Industrie 4.0: Chancen und Risiken bei der „Wissensoffensive 2015“ im Hagener Rathaus

Hagen. Gestern (10. August 2015) fand der Mittelstandskongress „wissensoffensive“ zum fünften Mal statt. Veranstalter waren die HAGENagentur als Träger des eBusiness-Lotsen und das Kompetenznetzwerk wisnet e.V. in Kooperation mit den hiesigen Kammern, Arbeitgeberverbänden, Brancheninitiativen, der Stadt Hagen sowie Partnern des BMWi- Förderschwerpunktes „Mittelstand Digital“. Innovative Entscheider aus Wirtschaft und Politik waren eingeladen, die Chancen und Möglichkeiten, aber auch die Risiken der Industrie 4.0 aus Sicht der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter zu erörtern und Lösungen aufzuzeigen. Das Thema war bestens gewählt – rund 160 Gäste folgten der Einladung ins Rathaus an der Volme, darunter Entscheider aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem technologieorientieren Handwerk, den Hochschulen, Verbänden und Netzwerken sowie Vertreter des Bundes, des Landes und der EU, sowie führende Experten, u.a. zu den Themen Employer Branding und Datensicherheit.

MdB Rene MdB Rene Roespe, Staatsekretaerin Brigitte Zyprie, OB Erik O. Schulz (von links ach rechts)

MdB Rene MdB Rene Roespe, Staatsekretaerin Brigitte Zyprie, OB Erik O. Schulz (von links ach rechts)

Als Hausherr begrüßte zunächst Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz die Gäste und bedankte sich bei den engagierten Veranstaltern, die mit der wissensoffensive 2015 den starken Mittelstand auf dem herausfordernden Weg in die digitale Zukunft zu begleiten wollen. „Die Digitale Transformation stellt den Mittelstand in unserer Industrieregion zwischen Ruhrgebiet und Südwestfalen vor enorme Herausforderungen. Gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungen, Kammern, Hochschulen und Branchennetzwerken der Region arbeiten wir daran, den digitalen Wandel aktiv zu gestalten. Dahinter steht das Ziel, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen – viele davon Weltmarktführer – zu sichern und für die Chancen und Risiken der digitalen Transformation zu sensibilisieren.“

Das dies ein nicht zu vernachlässigendes brandaktuelles Thema sei, belege nicht nur die Bereitschaft von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, die Schirmherrschaft für die Veranstaltung zu übernehmen, sondern vor allem auch die hohe Teilnehmerzahl. Besonders freute sich OB Schulz aber über die persönliche und aktive Teilnahme von Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatsekretärin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, Mirja-Hannerle Ahokas, Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland und Dr. Andreas Metzger, stellvertretender Generalsekretär der Europäischen Big Data Value Association an der sich seiner Begrüßung anschließenden Podiumsdiskussion.

In der lebhaften Diskussion warnte die frühere Bundesjustizministerin und heutige Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium den Mittelstand, sich zu sehr mit der Riskikoseite der Digitalisierung zu beschäftigen: „Ich möchte eigentlich lieber über die Chancen sprechen“, so Zypries. „Bei meinem Besuch von Mymüsli in Passau z.B. habe ich gesehen, wie aus einer individuellen Bestellung eines Kunden am PC ein Pappkarton mit QR-Code entsteht, der an 80 Zutatenboxen vorbeiläuft, wunschgemäß abgefüllt und mit entsprechendem Adressaufkleber versehen an den Kunden gesandt wird.“ Am Beispiel eines großen Sportartikelherstellers, der den individuellen Sportschuh direkt im Laden baue, zeigte sie die Chance für die deutsche Industrie auf, die nicht mehr in Niedriglohnländer auslagern müsse. So erwarte die Bundesregierung pro Jahr Produktivitäts- und Effektivsprünge von 3,3 Prozent und sehe bis zum Jahr 2025 ein Wertschöpfungspotenzial von 87 Milliarden Euro.

Vortrag Zypries_3_mit Zuhörern

Die Vertretung der EU-Kommission Ahokas ließ es sich nicht nehmen, auch einige Risiken der Digitalisierung anzusprechen und wies auf den Vorsprung der USA, nicht zuletzt aufgrund der jüngeren Bevölkerung hin. Auch für Handwerker müsse die Digitalisierung selbstverständlich werden und es müssten ein digitaler Binnenmarkt sowie verbraucherfreundliche Märkte entstehen. „Wir brauchen eine Datenschutzverordnung auf europäischer Ebene“, forderte Zypries ergänzend. Ein weiteres Risiko warf Dr. Metzger von der der Europäischen Big Data Value Association auf, denn vieles sei noch unklar: „Wem gehören die Daten eines Fahrzeuges? Dem Besitzer, dem Hersteller oder dem Kartendienst?“ Dazu wandte Zypries ein, dass der Gesetzgeber erst eingreife, wenn klar sei, was genau entstehe.

Grundsätzlich vermittelte der Vorsitzende des wisnet e.V. Dr. Erich Behrendt den Gästen der wissensoffensive 2015, dass Digitalierung kein Selbstzweck und eine gesundes Skepsis durchaus angebracht sei: „Die Unternehmen in Südwestfalen haben in den letzten Jahren viel investiert in Sachen IT. Auch wenn sie das Internet der Dinge oft reserviert betrachten, sind sie in der Produktion doch gut aufgestellt“, so Behrendt. „Wenn die Digitalisierung aber dann das eigene Geschäft gefährdet, weil z.B. keine Zahntechniker mehr gebraucht werden, wenn der Zahnarzt einen 3D-Drucker nutzt, müssen neue Geschäftsmodelle entwickelt werden.“ Sein Fazit: „Bei der Digitalisierung geht es weniger um Maschinen denn um neue Ideen! Aber das erfordert auch neue digitale Kompetenzen, insbesondere für das Management im Mittelstand und Handwerk.“

Die HAGENagentur ist seit 2012 Träger des „eBusiness-Lotsen Südwestfalen-Hagen“ als eines von 38 regionalen Kompetenzzentren im „eKompetenz-Netzwerk für Unternehmen“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert werden (www.mittelstand-digital.de). Bundesweit bieten 38 regionale eBusiness- Lotsen kleinen und mittleren Unternehmen anbieterneutrale Hilfestellungen kostenfrei für ihr eBusiness an (www.elotsen.de). Die Lotsen sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und stellen einen kontinuierlichen Wissenstransfer, auch bezogen auf Zukunftstrends, zu den Unternehmen in die Fläche der jeweiligen Region sicher.

Partner des eBusiness-Lotsen ist das Kompetenznetzwerk wisnet e.V., in dem über 60 Unternehmen, Hochschulen (rund um die FernUniversität in Hagen), Forschungsinstitute und Partner aus Wissenschaft, Wirtschaftsförderung und Industrie ihr Know-how bündeln, um die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft und der Region zu fördern (www.wisnet.de).

Die eBusiness-Lotsen sind in Hagen mittlerweile ein etablierter und geschätzter Ansprechpartner für das Thema digitale Zukunft bei Unternehmen und konnten in den vergangenen Jahren über 2.000 Entscheider aus Unternehmen der Region in Veranstaltungen und Projekten zusammenführen. Über 5.000 Webseiten von Industrieunternehmen wurden z.B. in Studien verglichen, mit großer Medienresonanz. Die Nachfrage ist weiterhin groß, so dass nach Ende der Förderphase das Angebot durch den wisnet e.V. und die HAGENagentur gemeinsam mit den bisherigen Partnern für die Region weiter geführt werden wird.  

Kontakt:
eBusiness-Lotse Südwestfalen-Hagen
Geschäftsstelle wisnet e.V.
c/o HAGENagentur GmbH
Christiane Göttert
02331-80 999-13
[email protected]
www.elotsen.de

 

 

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