Womit verdienen YouTuber Geld? Session von der Republica 2015

Zurzeit ist es anscheinend schick, sich über die jungen YouTube-Stars zu erheben und darüber die Nase zu rümpfen, dass sie mit ihren Videoserien Geld verdienen – manche kommen schon vor ihrem 18. Lebensjahr auf monatliche Beträge im vier- und sogar fünfstelligen Bereich. Mädchen bevorzugen Videos mit Kosmetiktipps, Jungen lieben Gamer, sehr junge Teenager mögen Comedy-Spots von Webvideo-Produzenten wie den Lochis. Auf der re:publica15 im Mai 2015 haben drei dieser YouTube Stars den Mut gehabt, sich der Netzgemeinde zu stellen und darüber zu informieren, wie YouTuber wirklich Geld verdienen. Eine Zusammenfassung der 60 Minuten – und das Video der Session als Aufzeichnung hier.

„Sind Youtuber wachstumsgeile Kommerzhuren?“

Marie Meimberg, Elisa Kropp und Robin Blase erklärten unter dem provokanten Titel „Sind Youtuber wachstumsgeile Kommerzhuren?“, welche Möglichkeiten YouTuber haben, Geld zu verdienen – und wie wichtig diese Verdienstmöglichkeiten sind, um produzieren zu können. Denn nicht selten haben die Creator 40- bis 60-Stunden-Wochen. Gerade Videoproduktionen sind sehr aufwändig – und die Verwaltung der anderen Channel wie Instagram, Twitter, E-Mails, Facebook und Co natürlich auch. Ab einer gewissen Größe braucht man Mitarbeiter und unterstützende Netzwerke, um die Flut an Aufgaben überhaupt bewältigen zu können.

Vorgeworfen wird den jungen YouTubern vor Allem, dass sie mit Marken kooperieren, versteckte Werbung anwenden und mit „Schleichwerbung“ die Naivität der meist sehr jungen Zuschauer auszunutzen. Außerdem wird den Webvideo-Produzenten vorgeworfen, dass sie qualitativ grauenhaften Content verbreiten – sozusagen das Web „vermüllen“.

  • Marie Meimberg: Hat seit 2012 ihren eigenen YouTube Kanal. Sie ist Musikerin, produziert Webvideos und ist seit 2014 Präsidentin der Academy des Deutschen Webvideopreises. Marie Meimberg ist Vorsitzende des Vereins 301+, einem Netzwerk von YouTubern.
  • Elisa Kropp: Betreiberin des Blog alive4fashion und YouTuberin. Auf ihrem YouTube Kanal bastelt, näht und dekoriert sie – und gibt so vor Allem jungen Mädchen kreative Tipps, sie produziert so genannte DIYs. Auch sie ist Mitglied des Vereins 301+.
  • Robin Blase: Betreibt seinen eigenen Satire und Comedy Kanal RobBubble seit 2013. Ist schon seit seinem 14. Lebensjahr ein Creator – zuerst mit einem Gaming-Podcast. Arbeitet heute freiberuflich als Produzent für verschiedene Netzwerke

Womit YouTuber Geld verdienen

  1. Google Adsense: Die gebräuchlichste Einnahmequelle ist die Kommerzialisierung des YouTube Channels als YouTube-Partner. Man richtet ein Google Adsense Konto ein und erhält Anteile an den Werbeeinnahmen von YouTube. Über die Höhe dieser Einnahmen darf laut AGB nicht gesprochen werden, darum gibt es keine genauen Zahlen – nur Schätzungen. Vor Weihnachten und bei saisonalen Ereignissen (wie die WM) können die Adsense-Einnahmen sehr steigen.
  2. Produktplatzierungen: Gerade in Kosmetik- und Fashionvideos gibt es Einnahmen durch Produktplatzierungen. Dabei sind die Views pro Monat entscheidend für den Preis. Bei rund 60.000 Views monatlich wird mit einem TKP (Tausenderkontaktpreis) zwischen 50 und 90 Euro schon ein beträchtlicher vierstelliger Betrag erwirtschaftet. Doch im Web ist die Währung „TKP“ überholt, da die Marke des Stars einen anderen Wert hat als die Impressions (Einblendungen der Werbung). Gelingt es, Marke und YouTuber glaubwürdig zu verbinden, ist der Image-Nutzen sehr viel höher.Die Marken-Partner wollen auch von den anderen Channels der YouTuber profitieren. Manchmal sind Instagram, Twitter, Facebook und Blog interessanter als YouTube. Die YouTuber können Brand-Videos des Partners loken, kommentieren, verbreiten. Sie agieren sozusagen wie eine PR-Agentur für den Marken-Partner. Beispiel: Am Weltfrauentag wurden viele Schuhkartons einer Schuhmarke von „coolen Frauen“ bei Instagram und anderen Social Networks gepostet und mit Hashtags verbreitet – natürlich gegen Geld. Natürlich haben auch diese Hashtags ihren Wert und ihren Preis, wenn sie von den Idolen verbreitet werden.
  3. Sponsoring: Vor Allem in den USA ist Sponsoring in Videos sehr verbreitet. Der YouTuber sagt zu Beginn oder im Abspann, welche Firma das Video gesponsert hat. Damit ist die finanzielle Unterstützung offen und transparent.
  4. Affiliate Links: YouTuber empfehlen Produkte über Links und erhalten als Affiliate Partner Provisionen. Vorteil dieser Einnahmequelle ist, das sie über mehrere Channels funktioniert (auch gut im Blog) und dass auch andere Einkäufe des Users Einnahmen bringen, wenn von diesem der Cookie über den Affiliate-Link gesetzt wurde. Der YouTuber kann nachverfolgen, welche Produkte der Fan nun wirklich gekauft hat (häufig ist amazon der Affiliate-Partner).
  5. Kooperationen mit Unternehmen: YouTuber suchen sich vor der Produktion ihrer Videos passende kommerzielle Partner. Hierbei handelt es sich häufig um langfristige Partnerschaften. Das ist eine sehr gute Methode, um aufwändige Produktionen (z.B. Dokumentationen oder Web-Series) realisieren zu können.
  6. Gemeinsame Produktionen mit Unternehmen: Eine Steigerung der Produktions-Kooperationen ist es, wenn YouTuber und kommerzieller Partner gemeinsam Konzepte für Video-Produktionen entwickeln
  7. Moderator/ Testimonial: Es kommt immer häufiger vor, dass YouTube Stars für Marken als Moderator oder Testimonial arbeiten. Das muss sich nicht auf Videos der Marken begrenzen, der Einsatz des YouTubers kann auch auf anderen Channels der Marke stattfinden, – auch in klassischen Medien wie Rundfunk, TV, Plakatwerbung und Print.
  8. Streaming ist eine sehr interessante Einnahmequelle für Videoproduzenten, jedoch noch rechtlich umstritten. In Deutschland ist nicht geklärt, ab wann meine Rundfunklizenz braucht, wenn man live streamt. Die bekanntesten Streamingportale sind Twitch und YouNow. Es gibt sehr unterschiedliche Einnahmemöglichkeiten bei diesen beiden Streamingportalen. So kann man bei YouNow gemeinsam mit dem Netzwerk „digitale Eheringe“ an Fans verkaufen, die dann im Chat als Zeichen der Liebe und Verbundenheit gepostet werden. Bei Twitch gibt es viele Zuschauer, die ihren Streamer-Idolen „Spenden“ zukommen lassen, welche dann auch live eingeblendet werden. Sozusagen eine andere Form von Crowdfunding, damit der Streamer Geld verdienen kann.
  9. Merchandising: Vor allem in den USA gibt es viele YouTube Stars, die schon sehr professionell Merchandising betreiben. Beliebt sind vor Allem T-Shirts, aber auch Poster. Manche YouTuber produzieren ihre T-Shirts direkt vor dem nächsten Video, tragen diese Shirts (etwa mit einem lustigen Spruch) in dem Video und machen darauf aufmerksam, dass es jetzt 200 Stück davon gibt und man rasch zuschlagen muss.
  10. Künstlerische Produktionen: Natürlich ist gerade für künstlerisch tätige YouTuber die Produktion von Musikalben, Filmen, Büchern etc. eine wichtige Einnahmequelle. Verkauft werden durchaus auch Printbücher, CD’s und DVD’s – aber auch Downloads. Neben dem Verkauf der Produkte sind Konzerte eine weitere Einnahmequelle der Künstler.
  11. Reichweite-Partnerschaften: Es gibt neue Plattformen, die in der Aufbauphase Reichweite aufbauen müssen. So werden YouTubern Verträge von Videoplattformen angeboten – mit sehr attraktiven Konditionen – bei denen sie ihre Videos zunächst auf dieser Newcomer-Plattform posten – und erst 3 Tage später bei YouTube. Zusammen mit der Bewerbung über andere Channels der YouTuber ist das sehr wichtig für die Plattformen und darum sehr lukrativ für YouTuber.
  12. Markengründung: Eine Professionalisierung der YouTube-Erfolge und Erfolge anderer Channel kann dadurch erfolgen, dass man die eigene Marke als Webvideo-Produzent ganzheitlich über eine Webplattform aufbaut. Productplacement, Online-Werbung, Merchandising, Affiliate, Adsense, Sponsoring und Kooperationen fließen zusammen zu einer Marke. Das ist dann natürlich sehr aufwänig. Aus dem begeisterten Hobby-Produzenten wird spätestens nach diesem Schritt ein echter Unternehmer. Man braucht Mitarbeiter und die Unterstützung von Netzwerken, um den Aufwand zu bewältigen.

Wie man sieht, sind die jungen Menschen, die häufig jünger als 18 sind, ganz schön gefordert durch ihre YouTube-Karriere. Und das ist wohl auch mit ein Filter, welche Profis letztendlich wirklich übrig bleiben. Natürlich ist es entscheidend, Content zu schaffen, der die – meist sehr jungen – Zuschauer begeistert und fesselt, doch das ist nur die Hälfte der Arbeit. Neben Kreativität, Beharrlichkeit, Dialogbereitschaft und eiserner Disziplin gehört auch eine unternehmerische Grundeinstellung dazu, erfolgreich zu sein – und das in so zartem Alter! Vielleicht können wir sogar noch eine Menge von den Lochis, Bibis Beauty Palace und dagibee lernen? Was so lächerlich und kindisch wirkt, ist nämlich das Ergebnis harter Arbeit und einem starkem Selbstbewusstsein gegenüber „Hatern“ und „Selbstgerechten Möchtegerneliten“.

Video hier bei YouTube

 

 

One thought on “Womit verdienen YouTuber Geld? Session von der Republica 2015

  • Reply Varas 27. Januar 2016 at 06:12

    Tolles Webvideo um herauszufinden wie man mit Youtube Geld verdienen kann. Man braucht aber schon eine besondere Idee um mit Webvideos im Internet Geld zu verdienen. Wahrscheinlich benötigt man auch viel Glück. Habe mich selbst daran versucht, bin aber bei Imagefilmen und Werbespots geblieben.

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