Im europäischen Vergleich steht Deutschland bei den Neuzulassungen von E-Autos im Vergleich zu Ländern aus dem Norden der EU relativ schlecht da. Zwar lag im Jahr 2023 der Anteil der Pkws mit reinem Elektroantrieb in der EU bei 14,6 Prozent, in Deutschland jedoch bei guten 18,4 Prozent. Nach Streichung der Kaufprämie sank der Anteil der Elektroautos in Deutschland jedoch rapide. Im Oktober 2024 lag er bei 15,3 Prozent. Im Norden der EU sieht es ganz anders aus.
Neuzulassungen von E-Autos im EU-Vergleich
Norwegen führt mit 81,2 Prozent, es folgt Island mit immerhin 52,8 Prozent. In Schweden sind 38,6 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos, in Dänemark 36,1 Prozent, in Finnland 33,8 Prozent. Am wenigsten neu zugelassene Autos mit Elektroantrieb gibt es EU-weit in Kroatien, der Slowakei und Tschechien – mit rund 3 Prozent. Nun will die Bundesregierung den Absatz von Elektroautos durch Steuer-Erleichterungen bei Dienstwagen ankurbeln. Ein guter Weg, um das Land weiter in die Elektromobilität zu führen?
Firmenwagen und Dienstwagen
Autos, die in Unternehmensbesitz sind, sind grundsätzlich Firmenwagen. Dienstwagen sind Firmenwagen, die von Mitarbeitern auch privat genutzt werden können. Die private Nutzung des Dienstwagens ist eine Gehaltsumwandlung. Barlohn wird in Sachlohn umgewandelt. Diese Verringerung des Bruttolohns führt dazu, dass der Mitarbeiter weniger Lohnsteuern und Sozialabgaben entrichten muss. Das führt in vielen Fällen zu einer beträchtlichen Erhöhung des Nettolohns.
Auch für den Arbeitgeber ist die Dienstwagenregelung häufig vorteilhaft, da er zusätzlich zum Bruttolohn an Sozialkosten wie Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung beteiligt ist. Da die Anschaffung von E-Autos als Firmen- und Dienstwagen von der Bundesregierung gerade attraktiv subventioniert wird, könnte es sich lohnen, Mitarbeitenden einen elektronisch betriebenen Dienstwagen auch für den privaten Gebrauch anzubieten.
Um den privat gefahrenen Anteil der Fahrten fair, einfach und datenschutzkonform zu gestalten, ist der Einbau elektronischer Fahrtenbücher auch bei PKW’s überlegenswert. Wenn der/die Mitarbeiter/In nämlich kein Fahrtenbuch führt, in dem jede einzelne Fahrt rechts- und manipulationssicher dokumentiert wird, greift für die angenommene private Nutzung die 1-Prozent-Regel, die für die Angestellten mit Dienstwagen den steuerlichen Vorteil der Gehaltsumwandlung mindert, wenn die monatlichen Kosten für die private Nutzung geringer sind als ein Prozent des PKW-Bruttolistenpreises.
Ein digitales Fahrtenbuch ist manipulations- und rechtssicher, entlastet Mitarbeiter von aufwändigen Dokumentationspflichten und schafft ein vorbildliches Maß an Privatsphäre, da die privaten Fahrten ohne Adresse und Uhrzeit erfasst werden.
Die neuen steuerlichen Vorteile für E-Autos, die als Firmenwagen gekauft werden, bieten einen zusätzlichen Ansporn, den Mitarbeitern einen Dienstwagen als Benefit zur Verfügung zu stellen.
Gerade in der heutigen Zeit ist es für Mitarbeiter schwieriger geworden, sich einen eigenen Pkw zu leisten. Die Unsicherheit, welche Antriebsart man wählt, ist groß. Die Anschaffungskosten für elektrisch betriebene Fahrzeuge sind hoch. Zwar konzentrieren sich knapp zwei Drittel der in der EU vorhandenen Ladesäulen auf Deutschland, Frankreich und die Niederlande, doch bei 145 Ladepunkten pro 100.000 Einwohnern liegt Deutschland in der EU nur auf Platz 13.
Sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern auf dem Firmengelände Ladepunkte zur Verfügung stellen können – eventuell auch die Kosten für den geladenen Strom übernehmen – wäre ein Dienstwagen ein äußerst attraktiver Arbeitgebervorteil für alle Fach- und Führungskräfte, die das Fahrzeug während der Dienstzeit aufladen können.
Die Sorgen der Berufs-Pendler in Deutschland
Auch nach Einführung des subventionierten Deutschlandtickets bleibt der öffentliche Nahverkehr bei Berufspendlern unbeliebt. Im März 2024 nutzten laut einer Umfrage der Allianz Direct knapp 60 Prozent der Pendler das Auto als bevorzugtes Verkehrsmittel.
Das Fahrrad folgte auf Platz zwei mit abgeschlagenen 5,64 Prozent, Busse und Bahnen kamen mit weniger als 5 (!) Prozent auf den gleichen Rang wie Pendler, die zu Fuß gehen. Mit der Regionalbahn fuhren weniger als 4 Prozent zum Arbeitsplatz. 13,3 Prozent der Befragten hatten kein bevorzugtes Verkehrsmittel, wollten oder konnten keine Angabe dazu machen.
Männliche und weibliche Berufs-Pendler
Männliche Arbeitnehmer sind eher bereit, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen als Arbeitnehmerinnen. Das liegt nicht nur daran, dass Frauen sich vor allem in der Dunkelheit an Bahnhöfen, Haltestellen und bei Fußwegen unsicherer wissen als Männer, sondern auch daran, dass Frauen weiterhin den größten Teil der familiären Aufgaben übernehmen. Einkäufe tätigen, Kinder und pflegebedürftige Angehörige fahren, familiäre Angelegenheiten wie Behördengänge erledigen – für viele Frauen ist der Verzicht auf ein Auto undenkbar.
Berufs-Pendler: Zeiten und Kosten
Im Durchschnitt betragen Pendelkosten in Deutschland laut der Umfrage 149,52 Euro monatlich. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern sind jedoch erheblich – ebenso wie die Pendelzeiten. Während die Saarländer im Durchschnitt Pendelzeiten von durchschnittlich 41 Minuten täglich angaben, können Arbeitswege bei einigen Berufspendlern vier Stunden oder länger sein, vor allem in Sachsen, Niedersachsen und Bayern. Im Schnitt fahren Erwerbstätige rund 55 Minuten pro Arbeitstag.
Es ist nicht davon auszugehen, dass sich der Zuspruch für den öffentlichen Nahverkehr bei Berufs-Pendlern in absehbarer Zeit erhöht. Falls in der EU ab 2035 keine neuen mit Benzin oder fossilem Diesel betankten Pkw mehr zugelassen werden, sind Berufs-Pendler spätestens dann, wenn ihr Verbrenner nicht mehr fahrtüchtig ist, auf E-Autos angewiesen.
E-Autos als Dienstwagen
Unternehmen sollten schon heute in die Überlegung gehen, einen weitaus größeren Anteil von Mitarbeitenden an den Vorteilen von Dienstwagen zu beteiligen. Es gibt im Internet einige Dienstwagenrechner, mit deren Hilfe Bewerber und Angestellte rasch überschlagen können, ob sich Firmenwagen, die den Arbeitnehmer/Innen auch für den privaten Gebrauch überlassen werden, für sie rechnen.
Da E-Autos zusätzlich steuerlich bevorzugt behandelt werden, erhöhen sich auch die finanziellen Vorteile für kleine und mittlere Arbeitgeber. So steigt die Attraktivität des Arbeitgebers bei der Fachkräftesuche – und die nachhaltige Mitarbeiterbindung wird mit diesem Benefit unterstützt.