Ein Drittel aller offenen Stellen in Deutschland werden über persönliche Kontakte besetzt. Je kleiner das Unternehmen, desto häufiger entscheiden Beziehungen und Empfehlungen über die Wahl. Da nur knapp ein Viertel aller Stellenbesetzungen bei Großbetrieben mit mehr als 250 Beschäftigten stattfinden, sollten Menschen, die auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind, sich also mit dem Thema „Beziehungs-Marketing“ stärker beschäftigen. Das Internet bietet hierfür einige Möglichkeiten. Doch es erfordert ein bisschen Mut…
Dreiviertel aller offenen Stellen bei Betrieben unter 250 Mitarbeitern
Zuerst sollte man sich fragen, ob man lieber bei einem kleineren Unternehmen oder gar einem Kleinbetrieb mit weniger als 50 Mitarbeitern tätig werden will – oder ob nur Mittelständler und Konzerne in Frage kommen. Ganz klar: Je größer und professioneller ein Unternehmen, desto unausweichlicher ist das offizielle Bewerbungsverfahren. Bei großen Unternehmen gibt es weniger Gestaltungsfreiheit. Hier zählen meist Lebenslauf, Abschlüsse und Referenzen.
Doch da nur knapp ein Viertel der Stellenneubesetzungen bei Großbetrieben mit mindestens 250 Beschäftigten stattfinden, sind die Chancen bei Kleinbetrieben und mittleren mit maximal 250 Mitarbeitern natürlich viel höher.
Vor- und Nachteile kleinerer Unternehmen
Kleinere Betriebe sind bei Bewerbern häufig weniger beliebt, da sie in der Regel geringere Einstiegsgehälter bieten und auch die Arbeitsbedingungen schlechter sind. Mitbestimmung wird auch nicht unbedingt großgeschrieben. Wollen kleine Betriebe beim Wettbewerb um die besten Talente mithalten, müssen sie hier ihre Stärken beweisen, flache Hierarchien gestalten und ein gutes, familiäres, wertschätzendes Miteinander.
Sollte also so ein kleiner, arbeitnehmerfreundlicher Betrieb attraktiv sein für Bewerber, können diese tatsächlich über gezieltes Eigenmarketing, über Kontaktpflege und Beziehungsmanagement interessante Herausforderungen angeboten bekommen. Bei Kleinbetrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern (also auch bei StartUps) ist es sogar die Regel, über persönliche Beziehungspflege nach Mitarbeitern zu suchen! Das ist wenig erstaunlich, denn Inhaber und Geschäftsführer kleiner Unternehmen sind in der Regel intensive Netzwerker und leben von ihren guten Kontakten zu Mitarbeitern und Stakeholdern.
Welche Kanäle werden für Stellenbesetzungen genutzt?
Die IAB-Betriebsbefragung zum Thema Stellenneubesetzung, die im August 2017 veröffentlicht wurde zeigt, dass an zweiter Stelle nach der auf Beziehungen beruhenden Stellenbesetzung elektronische Jobbörsen bei der Neueinstellung entscheidend sind (21 Prozent). Es folgen Stellenausschreibungen auf der Firmen-Website (11 Prozent), und mit jeweils zehn Prozent bilden Printanzeigen, Arbeitsvermittlungen und Initiativbewerbungen einen weiteren nennenswerten Weg zur Stellenneubesetzung. Social Media ist nur für ein Prozent der Einstellungen verantwortlich.
Kontakte, Kontakte, Kontakte
Es lohnt sich also, sich Gedanken zu machen über die Kontakte und Beziehungen, die man im Kaufe des Berufslebens gesammelt hat. Es lohnt sich darüber nachzudenken, zu welchen Veranstaltungen und Netzwerktreffen man gehen könnte, um ins Gespräch zu kommen. Es lohnt sich auch, darüber nachzudenken, ob man über digitale Medien ein möglichst persönliches Bild von sich und seinen Fähigkeiten erstellt – und dieses Profil nutzt, um über Xing, LinkedIn, Twitter und Co mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen.
Da die erfolgreiche Stellenbesetzung über Social Media sehr gering sind, kann man als Bewerber gerade über Facebook, Twitter, Xing und Co sehr leicht auf sich aufmerksam machen und das suchende Unternehmen für sich gewinnen. Man hat wenig Konkurrenz!
Das alles erfordert Mut. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, selbstbewusst mit ihrem derzeitigen Status als „Arbeitssuchender“ umzugehen. Bewerbungsunterlagen versenden ist zwar mühevoll und oft genug frustrierend – aber wenigstens bleibt man unsichtbar und niemand erhält Einblick.
„Empfehlungs-Marketing“ Strategie für die Stellensuche
Vielleicht kann man zunächst eine Liste machen von den Menschen, zu denen man beruflich Beziehungen pflegt. Und eine weitere Liste erstellen von den privaten Kontakten, die man um Unterstützung bitten könnte. Im dritten Schritt könnte man formulieren, was sich diese Kontakte wünschen würden, um als Empfehler tätig zu werden.
Fast jeder Mensch ist in einem Verein, einer privaten Community, ist irgendwo engagiert und in soziale Systeme eingebunden. Alle diese Menschen könnten vielleicht unterstützen – sie müssen nur wissen, worum es genau geht – und sie brauchen die Sicherheit, etwas wirklich Gutes zu empfehlen. Es ist wie bei einem Handwerker, da empfiehlt man ja auch nur gerne, was man mit reinem Gewissen als wirklich „gut“ einstuft.
Nun heißt es, diese potentiellen Empfehler zu aktivieren. Das geht besonders leicht über Xing und LinkedIn, da man dort schon auf dem passenden Kanal kommuniziert. Die Wohlgesonnen und Überzeugten können das eigene Profil direkt mit einem interessanten Kontakt vernetzen. Das ist sehr hilfreich.
Im privaten Umfeld bietet es sich wohl an, zum Telefon zu greifen und eine echte emotionale Beziehung zu knüpfen. Denn die privaten Kontakte haben sicher viele Fragen und Informationsbedarf, damit sie eventuelle Beziehungen entdecken können und den Sinn einer Verknüpfung für sich definieren. Dieser Weg ist wahrscheinlich sogar der wirkungsvollste! Da kann es sogar Tipps geben, wie man mit dem Wunscharbeitgeber in Kontakt tritt und wie man eine Bewerbung am Besten schreibt, um zu gefallen!
Der dritte Weg ist der „Weg des Wanderers“, der Weg, bei dem man selbst vor die Haustür geht und Kontakte knüpft. Auch hier kann Xing sehr hilfreich sein mit den vielen Veranstaltungen, die dort angeboten werden. Natürlich erfordert es etwas Mut, sich als Karriereinteresssierter zu „outen“ bei solchen beruflich/ geschäftlichen Meetings, doch man lernt so viele inspirierenden Menschen kennen, dass es sich wirklich lohnt.
Verknüpft man die persönlichen Kontakte dann mit einer Visitenkarte, die zum eigenen Profil im Web führt (Website, about.me oder Social Media Kanäle) macht man ganz scher neugierig und kann gerade durch diese Courage und Offenheit überzeugen.
Viel Erfolg und Spaß bei der Zwischenphase, in der sich ein neues berufliches Leben definiert, wünscht Eva Ihnenfeldt. Eigentlich ist es ja eine beneidenswert „heilige“ Zeit – viel zu viele Menschen stecken fest im Hamsterrad und verlieren ihre Frische und Wandlungsfähigkeit. Eine Arbeitslosigkeit mit den vielen tollen Weiterbildungsmöglichkeiten heute ist eine große Chance. Arbeitgeber wissen das immer häufiger zu schätzen. Man muss es nur den Arbeitsplatz-Besitzern begreiflich machen. 😉