Social Media Serie in 10 Kapiteln – heute zum Thema „Social Media Strategie“. Schon im vergangenen Kapitel haben wir festgestellt, dass Social Media ohne klare Zielsetzung häufig nichts weiter ist als Zeitverschwendung – schlimmstenfalls sogar schädlich. Wenn ich etwa Tage brauche um auf eine Anfrage im Social Web zu antworten, hinterlässt das beim Kunden einen bitteren Beigeschmack. Es geht also nicht nur um Ziele, es geht auch um Zielgruppen, den besonderen Mehrwert, die Zuständigkeiten, Maßnahmen und die Erfolgsmessung. Im Folgenden einige Aspekte zur Social Media Strategie, die ja auch bei unseren IHK-Zertifikatslehrgängen aus gutem Grund im Mittelpunkt steht.
Was ist eigentlich eine Strategie?
Die Definition im Duden lautet folgendermaßen: „genauer Plan des eigenen Vorgehens, der dazu dient, ein militärisches, politisches, psychologisches,
wirtschaftliches o. ä. Ziel zu erreichen, und in dem man diejenigen Faktoren, die in die eigene Aktion hineinspielen könnten, von vornherein einzukalkulieren versucht“. Bei Wikipedia ist die Definition konkret auf „Wirtschaft“ bezogen: „Geplante Verhaltensweisen von Unternehmen zur Erreichung ihrer Ziele“. Strategie heißt 1. einen Plan zu haben und 2. diesen Plan vollständig umzusetzen.
Braucht man denn unbedingt eine Strategie?
Wir alle kennen die Situation im Unternehmensalltag, dass die Strategiearbeit immer wieder verschoben wird und das operative Geschäft alle guten Vorsätze verschluckt. Morgen, übermorgen, nach Weihnachten, in der Sommerflaute…. Ich bin immer wieder überrascht, dass es in vielen Unternehmen und Betrieben tatsächlich Jahre und Jahrzehnte auch ohne Strategieplanung zu funktionieren scheint! „Wir brauchen kein Marketing, wir haben verlässliche Stammkunden“ hört man da, oder „Wir schalten Werbeanzeigen in Zeitungen und sind in den „Gelben Seiten“, das reicht uns“.
Wenn es wirklich reicht, dann gratuliere ich. Wenn ich aber von einem frustrierten Fotoeinzelhändler lese, der seinen Laden schließt und voll Bitterkeit auf den Preisvergleich mit Online-Shops verweist, dann frage ich mich schon, ob man sich den Luxus leisten kann, auf langfristige Strategien und deren vollständiger Umsetzung verzichten zu können. Das Internet geht nicht mehr weg, und ohne Marketing-Strategie werden viele klassische Händler, Dienstleister, Handwerksbetriebe und produzierende Unternehmen in Probleme geraten, darum mein Fazit: „Ja man braucht unbedingt eine Strategie – und zwar auch eine Social Media Strategie“.
Was genau ist eine Social Media Strategie?
Das ist schwer abzugrenzen, in unseren Lehrgängen erarbeiten die Teilnehmer (Fach- und Führungskräfte, Inhaber von Unternehmen) keine reinen Social Media Strategien, sondern die webbasierte Kommunikation ist Teil des Marketing-Mix, so wie auch andere Kommunikationskanäle wie E-Mail, Telefon, persönliche Gespräche – und andere Wege wie Netzwerke und Kooperationen. Ich würde empfehlen, Social Media nicht ausgegrenzt für sich zu betrachten, sondern ganzheitlich. Eine Social Media Strategie ist eine Kommunikationsstrategie. Sie hat die Ziele, Aufmerksamkeit, Interesse, Wunsch und Kauf zu befördern. Meist geschieht der eigentliche Kaufentscheid dann im Offline-Leben. Social Media bereitet vor und bindet die Kunden langfristig.
5 Tipps für die Erarbeitung einer Social Media Strategie
- Nehmen Sie sich Zeit! Einige unserer Social Media Manager Lehrgangs-Teilnehmer berichten rückblickend, dass die Erarbeitung der 20-30-seitigen Strategie (die auch von uns gecoacht wird) ganz entscheidend das Unternehmen verändert hat. Denn durch den Zwang, zu einem bestimmten Termin die Facharbeit abliefern zu MÜSSEN, haben sie sich auch die Zeit genommen – so schwer es häufig ist. Man kann sagen, dass ein durchdachter Marketing-Plan schon mindestens 20 Stunden Aufwand bedeutet, und ich empfehle jedem Unternehmer, mindestens einmal jährlich diese 20 Stunden einzuplanen und Produkte, Preise, Wege und Kommunikation auf den Prüfstand zu stellen. 2 – 3 ganze Tage mit guter Protokollierung und genauer Ausarbeitung der Maßnahmen sind ein grober Richtwert.
- Versuchen Sie es nicht allein! Es gibt sehr gute Handbücher zur Erarbeitung eines Marketingplans, doch wenn der Freelancer/ Selbstständige/ Inhaber allein an seinem Schreibtisch die Strategie Schritt für Schritt sorgfältig erarbeitet besteht die Gefahr, dass die bekannte Betriebsblindheit der notwendigen Kreativität im Wege steht. Ich empfehle die oben benannten 20 Stunden sehr sorgfältig zu planen und sich Hilfe zu holen. Das können Mitarbeiter sein, ein Unternehmensberater, oder eben eine Gruppe von Gleichgesinnten und Trainern innerhalb einer Fortbildung. Hauptsache Ihre Mitstreiter bringen Social Media Kompetenz mit. Leider sind auch junge Leute häufig wenig kompetent, da sie soziale Netzwerke mehr als „Spielzeug“ nutzen als dass sie den strategischen Kern erfassen.
- Social Media ist nicht Facebook’en! Tatsächlich kann Facebook wohl langsam jeder. Wir können alle posten, kommentieren, liken und teilen. Doch diese Fähigkeiten haben mit einer effektiven Social Media Strategie nichts zu tun. Wenn Sie gewinnbringende Ziele verfolgen, sollten Sie zunächst Ihren Sachverstand füttern, Wissen mehren, Hintergründe verstehen und Vergleiche ziehen. Lesen Sie Fachbücher, recherchieren Sie im Web Ihre Mitbewerber, abonnieren Sie Online-Blogs zu Social Media Marketing und üben Sie sich im Gebrauch der wichtigsten Instrumente: Neben Facebook sind das Twitter, Xing, Newsreader wie Feedly. Erst wenn Sie Sachkompetenz besitzen können Sie eine Strategie entwickeln.
- Beachten Sie die Reihenfolge bei der Strategieentwicklung: In unseren Lehrgängen erleben wir immer wieder, dass die Teilnehmer am liebsten direkt mit den Maßnahmen beginnen würden. Sie müssen erst begreifen, dass Marketing Strategien ähnlich aufgebaut sind wie ein Heilungsprozess durch den Arzt: Erst erfolgt die Anamnese, dann die Diagnose – dann die Therapie (Dr. House Fans kennen das 😉 ). Lassen Sie sich Zeit bei der Auflistung der unternehmensinternen Faktoren, bleiben Sie objektiv wenn Sie Ihre Kunden kategorisieren, seien Sie bei der Marktanalyse streng mit ZDF: Zahlen, Daten, Fakten sind die Grundlage um Schlüsse zu ziehen – Vermutungen und Ungenauigkeiten führen in die Irre.Erst die aktuelle Stärken-Schwächen-Analyse des eigenen Unternehmens erstellen, dann die Marktanalyse mit besonderer Berücksichtigung der Wettbewerber, dann Zielgruppen, das „Alleinstellungsmerkmal“, die konkreten Ziele, Strategie (das „Wie“) und die Maßnahmen (das „Was“) – und letztendlich eine Aussage darüber, wie Sie Ergebnisse messen werden – und wann Sie die Strategie überarbeiten und anpassen.
- Spaß soll es machen! Und passgenau soll es sein! Es gibt einige Fachbücher zur Erstellung einer Social Media Strategie. Ich selbst habe ja auch ein eBook bei amazon veröffentlicht, das genau hierbei einen Überblick und praktische Unterstützung auf 230 Seiten anbietet (für 2,68 Euro). Jeder Mensch ist anders, was dem Einen Spaß macht macht den Anderen ungeduldig. Wenn die Erarbeitung der Strategie keinen Spaß macht wird wohl auch nichts dabei herauskommen. Schaffen Sie also eine Atmosphäre die bewirkt, dass sich alle beteiligten Akteure darauf freuen. Und bedenken Sie, dass die Strategie zu IHREM Unternehmen passen muss. Jeder Handwerksbetrieb ist anders, jede Modeboutique hat ihren unverwechselbaren Stil – Ihre Strategie sollte Ihnen passen wie ein guter Handschuh.
Hier im Überblick noch einmal die einzelnen Schritte bei der Erarbeitung einer Social Media Strategie:
- Vorläufige Ziele – warum erarbeiten wir gerade jetzt eine Marketing-Strategie – und warum Social Media?
- Ist-Situation – Historie des Unternehmens, Produkte, Kundenstrukturen, Stärken-Schwächen-Profil
- Marktanalyse – Den relevanten Markt recherchieren. Nutzen Sie Studien, Zahlen, Daten, Fakten!
- Benchmarkanalyse – Suchen Sie einen Wettbewerber (oder vergleichbaren Partner) der vorbildliches Social Media Marketing anwendet. Untersuchen Sie die Faktoren des Erfolgs
- Alleinstellungsmerkmal – was ist Ihr konkreter USP im Vergleich zu Wettbewerbern?
- Konkrete Zielsetzung – lang-, mittel- und kurzfristige Zielsetzung anhand von SMART-Kritierien (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert)
- Zielgruppen – Definition und Verhaltensanalyse (nicht nur Kunde, auch Mittler bedenken!)
- Strategie – „Wie“ komme ich an mein Ziel, bin ich eher Angreifer, Mittler, Helfer, Autorität, Netzwerker…
- Botschaft – Wie drücke ich USP und Strategie in einer griffigen Botschaft aus?
- Maßnahmen – was werde ich in den nächsten Monaten und Jahren konkret tun und wie gewährleiste ich die vollständige Umsetzung der Maßnahmen?
- Evaluation – An welchen Kriterien messe ich den Erfolg, mit welchen Instrumenten und welcher Dokumentation – und wann werde ich die Strategie überprüfen und gegebenenfalls anpassen?
Falls Sie den Entschluss fassen, eine Social Media Strategie zu entwickeln, können wir Ihnen gern helfen. In unseren Social Media Manager IHK-Zertifikatslehrgängen haben schon weit über 300 Menschen konkrete Social Media Marketing Strategien erarbeitet und umgesetzt – die Erfolge sind beeindruckend. Ob deutschlandweit im eLearning oder in Präsenz im Ruhrgebiet, in ihrer Klassengemeinschaft unterstützen sich die Teilnehmer gegenseitig und werden von der Lehrgangsleitung gecoacht. Viele Dozenten und Experten begleiten beim Weg ins Social Media Zeitalter.
Hier finden Sie unsere Weiterbildungen in der Übersicht.
Falls Sie Fragen haben, einfach melden – wir freuen uns!
Social Media for Beginners – in 10 Kapiteln:
- Wie fang ich an – Xing?
- Wie fang ich an – Facebook?
- Wie fang ich an – Bloggen?
- Das Kapitel für die Social Media Verweigerer
- Social Media und Privatsphäre
- Zielsetzungen für Social Media
- Die Social Media Strategie
- Struktur und Ordnung für Social Media Marketing
- Dos and Don’ts im Social Media
- Erfolgsmessung und ständige Verbesserung