Der Kummer mit den „Love Brands“ – wie erreichen Marken die Herzen der Kunden?

In Zeiten, in denen Produkte immer vergleichbarer und austauschbarer werden, und in Zeiten, in denen dank Social Media auch kleine Anbieter über elektronische Medien mit der ganzen Welt kommunizieren können, stehen Consumer-Marken besonders unter Druck. Worin unterscheiden sich zum Beispiel Fashionmarken, die in ähnlichen Preissegmenten ihre Waren anbieten? Tests zeigen immer wieder, dass Konsumenten Modemarken eher am Etikett unterscheiden können als an Qualität oder Stil. Preiswert, mittlere Preislage, hochpreisig. Teenager-Mode, Mode ab 40, Mode für große Größen. Was also können Fashion Marken wie Tom Tailor, Esprit oder Gerry Weber tun, um loyale Kunden zu gewinnen und zu halten? Die Erfolgsformel lautet zur Zeit wohl „Love Brands“. Doch lässt sich das so leicht umsetzen?

Anfang Oktober 2017 berichtet die Süddeutsche, wie Tom Taylor versucht, ihre Marke „emotional aufzuladen“. Provokant, frech, polarisierend soll die Werbekommunikation werden, um sich von Wettbewerben wie Esprit abzusetzen. Happiness und eine positive Grundhaltung sollen die Kunden (Zielgruppe 40 plus) mit Tom Tailor verbinden. Doch wie gelingt es, eine „Love Brand“ zu kreieren und zu pflegen? Was ist das Geheimnis erfolgreicher Marketing-Kommunikation, wenn alles schreit und schreibt und filmt und wirbt – und der Kunde immer besser lernt, Werbung geschickt aus dem Weg zu gehen?
Süddeutsche: Tom Tailor will nicht langweilig sein

Love Brands

Love Brands sind Marken, bei denen das Herz höher hüpft, wenn man daran denkt. Love Brands sind wie Freunde, denen man Fehler verzeiht und zu denen man auch in schlechten Zeiten hält. Love Brands sind Marken, die nicht nach dem kaufmännisch höchsten Vorteil ausgewählt werden – sondern nach dem emotionalen Erlebnis. Love Brands vermitteln beim Kauf ein Gefühl von gegenseitiger Verbundenheit und Liebe. Love Brands zaubern dem Kunden ein Lächeln ins Gesicht, wenn dieser die Produkte anwendet. Love Brands sind wie ein Fotoalbum mit schönen Momenten, das sich stets durch neue schöne Erinnerungen erneuert. Love Brands ziehen ihre Kunden magnetisch an. Love Brands bringen ihre Kunden zum Schwärmen: „Geh auch dahin! Kauf auch da! Trage unbedingt auch das! Du musst das unbedingt kennen lernen!“

Schwere Zeiten für Love Brands

Bei manchen Branchen wie Restaurants ist es leicht, eine „Love Brand“ aufzubauen. Liebe geht bekannterweise durch den Magen, und durch herzlich persönliche Ansprache, exzellenten Service, einen passenden Rahmen und gute Produkte lassen sich Gäste leicht zu begeisterten Kunden machen – wenn man die Kunst der emotionalen Bindung versteht.

Schwierig ist es bei Branchen, bei denen die Kunden stets durch viele Geschäfte ziehen, bevor sie eine Wahl treffen. Schwierig wird es vor Allem, wenn das Internet lockt mit gleichen Produkten zu besseren Preisen. Warum sollte ich eine exklusive Kaffeemaschine im Einzelhandel kaufen, wenn ich die selbe im Online-Handel 50 Euro günstiger bekomme? Warum soll ich eine Markenjeans vor Ort kaufen, wenn ich mir im Web drei verschiedene Größen und Modelle zuschicken lassen kann, die ich dann in Ruhe probiere, bevor ich mich entscheide?

Kampf der Marken um Liebe

Der verzweifelte Kampf der Marken um die Liebe der Kunden wie bei Tom Tailor ist verständlich – leicht gerät eine Marke in eine Abwärtsspirale, wenn das Marketing nicht greift. Wir Konsumenten werden auch in Bezug auf „Liebe“ immer verwöhnter – schließlich wollen ja alle Brands mit uns eine langfristige Liebesbeziehung eingehen, wollen uns zu Fans machen. Also was tun?

Love Brand Strategien

Gute Marketingstrategien müssen zum Staunen bringen, müssen immer wieder überraschen, müssen sich erheben aus der Masse der Werbebotschaften. Gute Marketingstrategien müssen einzigartig, neu, begeisternd sein, müssen Raum geben, sich mit der Marke zu identifizieren. Gute Marketingstrategien müssen unser Wertesystem erreichen und glaubwürdig aussenden, dass Anbieter und Kunde an das Selbe glauben und für die selben Werte eintreten.

Marken die ihre Kunden magnetisch anziehen, strahlen Authentizität und Standfestigkeit aus. Das, was ein kleines Restaurant über Genuss und Leidenschaft vermittelt, müssen auch Fashionmarken, Schuhgeschäfte, Haushaltswaren-Anbieter, Apotheken und Kinos vermitteln, wenn sie nicht allein über Preis und Qualität bewertet werden wollen in einem gnadenlosen Wettbewerb.

Es gibt heute immer mehr Tools und Techniken, um solche „Love Brand“ Strategien zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen. Dank Social Media kann jedes Unternehmen und jede Organisation mit Kunden, Stakeholdern und Interessenten auf Augenhöhe kommunizieren. Die Kunst ist, diese authentische Leidenschaft freizulegen und im Unternehmen mit all seinen Mitgestaltern frei zu leben. Der Wille zählt, dann lässt sich auch die schwierigste Lage gestalten. „Love Brands“ zu kreieren und zu leben ist eine wunderschöne Aufgabe, die es verdient, ergriffen zu werden. Denn eine „Love Brand“ kommt auch durch Krisen. Eine „Love Brand“ kennt ihren Sinn und ihre Mission. Es ist kein Trick – es ist ein Muss in unserer weltumspannend kommunizierenden Welt.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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2 thoughts on “Der Kummer mit den „Love Brands“ – wie erreichen Marken die Herzen der Kunden?

  • Reply Newsletter der SteadyNews vom 4. Oktober 2017 10. Oktober 2017 at 09:48

    […] verfallen zu sein, selbst Ärzte, Schulen und Handwerker bekommen online eine Bewertung… Der Kummer mit den „Love Brands“ – wie erreichen Marken die Herzen der Kunden? In Zeiten, in denen Produkte immer vergleichbarer und austauschbarer werden, und in Zeiten, in […]

  • Reply Produktfocus versus Kundenfocus - Steadynews - Onlinemagazin für Unternehmen im digitalen Wandel 16. Dezember 2019 at 17:15

    […] Hinzu kommt dann noch der schwierige Weg der Kundengewinnung. Bloß nicht ausstrahlen, man hätte es nötig, seine Produkte zu verkaufen! Bloß nicht gierig wirken oder abhängig vom Kundenverhalten. Bloß nichts fordern, bloß nicht lästig sein wie eine Sekte an der Haustür… Die Kunden von heute (ja auch die Businesskunden) wollen „wahre Liebe“ und gemeinsame Werte. Das was früher die Kirchen erfüllten an menschlichen Bedürfnissen, erfüllen heute Marken – man nennt sie „Love-Brands“. […]

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