Gründungsberaterin Sabine Drechsler: Werden Fördermittel zurück gehalten?

Schwere Zeiten für Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit (ALG I). Wer jetzt eine Verlängerung des Zuschusses von 300 Euro für Sozialversicherungsbeiträge beantragt, muss mit Widerstand rechnen. Praktische Fälle zeigen: Kunden fühlen sich willkürlich behandelt, nahezu schikaniert.

Tatsächlich handelt es sich hier bereits um eine „Kann-Leistung“ der Bundesagentur für Arbeit. Bisher war sie bei entsprechenden Nachweisen und gleichzeitigem Vorliegen einer nachvollziehbarer Begründung auch bewilligt worden. Neuerdings aber werden Kunden zu Umformulierungen genötigt, selbst Zahlenauswertungen, die das Finanzamt anerkennt, werden vom Sachbearbeiter nicht akzeptiert.

Nein, der kleine Selbstständige darf keine eigene Einnahmen-Überschussrechnung bringen, die muss vom Steuerberater gemacht worden sein. Toll – und wer bezahlt den noch zusätzlich? Hier bekommen wir jetzt schon einen Vorgeschmack auf das, was droht, wenn der Gründungszuschuss selbst ab nächstes Jahr eine „Kann-Leistung“ werden soll.

Ihre
Sabine Drechsler

Drechsler Unternehmensberatung: Beratung und Begleitung vor und nach der Gründung, Businessplan, Finanzierung, Fördermittel, Büroservice, Buchhaltung und Controlling

Schützenstr. 43
44147 Dortmund
Tel.: 0231/3960399
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Website: www.s-drechsler.de

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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17 thoughts on “Gründungsberaterin Sabine Drechsler: Werden Fördermittel zurück gehalten?

  • Reply Lambert Schuster 30. November 2010 at 08:55

    Bei aller Subjektivität sind obige Kurzaussagen meines Erachtens zu einfach und zu subjektiv. Welches die Überlegungen für eine Nichtverlängerung sind wird nicht behandelt. „Kunden“-Gefühle sind nicht ausreichend für eine objektive Darstellung.

  • Reply Sabine Drechsler 30. November 2010 at 15:55

    Da es hier um „Kundenempfindungen“ geht, die hier geschildert werden, nimmt der Artikel nicht in Anspruch objektiv im Sinne von „messbar“ zu sein. Einzeldaten können aus Datenschutzgründen nicht gebracht werden. Im Vergleich zu vorherigen Verlängerungsanträgen und Kundenreaktionen in der Vergangenheit kann man jedoch schon aufgrund der Wiederholung von Beschwerden gleicher Art von einem Trend sprechen, der relativ neu ist.

    • Reply Eva Ihnenfeldt 30. November 2010 at 21:38

      Ich schätze Sabine Drechsler sehr als erfahrene Gründungsberaterin. Dass es sie schmerzt, wenn ihre „Schützlinge“ solche empfindlich treffenden Erfahrungen mit der Agentur für Arbeit machen, kann ich gut verstehen. Da wird auch der nüchternste Mensch emotional – es geht hier schließlich um die Existenz der Start-Ups!

  • Reply Yusuf Tombul 1. Dezember 2010 at 18:11

    Frau Kollegin, ich kann Ihrem Beitrag nur zustimmen. Viele Gründer aus meinem Kundenkreis wurden auch mit dieser Problematik konfrontiert und waren daher nicht in der Lage, ohne Hilfestellung die Antragstellung selbst durchzuführen.

    Ich habe auch einige Gründer aus meinem Kundenkreis, die den erhaltenen Gründungszuschuss sogar zurückzahlen sollen, weil sie Formfehler bei der Antragstellung gemacht haben. Sie wurden der Zweckentfremdung und Scheinselbständigkeit beschuldigt. Sie haben die Gefahr von Formfehlern sehr unterschätzt und keine fachkompetente Beratung beim Ausfüllen des Formulars in Anspruch genommen.

    Der Antrag auf Weitergewährung des Gründungzuschusses hat für diese Gründer nun einen mehr als faden Beigeschmack. Sie mussten rechtlichen Beistand holen, da sie mit der Problemstellung total überfordert waren.

  • Reply Lambert Schuster 3. Dezember 2010 at 22:48

    @Sabine Drechsler: wenn es um Gefühle geht, dann möchte ich Gefühle der Menschen nicht verletzen. Erst recht möchte ich nicht Ihre eigenen Gefühle verletzen. Ich möchte auch nicht Ihre Kompetenzen als erfahrene Gründungsberaterin infrage stellen.

    @Eva Ihnenfeldt: Ich schätze die enormen Leistungen von Eva Ihnenfeldt sehr. Was sie leistet, das macht ihr so leicht kaum jemand nach.

    @alle: mein Kommentar zielte nicht auf Gefühle ab. Ich wollte lediglich einen Beitrag zu Sache leisten. Der Staat, und das sind wir alle, fördert Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit in besonderem Maße, mit höheren Beträgen als Existenzgründungen aus dem Angestelltenverhältnis. Ob das fair ist möchte ich hier nicht diskutieren.

    Nach den ersten neun Monaten der Grundförderung kann zusätzlich eine Aufbauförderung um sechs Monate beantragt werden. In dieser Zeit erhält der Gründer dann noch die Pauschale in Höhe von 300 Euro. Die Bewilligung der Aufbauförderung liegt allerdings im Ermessen des zuständigen Sachbearbeiters. Wenn nun diese Aufbauförderung in verschiedenen Fällen nicht bewilligt wurde, wie Sabine Drechsler berichtet, dann wäre es sachdienlich auch die Gründe zu erfahren, die zur Ablehnung geführt haben. So kann ich nur mutmaßen. Grundsätzlich gehe ich dabei nicht von Willkür aus sondern unterstelle, dass der Sachbearbeiter gute Gründe zur Ablehnung hatte (Schwächen und menschliche Unzulänglichkeiten ausgenommen).

    • Reply Eva Ihnenfeldt 4. Dezember 2010 at 19:52

      Ihr lieben großartigen Gründungsberater! ich bin sehr froh, dass ich Euch alle drei kennen darf – jed/r so einzigartig – und jede/r so engagiert für seine Klienten da. Mir tun alle Gründer leid, die ohne gute Beratung gründen. Sie wissen nicht, was sie verpassen.

  • Reply Claudia Engelberts 7. Dezember 2010 at 09:52

    Ich kann ebenfalls die Erfahrungen von Frau Drechsler und Herr Tombul nur bestätigen, sehr deutlich vor allem für die Arbeitsagentur in Dortmund. Seit dem Sommer werden Tragfähigkeitsbescheinigungen von Steuer- und Unternehmensberatern nicht mehr akzeptiert, die IHK hat mittlerweile aufgrund der enorm gestiegenen Nachfrage PRobleme, die Businesspläne kurzfristig zu prüfen, was zu erheblichen Problemen bei den Neugründungen führen kann. Ebenfalls ist mehr als deutlich zu beobachten, dass Folgeanträge aus oft nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt werden oder die Hürden bei der Antragstellung deutlich höher gelegt wurden. Während man vor nicht allzu langer Zeit noch mit einem für 20,00 € bei ebay ersteigertem Businessplan Gründungszuschuss bekam (was ich ganz und gar nicht begrüße, da solche Gründer sträflich versäumt haben, sich mit ihrer Gründung wirklich auseinanderzusetzen), schlägt diese Bewilligungspraxis nun ebenso extrem ins Gegenteil um, was ich in dieser Form in Dortmund auch nicht gut heißen kann, denn die Förderung von Existenzgründungen ist eine der nachhaltigsten Förderungen überhaupt. Da dies alles zeitlich mit dem Sparpaket der Regierung zusammenfällt, darf man sich schon Gedanken dazu machen, ob es nicht tatsächlich darum geht, Gelder zurückzuhalten. Es wird jedenfalls nicht nachvollziehbar deutlich, dass es um eine qualitative Verbesserung der geförderten Neugründungen geht. Ob und inwieweit Förderungen „fair“ sind, ist eine ganz andere Baustelle, denn Menschen, die nicht in die Förderbedingungen „passen“, werden sich sicherlich immer unfair behandelt fühlen. Aber bei guter Vorplanumng und fachkundiger Beratung gibts oft auch für Arbeitnehmer, die gründen wollen, eine Lösung.

  • Reply Eva Ihnenfeldt 7. Dezember 2010 at 13:32

    Ist nur die Arbeitsagentur Dortmund so – oder ist das der allgemeine Trend? Ich hab immer die Sorge, dass die Sachbearbeiter voll auf der Seite der Gründer sibd – aber die Leistungsabteilung dann doch den Businessplan ablehnt!

  • Reply Claudia Engelberts 8. Dezember 2010 at 18:04

    Liebe Eva, das gestaltet sich recht unterschiedlich, die Arbeitsagentur Münster akzeptiert noch Beraterbescheinigungen, anderen Kunden in anderen Städten kann ich auch noch welche ausstellen. Ebenso unterschiedlich geht man mit Folgeanträgen um. Das Ermessen wird oft großzügig zu Ungunsten der Kunden ausgelegt, die Begründungen sind oft gegensätzlich und erscheinen manchmal nicht nachvollziehbar und recht beliebig. Auch nicht vorsteuerabzugsberechtigte Gründer, die nur eine jährliche Einnahmen-Überschussrechnung fürs Finanzamt fertigen müssen, also keine monatlichen oder quartalsweisen BWA’s haben, müssen nach neun Monaten aufwändig Einnahmen und Ausgaben auflisten. Wer’s nicht selber kann, muss dafür eben auch noch zusätzlich Geld ausgeben. Einige Agenturen verlangen erneut eine Tragfähigkeitsbescheinigung. Die Hürden werden höher gehängt.Früher reichte der Hinweis im Antrag aus, dass man aus oben genannten Gründen keine BWA habe und ein Jahresabschluss noch nicht vorliege, man soundsoviel Gewinn erziele und was man in Zukunft fürs Geschäft plane. Dortmund hat die Bedingungen deutlich verschärft, nach jetziger Rechtslage muss noch bewilligt werden, wenn die Tragfähigkeitsbescheinigung der IHK oder WiFö vorliegt und alle anderen Bedingungen erfüllt sind. Das soll sich ja zum 01.01.11 ändern, dann sind auch die ersten neun Monate Ermessen, und dann kann kein Gründer mehr sicher sein, Gründungszuschuss zu erhalten, vor allem, wenn die Kassen leer sind. Das hätte übrigens auch Auswirkungen auf das Gründercoaching, denn wer nicht aus ALG II-, sondern aus ALG I-Bezug gründet, muss nach den aktuellen Förderrichtlinien Gründungszuschuss beziehen, um die 90% ige Förderung zu erhalten. Ich habe bislang keine Informationen, ob die Förderbedingungen für das GCD_AL dann an die neue Sachlage angepasst wird, vielleicht hat sich wie so oft auch noch kein Politiker Gedanken gemacht, welche weiteren Folgen die geplante Gesetzesänderung nach sich zieht. Die haben’s ja oft schwer mit dem Blick über den Tellerrand. Schaun ‚mer mal, wie der Beckenbauer sagen würde.

  • Reply Eva Ihnenfeldt 8. Dezember 2010 at 18:14

    Und weißt Du schon das Neuste, Claudia? Wer erst im Januar 2011 gründen will, kann womöglich noch mehr Probleme bekommen – gut, dass es Euch gibt…
    http://steadynews.de/2010/12/gesetzesaenderungen-fuer-gruender-rechtsanspruch-auf-den-gruendungszuschuss-entfaellt-2011/

  • Reply Claudia Engelberts 8. Dezember 2010 at 21:01

    Liebe Eva, das meiste ist mir bereits bekannt, allerdings rückwirkend einen Rechtsanspruch zu kippen, das hat schon was! Das Gründer sich intensiv mit ihrer Gründung beschäftigen, ist gut und richtig, aber die Gründungsförderung für Arbeitslose wurde mal mit dem Anspruch ins Leben gerufen, die Hürden für arbeitslose Gründer niedrig zu halten, damit er schnell und einfach seine Arbeitslosigkeit mit einer Gründung beenden könne (z.B. mit einem „kleinen Businessplan“, den ein Gründer vielleicht auch noch alleine erstellen kann, oder der wenigstens nicht so teuer ist wie der Businessplan für einen Millionenkredit). Jetzt scheint es in Richtung „Erschwernis, wo es nur geht“ zu gehen. Diese ganze Rechtsunsicherheit und fehlende Rechtsansprüche ab 2011 werden ganz sicher zu einem starken Rückgang der Gründungen aus der Arbeitslosigkeit führen. Das wird kein Geld einsparen, denn viele werden eben länger ALG I beziehen und nicht wenige in Hartz IV-Bezug überführt werden. Aber was solls, das ist ja dann ein finanzielles Problem der Kommunen,nicht mehr des Bundes, die Kommunen werden vom Bund ja sowieso mit ständig neuen Pflichtaufgaben im finanziellen Würgegriff gehalten. Die ARGE in Dortmund hat aus eben diesem Grund das zinslose Darlehen für Gründer von 5000,00€ auf maximal 2000,00€ reduziert – was wohl auch nicht zu weniger Arbeitslosigkeit durch Gründungen beitragen wird.

  • Reply Sabine Drechsler 13. Dezember 2010 at 18:25

    Liebe Frau Engelberts,
    Ihre Erfahrungen entsprechen voll denen, die ich in Dortmund und anderen Städten gemacht habe. Zur Zeit gehen die Ämter nicht identisch mit den Anträgen um, der Trend zur Erschwernis mit unterschiedlichsten, zum Teil widersprüchlichen Begründungen ist jedoch zunehmend. Fragt man sich nach der Motivation, ist klar, dass es Gründe gibt wie z.B. abnehmende Budgets. Kann man nur hoffen, dass mit frischen Mitteln den Gründern auch wieder angemessener geholfen wird. Das bei Ermessensentscheidungen durch Sachbearbeiter der Agenturen die Antragsbewilligung rückläufig werden wird, mag für uns als Berater wirtschaftlich positiv sein, für die Gründer ist das schlecht und m.E. als Rückschritt zu werten. Gesamtpolitisch sehe ich den Abbau der Förderung als arbeitsmarktpolitisches Instrument begründet in den Rückgang der Arbeitslosigkeit.
    Herzliche Grüße
    Sabine Drechsler

  • Reply Claudia Engelberts 14. Dezember 2010 at 09:38

    Líebe Frau Drechsler, ich kann nur voll und ganz zustimmen. Sicher, es mag positiv für Gründungsberater sein, dass Gründer aufgrund höherer Hürden mehr Hilfe nachsuchen werden – aber aufgrund der höheren Hürden werden es eben auch deutlich weniger Arbeitslose wagen, den Schritt in die Selbständigkeit zu tun. Das werden wir auch zu spüren bekommen, und alles in allem ist die Entwicklung für Gründer wirklich sehr nachteilig. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit wird sicher eine große Rolle dabei spielen, dass sich weniger Menschen zur Gründung entschließen. Das Sparpaket wurde im Sommer 2010 aus Gründen der Refinanzierung der Krisenkosten geschnürt, soweit ich weiß – aber vielleicht war der Rückgang der Arbeitslosigkeit ja auch bereits abzusehen und ein treibendes Motiv für die Kappung dieser Förderung.

  • Reply Michael W. 17. Dezember 2010 at 21:13

    Wir haben ebenfalls gerade sehr frustriert unseren Ablehnungsbescheid des Weiterbewilligungsantrags empfangen (Berlin). Schade, denn das Geschäft hätte durchaus Perspektive gehabt! Es haperte nur am Eigenkapital, wodurch sich die Startphase hinzog… Das hat sich ja nun erledigt. Nun heißt es, für ein paar Monate nochmal ALG1 beantragen, sich vielleicht noch „vermitteln“ lassen müssen, dann vermutlich ins Hartz4 stolpern… Ein super Weihnachtsgeschenk, vielen Dank an die kompetenten Sachbearbeiter.

    • Reply Eva Ihnenfeldt 18. Dezember 2010 at 10:18

      Ich habe ja seit 2004 schon jeden Dienstag eine kostenlose Sprechstunde für Gründer – weiß nicht, wie viele hundert Gründer ich auf diese Weise schon etwas begleiten konnte. Und mir wird immer klarer: ohne Beratung durch eine/n erfahrene/n Unternehmensberater/in kann der Start oft scheitern – anscheinende auch hier bei Michael W. Und es gibt doch so gute Fördermittel für die Beratung! Darum noch einmal mein Apell: gründet nicht allein – überschätzt nicht Eure Kompetenz! Ich kann auch gern ein paar Empfehlungen von Beratern geben – aber die hier bei den Kommentaren vertretenen sind auf jeden Fall ALLE richtig richtig gut – ich kenne ihre Arbeit und ihre Erfolge.

  • Reply Sabine Drechsler 18. Dezember 2010 at 12:06

    @Michael W.: Einen Widerspruch in Erwägung gezogen? Wenn Argumentationsmaterial vorhanden ist, wäre das noch eine Chance. Oder ggf. nebenberuflich die Gründung voranbringen. Bisweilen lässt sich eine Bank nach ersten Erfolgen auch noch überzeugen, einen Kredit zu geben. Traurig, die Entwicklung.
    Nicht aufgeben!
    Gruß – S. Drechsler

  • Reply Gründungszuschuss: Wann wird eine Verlängerung gewährt? | Lambert Schuster - Unternehmensberater 6. September 2011 at 10:45

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