Die diesjährige CEBIT hatte vom 11. bis zum 15.6. ihre Tore geöffnet. Ein triftiger Grund für einen Besuch war der Umstand, dass die Messe auf die Innovationen in den Zukunftssektoren „Künstliche Intelligenz“ sowie „Robotik“ reagiert hat und schon lange keine reine Computer-Fachmesse mehr darstellt. Besonderes Flair versprachen sich die Veranstalter von dem gestiegenen „Event-Anteil“: Drohnenshows, Gaming-Bereiche sowie ein ausgedehntes Abendprogramm mit internationalen Musikern wie Mando Diao oder Jan Delay sollten das Publikum unterhalten. Doch wie wirkte sich der neue Fokus auf Schauwerte und Entertainment auf den Informationsgehalt aus?
An den Ständen waren teils beeindruckende Technologien zu begutachten: vom „State-of-the-art“ der humanoiden Roboter – „Pepper“ und der kleine Bruder „Nao“ über Exoskelette, die vornehmlich für das Training mit Schlaganfallpatienten angewendet werden, hin zu Applikationen im VR- und Gaming- Bereich. Auffällig war auch die starke Präsenz von Optimierungssoftware und „schwacher KI“ für unternehmensinterne Kommunikation sowie die verstärkte Forschung im Bereich der Unfallprävention sowie der Steuerung von automatisierter Mobilität.
Und da gab es ja noch die Vorträge. Während sich einige auf motivationale Aspekte stützten, frei nach dem Motto „wie kann man aus der Garage heraus ein erfolgreiches Start-up gründen?“, andere wiederum auf die Unternehmenskultur, spezifisch auf die Tücken des „hire & fire“ in großen Unternehmen, hinwiesen, blieb vor allem ein Vortrag haften: Iris Phan, Juristin am IT-Rechenzentrum LUIS an der Leibniz-Universität Hannover, und Florian Krause, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsethik der Universität St.Gallen, hielten einen Vortrag mit dem vielversprechenden Titel „Love and Sex with robots – ethical and legal implications“.
Das Tierrecht als Referenz für ein kommendes „Roboterrecht“?
In nur 20 Minuten umrissen die beiden Referenten eine sich verändernde Welt, in der die Menschen künftig mit Robotern zusammenleben werden. Und zwar nicht nur als Kollegen oder in Kunde-Auftraggeber-Relationen, sondern in „Mensch-Maschine“-Beziehungen.
Welche Rechte kann man einem solchen Roboter, der als Partner anerkannt wird, zubilligen, und welche Pflichten müssen ihm auferlegt werden? Neben den unvermeidlichen Robotergesetzen nach Asimov wurde von den Referenten ein neuer Aspekt artikuliert, und zwar das Tierrecht als Referenz für ein kommendes „Roboterrecht“. Damit wäre zwar noch keine zukunftssichere Ethik garantiert, wenn wir uns anschauen, wie unterschiedlich die Rechte der Tiere verteilt sind – siehe Massentierhaltung. Es klingt jedoch viel nachvollziehbarer und plausibler, als Roboter mit Bürgerrechten auszustatten, wie geschehen im Falle des Konversations-Bots „Sophia“.
Fazit: alleine schon für diesen Vortrag hat sich die Anreise gelohnt. Doch die CEBIT war auch generell ein mitreißendes Erlebnis – das jedoch von einer Reduktion des Show- und Eventcharakters profitieren könnte.
Serie mit Gastbeiträgen von Dr. Johannes Lierfeld in den SteadyNews:
- Nanomedizin/ Nanoethik
- Evolution: Von biologischer zu non-biologischer Intelligenz
- Interview mit Dr. Reginald Grünenberg
- Künstliche Intelligenz(en), Singularität(en) und… Kant?!?
- Menschenrechte versus Maschinenrechte Teil 2
- Menschenrechte versus Maschinenrechte Teil 1
- Kontrollproblem: Was ist technologische Singularität?
- Brauchen wir einen „Digital-Gipfel“?
- Biologische versus biologische Intelligenz
- Interview mit der KI-Expertin Yvonne Hofstetter
- Warum wir nicht einfach „den Stecker ziehen“ können
- Das KI Kontrollproblem. Der Mensch als Fortschrittsjunkie
- Dr. Johannes Lierfeld: Neuralink und das Kontrollproblem
- Whole Brain Emulation – Phantasma oder der Weg zur virtuellen Unsterblichkeit?
- Bostroms Simulationshypothese oder: nur, weil wir die Wirkmechanismen unserer Realität …
Kontaktdaten:
Dr. Johannes Lierfeld
E-Mail: [email protected]
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