Dr. Johannes Lierfeld: Menschenrechte vs. Maschinenrechte Part II

Gastbeitrag von Dr. phil. Johannes Lierfeld, Köln: Maschinen Rechte einzuräumen erscheint vor dem Horizont intelligenter Entitäten langfristig unumgänglich. Der Individualitätsfaktor wird dabei voraussichtlich die Maßschnur werden, an der Bewusstsein zugeprochen oder aberkannt werden wird. Wenn wir uns allein das Konzept der Superorganismen vor Augen halten, wird deutlich, wie individuell künftige künstliche Intelligenzen sein werden. Superorganismen sind Schwarmintelligenzen, aufgebaut aus einzelnen, grundlegend unterschiedlichen „Artilekten“ (von engl. „artilects“), also künstlichen intelligenten Wesen, die so divers sind wie die Mitarbeiter eines Unternehmens. Die den Artilekten unterstellte Fähigkeit zu reflektiertem Lernen aus Erfahrungen könnte sie dazu befähigen, Qualia zu erwerben und eventuell irgendwann eine Form bewusster Innerlichkeit zu entwickeln. Wir wären dann in der Dilemmasituation, sich selbst bewusstes künstliches Leben erschaffen zu haben.

Stellen wir uns nun vor, eine Intelligenzexplosion der selbstlernenden Maschinen katapultiert uns ins Zeitalter der Superintelligenz. Die erste Superintelligenz wird per definitionem nicht mehr vom Menschen in ihren Entscheidungen und Kognitionsprozessen verstanden werden können. Ausgestattet mit einem IQ von 100.000, könnte einer solchen Entität Empathie wie eine ineffiziente oder sogar zerstörerische Kraft erscheinen, wäre ihr doch jegliche Konsequenz einer von Empathie getragenen Entscheidung im Vorhinein klar.

Mit einer solchen Super-KI können wir nicht nur nicht verhandeln; ihre Operationen müssen der Menschheit zwangsläufig wie Willkür erscheinen, da die dahinterstehenden Prozesse nicht mehr transparent sind. Die Gefahr ist offensichtlich: eine solche Maschine könnte den Platz Gottes einnehmen. Deus ex machina, der Gott aus der Maschine, wäre posthumane Realität geworden. In „Le Mythe de la Singularité“ dekonstruiert der kritische Cyberphilosoph Gabriel Ganascia die Singularitätsbewegung als quasireligiösen Kult. Die Kluft zwischen einer neuen Elite von digitalen Adepten und der breiten Bevölkerung wird so groß und unüberwindbar sein wie die zwischen mittelalterlichen gelehrten Klerikern und dem gemeinen Volk einst war. Die neue Phase der Aufklärung, soviel erscheint klar, muss gekoppelt sein an digitale Kompetenz, kritisches Denken und ständiges Lernen, um einer neuen, dräuenden Techno-Gnosis zu entkommen.

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Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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