Gastbeitrag von Peter Büttner, Journalist: Wie verträglich ist Öffentlichkeit? Die Ungebundenheit von Kommunikation, die das Internet Faktoren wie Zeit und Raum einräumt, bietet zweifellos viele Vorteile. Noch nie war es möglich, sich so unabhängig und unverbindlich wie heute mitzuteilen. Doch was ist, wenn ausgerechnet diese Unverbindlichkeit Menschen die einzige bzw. letzte Möglichkeit bietet, sich in einer Krise zu offenbaren?
Den Weg zu professionellen Hilfen mussten Betroffene bisher immer noch selbst suchen. Wie es andersherum laufen kann, zeigen jetzt das soziale Netzwerk Facebook und die Telefonseelsorge: Sie kooperieren. Wer bei Facebook auf einen Hilferuf stößt, kann ihn melden. Oder selbst die Kontaktdaten des professionellen Hilfsangebotes weitergeben. Beitrag aus DER WESTEN
Dass sich so unterschiedliche Kanäle wie Internet und Telefonseelsorge ergänzen können, ist ein interessantes Beispiel dafür, sich neue Kommunikationswege und etablierte Angebote ergänzen können.
Datenschutzbestimmungen erlauben es den kirchlichen Trägern der Telefonseelsorge nur, in ihren eigenen Systemen – also per Telefon, Chat oder E-Mail – mit den Hilfesuchenden zu kommunizieren. Die Möglichkeit, Betroffenen die bei Facebook hinterlegten Kontaktdaten der Anlaufstellen zu nennen, ist die eine Option.
Man kann sich aber auch an Facebook wenden. Das Unternehmen schickt dem Betroffenen dann eine Mail mit den Hilfsangeboten. Die Anonymität des Netzes – sie kann Menschen die Schwelle nehmen, sich zu öffnen. Die Chance zur Hilfe bietet sich, wenn Anbieter von sozialen Netzwerken und professionellen Beratungsangeboten ihre Möglichkeiten bündeln.
Doch ist die Anonymität des Internets nur von Vorteil? Die Meinungen sind geteilt. Einer der Kritiker dieser Hypothese ist Joachim Gauck, designierter Bundespräsident. Für ihn bietet das Internet alle Voraussetzungen, die in der Verfassung verankerten Grundrechte in der Bundesrepublik Deutschland auszuhöhlen. Die Anonymität, so wird Gauck von der Web-Plattform t3n zitiert, erschwere sogar die Arbeit der Justiz. Die Begründung: Sie werde immer häufiger für kriminelle Zwecke missbraucht.
Man kann diese verschiedenen Aspekte auch so bewerten: Das Internet ist immer nur ein Spiegel der Menschen, die es nutzen. Die Frage ist, wer es nutzt. Doch diese Zahl steigt ständig.
Peter Büttner
Journalist
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