Dr. Johannes Lierfeld: Brauchen wir einen „DigitalGipfel“?

Gastbeitrag von Dr. phil. Johannes Lierfeld, Köln: Die Sicherheit unserer Daten wird aktuell erbitterter denn je diskutiert. Die Debatte erhitzt sich dabei am Beispiel des Facebook-Skandals rund um die Weitergabe von Nutzerdaten an das ominöse IT-Unternehmen „Cambridge Analytica“. Vergangene Woche wurde Facebook-Chef Mark Zuckerberg vom Kongress in Washington zu den Hintergründen des Skandals befragt. Doch weder das geschickte Ausweichen des Unternehmers noch das Phänomen der „Frenemies“ – die Doppelidentität von Freund und Feind zwischen Staat und Unternehmen, also die Farce der Befragung – verweisen im Zusammenhang mit der Digitalisierung auf den größten Missstand.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Staat mit führenden Unternehmen kooperiert und Kontrollmaßnahmen daher oftmals nur Lippenbekenntnisse sind; vor allem, wenn der Staat die Interessen des Unternehmens teilt. Und in diesem Fall liegt dieses gemeinsame Interesse in den Daten begründet, die wir über uns preisgeben und die immer bedeutsamer in einer zunehmend digitalisierten Welt werden.

Das eigentliche Skandalon liegt in der Schieflage begründet, die zwischen den Innovatoren und den regulierenden Organen besteht. Dieselben Politiker, die die digitalen Geschäftsmodelle nicht in Ansatz verstehen, sollen politische Entscheidungen über die betroffenen Modelle treffen. Zuckerberg wurde unter anderem gefragt, wie ein Geschäftsmodell, für das die Nutzer nicht zahlen, aufrecht erhalten werden kann. Der Facebook-CEO konnte sich ein verschmitzter Lächeln nicht verkneifen, als er lakonisch erwiderte: „Senator, we run ads.“. Durch das aktuelle Kongresstribunal ist genau jenes Missverhältnis zwischen der schwindelerregenden Rasanz, mit der sich unsere Welt laufend transformiert, und der ignoranten Trägheit einer Politik, die stets hinterherhechelt und im Nachhinein zu regulieren versucht, überdeutlich hervorgetreten.

Eine solche Politik ist naturgemäß alles andere als zukunftssicher. Wenn wir künftig für die Herausforderungen und Umwälzungen der Digitalisierung gewappnet sein wollen, müssen wir Wege finden, zwischen Innovatoren und Politik zu vermitteln. Ein solcher Mediator könnte in Form eines digitalen Gipfeltreffens realisiert werden. Politiker müssen die Mechanismen einer in ständiger Fluktuation begriffenen Welt verstehen, und Innovatoren sollten ein vitales Interesse daran haben, diese der Politik zu vermitteln.

Doch auch der Einzelne ist gefragt. Wie wir von Kant wissen, ist Aufklärung der „Ausgang der Menschheit aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Dieses Diktum hat im Kontext der Digitalisierung nichts von seiner Eindringlichkeit und Aktualität eingebüßt. Denn auch unsere digitale Unmündigkeit ist selbstverschuldet, und Ignoranz würde diese Inkompetenz nur noch weiter vergrößern. Es liegt an jedem selbst, den Sprung vom Konsumenten zum Prosumenten konsequent nachzuvollziehen. Und das setzt zunächst einmal voraus, die Bedingungen einer digitalisierten Welt in den Tiefenstrukturen verstehen zu wollen. Diese Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen.

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Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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