heutigen Zeit definiert dadurch, dass es einen wie in Hollywood-Filmen trifft wie ein Blitz. Dass man dem Einen begegnet, der die perfekte Ergänzung zu sich selbst ist. Manche nennen es „Seelenpartner“ (die, die esoterisch gepolt sind), andere meinen, dass es grundsätzlich möglich ist, diesen Liebespartner anhand von Daten errechnen zu lassen. Doch selbst wenn eine der beiden Methoden zum Erfolg führt, was bedeutet das? Man lebt in einer perfekten Partnerschaft mit Eltern-Ich, Ergänzungs-Ich, Sohn- bzw. Tochter-Ich, Therapeut, erotischem Ideal und dankbarem Schützling. Liebe als Konsumartikel? Kann das auf Dauer funktionieren?
Familie
Früher heiratete man, weil es für das eigene Überleben und das Überleben des Familien-Clans unabdingbar war – da blieb man auch mit jemandem zusammen, den man nicht besonders gut leiden konnte. Ist die heutige Erwartungshaltung so etwas wie die Auflösung der sozial notwendigen Familientradition? Und wenn ja, was wird aus den unzähligen vereinzelten Individuen?
Wertschätzung
Sportlich, sozial integriert, ethisch angepasst an aktuelle Normen, leistungsfähig, beliebt und attraktiv – ist es das, was wir wollen? Was unterscheidet uns dann noch von lernfähigen Robotern?
Selbstoptimierung ade…
Je länger ich mit Menschen zusammenarbeite, die durch ihre schwierigen Biografien leiden, die durch ihre erlebten Ängste und Schmerzen wehrlos geworden sind, desto mehr hege ich den Verdacht, dass die Hoffnung auf Heilung durch Autoritäten, Medikamente und Therapien oft mit der Sehnsucht nach Selbstoptimierung verbunden ist. Wie traurig!
Heilung kommt doch dadurch, dass wir zu uns stehen, ganz so, wie wir sind! Dass wir stolz sind auf uns und uns unsere Würde nicht von außen aufstempeln lassen! Heilung ist nach meinem Verständnis abhängig davon, ob wir authentisch sein können, frei atmen, lachen, wenn wir was lustig finden und trösten, wenn uns ein Leid berührt. Dass wir sitzen, wie wir wollen, denken, was wir wollen, sagen und sein, was wir wollen.
Wenn unser eigener Wille sagt, dass er Heilung will, dann ist Zeit für Therapien und Lebensumstellungen gekommen. Aber in Konkurrenz zu Maschinen zu gehen, ist sinnlos.
Lasst uns wieder anfangen, unsere Spezi liebzuhaben und stolz darauf zu sein, ein Mensch unter Menschen zu sein. Selbstoptimierung mit dem „richtigen Mindset“ ist so was von gestern – echt sein ist das, was uns als Menschen unschlagbar macht. Staucht ChatGPT mal zusammen, weil er so ein so lächerlich schlechter Schauspieler ist – Ihr werdet erleben, wie wenig das Programm im Streit zu bieten hat – Mensch sein können nur wir – gottseidank…
Short von @SheShortsAI bei YouTube




