IBWF Zukunftskongress: Der digitale Wandel in der Unternehmensberatung

Wie müssen, wollen und können Unternehmensberater, Steuerberater und Anwälte auf den digitalen Wandel reagieren? Welche Anforderungen stellt der Mittelstand an die Berater – und wie kann der Berater dazu beitragen, dass die technisch/ kommunikative Revolution den Erfolg seiner Klienten und Mandanten befördert? Am 24. April 2015 hatte ich als Referentin auf dem Zukunftskongress „1. IBWF-Zukunftsforum“ des IBWF (Mittelstands-Beraternetzwerk im Verbund mit dem BVMW) die Ehre, Freude und Gelegenheit, mit Beratern aus ganz Deutschland in Duisburg über diese Fragen zu diskutieren und Ideen für eine nachhaltige Unternehmensberatung zu entwickeln. Eingeladen hatte die IBWF-Akademie, die ab Juni 2015 Angebote im Bereich „Digitale Kompetenz“ anbieten wird.

Veranstaltungsort des 1. IBWF Zukunftsforums war das Haus der Unternehmer in Duisburg, hier ein Blick in den Tagungssaal

Veranstaltungsort des 1. IBWF Zukunftsforums war das Haus der Unternehmer in Duisburg, hier ein Blick in den Tagungssaal

Vier Referenten standen als Experten den Beratern zur Seite, um in Worldcafes (Moderierten Workshops mit schriftlich skizzierten Ergebnissen) Ideen für verschiedene Themengebiete (Videomarketing, Reputations-Marketing, Innovative Websites und Social Recruiting) zu sammeln, zu ordnen und in konkrete Angebote zu wandeln. Mein Bereich war Social Recruiting – gerade für den Mittelstand ein dringendes Thema im Wettbewerb um Industrieberufe, Fach- und Führungskräfte.

Wir stellten gemeinsam fest, dass durch den digitalen Wandel der Bewerbungsprozess ganz anders geworden ist. Die E-Mail Bewerbung ist anonymer als in Zeiten der Print-Bewerbung, wo zumindest noch eine Schriftprobe vorlag. Ohne Multiplikatoren wie Kammer-Stellenbörsen, die Agentur für Arbeit, kommerzielle Jobportale und Social Media ist die eigene Karrierepage kaum findbar, viele Personaler machen sich selbst auf die Suche über Xing – oder im internationalen Social Recruiting über LinkedIn. Employer Branding (etwa über intelligente Nutzung von Arbeitgeber-Bewertungsforen und/ oder den webbasierten Dialog mit Mitarbeitern) ist sehr selten im Mittelstand. Lieber setzt man auf Offline-Netzwerke wie die Zusammenarbeit mit Schulen und Recruiting über Sport-Sponsoring.

Ein Vorschlag, der zum Nachdenken führte war der Beitrag von Diethelm Frederic Reschke, „Anti-Berater“ aus Monte Carlo, der seine Vermittlung von hochrangigen Effizenz-Moderatoren vor Allem über Videos gestaltet. Könnte man im Zeitalter der Smartphones vielleicht Bewerber anregen, sich ruhig auch einmal mit einem kurzen Video zu bewerben, um der Anonymität des Bewerbungsprozesses entgegenzuwirken? Wir könnte so ein Angebot sinnvoll  eingebunden werden, ohne Druck auszuüben?

Schnell war zusammengefasst, was Bewerber sich vom Arbeitgeber wünschen im digitalen Zeitalter: Transparenz, Emotionalität, schnelle Bearbeitung und eine dialogorientierte Kommunikation. Auch hier spielen Videos eine tragende Rolle, indem sich Arbeitgeber mit ihren Mitarbeitern auf der Karrierewebsite und in sozialen Netzwerken emotional und einladend präsentieren. Neben Xing ist Facebook wichtig, um in Kontakt zu kommen und um persönlich und lebendig zu kommunizieren.

Herbert Haberl, Leiter der IBW Akademie mit Sitz in Berlin, moderierte am 24.4. das 1. Zukunftsforum IBW und stellte die Ergebnisse der 4 Worldcafes vor

Herbert Haberl, Leiter der IBWF Akademie mit Sitz in Berlin, moderierte am 24.4. das 1. Zukunftsforum IBWF und stellte zum Abschluss die Ergebnisse der 4 Worldcafes vor

Im dritten Schritt unseres Worldcafes wagten wir bereits den weiteren Schritt: Was bedeutet der digitale Wandel für die Unternehmensführung im Mittelstand? Berater erzählten aus ihren eigenen Erfahrungen, wo sich durch die Beratung die Unternehmenskultur und Mitarbeiterzufriedenheit (z.B. bei Busfahren im öffentlichen Nahverkehr) durch soziale Medien und respektvolle Offline-Kommunikation extrem verbessert hatten. Eigenverantwortlich erstellte Dienstpläne, kurze Kommunikationswege in Echtzeit, Einbeziehung der hierarchisch unten angesiedelten Mitarbeiter: Eigenverantwortung, Partizipation, Respekt und emotionale Wertschätzung sind Erfolgsfaktoren im digitalen Zeitalter, wenn es um Personalentwicklung geht.

Im letzten Schritt des einstündigen Worldcafes zu Social Recruiting erarbeiteten wir konkrete Angebote im Bereich „Digitaler Wandel in der Unternehmensführung“ für die IBWF-Akademie. Dabei stellte sich heraus, dass die Berater sich weniger Weiterbildungen im klassischen Sinne wünschen, als eine „Forschungsgruppe“, die Schritt für Schritt Konzepte für den Beratungsprozess entwickelt, begleitet von Experten und Moderatoren. Schlüsselwort für diese Angebote ist „Augenhöhe“, ein Filmprojekt, das seit Januar 2015 als nichtkommerzielles Projekt über die Werte der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts durch Deutschland tourt, und das wir gern als Anstoß gemeinsam sehen und diskutieren würden.
Der 53 Minuten Film „Augenhöhe“ bei vimeo

Was mich besonders gefreut hat ist, dass die Unternehmensberater, Steuerberater und Anwälte in dieser

IBWF Präsident Karl-Heinz Thor und Eva Ihnenfeldt

IBWF Präsident Karl-Heinz Thor und Eva Ihnenfeldt

Session zwar meist (wie ich) über 50 sind, aber unglaublich aufgeschlossen, begeistert und konstruktiv neue Veranstaltungsformate und Unternehmenswerte bejahen. Worldcafes, BarCamps, Forschungsgruppen sind die Formate einer neuen Zeit, in der die frontale Wissensvermittlung dank Google und Co überflüssig wird.

Was wir brauchen, sind Expertenaustausch und kreative Denkprozesse; was wir brauchen, sind Moderatoren und „Zuhörer“, die in der Lage sind, gezielt dort mit ihrem Expertenwissen zu ergänzen, wo die Teilnehmer es einfordern. Berater sind womöglich die Vorreiter eines neuen didaktischen Wissens-Prozesses, da sie ja Experten für erfolgreiche Umsetzungsprozesse sind!

Ich danke Herbert Haberl, dem Leiter der IBWF Akademie, und dem Präsidenten des IBWF, Karl-Heinz Thor, dass die IBWF-Akademie nun ein Hort werden wird für einen Zuwachs an Wissen und Wissensvermittlung, den der Mittelstand in Deutschland so dringend im digitalen Wandel braucht, um nicht international abgehängt zu werden von jungen technikaffinen Demokratien wie Estland, Lettland und Littauen, die unbefangen und frei von „German Angst“ Großes leisten in der Entwicklung des „digitalen Weltengehirns“, das uns alle mehr und mehr umfasst.

Ich danke allen Referenten, Experten und Moderatoren, die diesen wunderbaren Auftakt mitgestalteten und sich auch zukünftig weiter einbringen werden. Und natürlich danken wir alle den Teilnehmern, die den eigentlich Input geliefert haben – und so lebendig und engagiert miteinander diskutiert haben.

Falls jemand Fragen zum IBWF hat: Einfach an mich wenden. Als Beauftrage für den BVMW Dortmund bin ich zuständig für das Beraternetzwerk in unserer Region – und kann gern an meine Kollegen aus anderen Regionen des BVMW und IBWF vermitteln.

Eva-kleinEva Ihnenfeldt
Beauftragte des Verbandes
BVMW Dortmund
Rheinlanddamm 201
44139 Dortmund
Mobil: 0176 80528749
E-Mail: [email protected]

Und hier der 10-minütige, inspirierende „Upstalsboom Weg“ – bestes Arbeitgeber-Video 2014. Ein Weg, der zeigt, dass es sich lohnt, die eigenen Mitarbeiter glücklich zu machen – am Beispiel einer Hotelkette (danke für den Tipp an die Unternehmensberater Wim Klein Heerenbrink und Dietmar Geisler aus Neuenkirchen – schön, dass ich Euch kennenlernen durfte!)

Der Upstalsboom Weg from KRISTIAN GRUENDLING on Vimeo.

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