Gastbeitrag von Sebastian Voss: Social Media Manager – darunter verbirgt sich das wohl derzeit angesagteste Jobprofil unter jungen Leuten, die mit sozialen Netzwerken aufwachsen und sich ebenfalls vorstellen können, diese auch zum Mittelpunkt ihrer Berufslaufbahn werden zu lassen. In dem Punkt sind sich Arbeitgeber und Jobkandidaten schon einmal einig.
Doch wie sieht die Realität in Deutschlands Unternehmen aus? Rund 60 Social Media Verantwortliche davon haben wir bisher im Blog unserer Bewerber-Community „social media karriere“ interviewt, um einen tiefgehenden Einblick in deren Tätigkeitsfeld zu bekommen. Das Spektrum reicht von international operierenden DAX-Konzernen über mittelgroße Agenturnetzwerke bis hin zu inhabergeführten Mittelständlern. Ein Paar davon nahmen natürlich auch unseren Social Recruiting Service in Anspruch, bei dem wir Stellenangebote selektiv an unsere Bewerber weitermitteln oder offiziell in unserer Community ausschreiben. Doch bereits in den Briefing-Gesprächen mit unseren Kunden wird uns des Öfteren deutlich, wie weit entfernt unsere Wahrnehmungsebenen von einander liegen. So kommt es nicht selten vor, dass wir Klienten kategorisch ablehnen, weil diese überdimensionierte Anforderungen an ihre Jobkandidaten stellen.
Ein von uns ein wenig überspitztes Beispiel: Der 28 jährige trilinguale Hochschulabsolvent soll möglichst 7 Jahre Erfahrungen beim Aufbau und Umsetzung von Social Media Strategien aufweisen, Führungserfahrung besitzen und über die Position eines gesetzten Online-Multiplikator verfügen. Die Frage, die sich uns dabei immer wieder stellt: Ließe sich zu diesem Zeitpunkt überhaupt Erfahrungen sammeln, in der Facebook in den USA langsam an Popularität gewann und unsere Unternehmen noch immer mit ihrem passwortverschlüsselten Pressebereich und der Banner Werbung beschäftigt waren? Und überhaupt: Den Wert eines Community Managers erkennt man beileibe nicht an der Abschlussnote seines MBA, sondern an der Qualität seiner Community, die er geschaffen hat!
Doch wir möchten keinesfalls pauschalisieren, nicht alle Unternehmen erheben solche Ansprüche. Meist kommt es auf die internen Ressourcen und Hierarchie-Stufen an. Wir erleben oft, dass kleinere Unternehmen vielfach nach einer eierlegende Wollmilchsau suchen, die neben dem klassischen Social Media Management auch das Suchmaschinenmarketing und gestalterische Änderungen an der Website erledigen soll. Ein Hochschulabschluss ist wünschenswert, jedoch tut es ein Duales-Studium in diesem Fall auch. Ein Weiterbildungslehrgang zum Social Media Manager ist nicht zwingend erforderlich, war bei vielen Bewerberzuschriften jedoch oft das Zünglein an Waage.
Bei größeren mittelständischen Unternehmen oder DAX-Konzernen wird neben ausgezeichneten Praxiserfahrungen vielfach auf den Abschluss geachtet. Da kann es schon vorkommen, dass ein Kandidat trotz langjähriger Social Media Erfahrung und Web Prominenz wegen fehlendem Hochschulabschluss aus dem Bewerberpool purzelt.
Zusammenfassend können wir bestätigen: Die Anforderungen an einen Social Media Manager sind so vielfältig wie die Unternehmen selbst. Jedoch sollten die Unternehmen dabei bedenken, dass sie mit ihren Ansprüchen realistisch bleiben. Denn es ist bisher noch kein Meister vom Himmel gefallen und der „perfekte“ Social Media Manager schon gar nicht!
Sebastian Voss
Social Media Berater
staatl. gepr. Kommunikationswirt
synergie-effekt.net
Das alte Problem mit den überzogenen Erwartungen. Das kommt davon, wenn Leute die keine Ahnung haben, Leute mit Ahnung einstellen sollen. Gilt für jede Branche.
Und bei Social Media reicht doch ein Praktikant, oder nicht? Der kann doch Internet, schließlich ist er damit aufgewachsen.
„Kategorisch ablehnen“ ist der einzig richtige Weg, mit solchen ‚Arbeit-Gebern‘ umzugehen. Dort wird kein Mensch glücklich.
– Hans Steup, Berlin
super gelungene Darstellung und vor allem realistische Darstellung der Situation, vielen Dank dafür
[…] via Berufsbild Social Media Manager: Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit […]