Dank künstlicher Intelligenz und „Big Data“ verlieren immer mehr Entscheider das Vertrauen in ihre eigene Intuition und in ihre Urteilsfähigkeit. Auch im Personalmarketing greift es zunehmend um sich, dass Bewerber aufgrund ihres Verhaltens im Web (womöglich auch aufgrund ihrer Kontenbewegungen?) automatisch eingestuft werden. Zuverlässig? Teamfähig? Loyal? Strukturiert? Empathisch? Analytisch? Warum sich beim Bewerbungsgespräch ein eigenes Bild machen über die berühmt/ berüchtigten Fragestellungen, wenn man ein Programm buchen kann, das solche psychischen Eigenschaften analysiert und zu jeder gewünschten Person übermittelt?
Leseempfehlung!
Die bekannte Karriere-Expertin Svenja Hofert hat einen eindrucksvollen Beitrag zu den neusten Entwicklungen beim „Backgroundcheck im Internet“ veröffentlicht, den ich sehr ans Herz legen möchte. Persönlichkeitsprofile werden anhand von Google, Linkedin, Facebook oder Google Mail erstellt. So ist die „Spionage-Aktivität“ von LinkedIn sehr beeindruckend professionell.
Svenja Hofert: Crystalknows: Wie unsere Persönlichkeit bei LinkedIn ausspioniert wird – und warum das mehr ist als ein Spiel
Ob sich tatsächlich Persönlichkeitsprofile erstellen lassen durch das Verhalten im Web und bei Social Media? Svenja Hofert hat den Selbstversuch unternommen und auch Menschen aus ihrer persönlichen Umgebung im Test-Account analysieren lassen. Die Ergebnisse sind irreführend und ganz einfach schlecht. Auch ich habe einmal meinen Facebook-Account über ein Tool der Cambridge University aufgrund des OCEAN-Programms zur Persönlichkeitsanalyse untersuchen lassen. Und habe so gelacht bei den Ergebnissen.
Na sowas, Eva Ihnenfeldt ist ein Mann!
Doch wie minderwertig auch diese Überwachungsanalysen sein mögen, Tatsache ist, das sie in immer mehr Lebensbereiche eindringen. Kaufverhalten, Arbeitsverhalten, Leistungsverhalten, Liebesverhalten, Krankheitsverhalten… In irgendeiner Form müssen wir damit umgehen, Web-Verweigerung und Social Media Abstinenz dürfte nur in sehr wenigen Fällen die richtige Strategie sein.
heise: Soziale Medien verraten psychische Probleme